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LDKler

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Zur Frage, wie mit der Pegida-Bewegung umzugehen ist, habe ich einen interessanten Artikel gelesen:

http://www.annotazioni.de/post/1460

Die “PEGIDA”-Proteste sind nicht nur Proteste gegen angebliche “Islamisierung”, gegen Migration und gegen Flüchtlinge, sondern auch (und vielleicht vor allem) gegen “die Politik” und “die Medien”. Jüngst war auf der Webseite einer größeren deutschen Zeitung in einem Artikel zu lesen, dass in Dresden nicht bei der Kritik an Immigration oder Flüchtlingen, sondern bei der Kritik an den etablierten Parteien und Medien der Applaus am größten gewesen sei.
Es ist der jüngst von der Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlichten “Mitte-Studie” zu verdanken, dass wir heute mehr über verschiedene Formen der Demokratiekritik in Deutschland wissen (ab S. 85). In Kürze mit eigenen Worten zusammengefasst und interpretiert:
• Eine erste Form der Demokratiekritik beruht auf den eben genannten, pauschalen, undifferenzierten Zweifeln an “der Politik” oder an “den Politikern”. Umfragen zeigen: Wer so denkt, der neigt überdurchschnittlich stark zu rassistischem und ausgrenzendem Denken sowie zur Wahlenthaltung und zu gesellschaftlicher Passivität.
• Eine andere Form der Demokratiekritik unterstellt, dass in der Demokratie wirtschaftliche Akteure – Konzerne, Wirtschaftsverbände – unbotmäßig viel Macht haben, die Interessen der breiten Massen hingegen zu kurz kommen. Umfragen zeigen: Wer so denkt, neigt weniger als der gesellschaftliche Durchschnitt zu Rassismus und Ausgrenzung und engagiert sich stärker in Parteien, bei Wahlen und in der Gesellschaft.
Offensichtlich gibt es also zwei Ventile, um Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen und politischen Zuständen rauszulassen:
Entweder als pauschale Ablehnung von Politik und Politiker/inne/n, dann häufig gepaart mit erstens der Ablehnung von Islam, Migration und Flüchtlingen sowie zweitens mit politischer Resignation.
Oder als Ablehnung von Konzernen und Managern, dann häufig gepaart mit erstens stärkerem politisch-demokratischem Engagement sowie zweitens einer größeren Aufgeschlossenheit gegenüber Migrant/inn/en und Flüchtlingen.
Entscheidend scheint also zu sein, welchen Gegner die Menschen vor Augen haben, wenn sie das eigene Leben, die eigene soziale Unsicherheit, das eigene Elend und die eigenen Ängste zu verstehen versuchen.


Es gibt also 2 Reaktionen auf die berechtigten Ängste vor der zunehmenden sozialen Unsicherheit und Ungleichheit:
Der intelligentere Teil der geht zu occupy, der weniger intelligente zu Pegida.

Von daher scheint die Diskussion mit den Pegida-Bewegten wenig erfolgsversprechend zu sein. Viel wichtiger für ein Zurückdrängen ausgrenzenden, rechten und rassistischen Gedankenguts ist daher eine Politik, die auf sozialen Zusammenhalt, auf mehr Gleichheit und soziale Sicherheit setzt, statt sich nur moralisch zu empören, wie es derzeit die Parteien machen.

Trotzdem ist dem Autor zuzustimmen, wenn er den Dialog mit Pegida befürwortet:

Der Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzung verlangt nicht nur eine sozialere, eine nicht-neoliberale Politik. Er verlangt vielmehr auch eine ausdrückliche politische Polarisierung gegenüber denen, die von neoliberaler Politik, von zunehmender Ungleichheit und von schlechten Löhnen profitieren. Eine Polarisierung also gegen Vermögende, Konzerne und ihre politischen Marionetten; mit einem Wort: gegen das Kapital. Nur mit einem solchen Antagonismus kann es gelingen, die Verantwortlichen für soziale Unsicherheit, für Armut und Statusangst, für Sozialabbau und Entsolidarisierung auch zu benennen und zu bekämpfen. Und nur auf diese Weise kann den “PEGIDA”-Anhänger/inne/n klargemacht werden, dass nicht Islam, Migration und Flüchtlinge schuld sind.
Salopp formuliert: Den Menschen politische Alternativen anzubieten, bedeutet nicht nur, ihnen eine andere Politik, sondern auch, ihnen einen anderen (den tatsächlichen) Gegner anzubieten.


Vielleicht ist der eine oder andere Pegida-Bewegte ja doch lernfähig.
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AdlerBonn schrieb:
Wer soll denn diese Ida sein?
Na Ida Lietzow, wer denn sonst? Kennst du die etwa nicht?
http://ask.fm/fragida
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Aragorn schrieb:
LDKler schrieb:
Aragorn schrieb:
Soviel zum Thema "Griechenland hat Fortschritte gemacht", wie uns von der Bundesregierung vorgegaukelt wird!  Sehr interessant das mal aus griechischer Sicht zu lesen. Dieser "Brief" stellt die gesamte EU/EZB-Finanzpolitik infrage! Und der Mann hat absolut recht! Das gesamte EU-System ist krank und bedarf mMn einer grundlegenden Reform.

Wow, Aragon und ich mal vollständig einer Meinung!

Dazu noch ein lesenswerter Artikel der Tagesspiegel:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/europas-krisenpolitik-merkels-politik-nutzt-nur-dem-kapital/9967406.html
Angela Merkels Krisenpolitik nutzt dem Kapital - und die Rettung des Euro bezahlen am Ende die Armen.

Bahnt sich nun also nach Jahrzehnten der Unterwerfung der Politik unter die Ansprüche des flüchtigen Kapitals die große Wende an? Schön wär’s. Doch die politische Praxis in Europa folgt einem ganz anderen Muster. Denn hier erzwingen die deutsche Kanzlerin und ihre Verbündeten in der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Rat der Finanzminister per Gesetz und mit den Knebelverträgen für die Notkredite an die überschuldeten Staaten eine Politik, die im großen Stil die Ungleichverteilung verschärft. So setzte die EU-Kommission im Auftrag der Euro-Gruppe in allen Krisenländern massive Lohnsenkungen durch. Gleichzeitig weigern sich die EU-Finanzminister aber hartnäckig, für eine halbwegs gerechte Besteuerung von Kapitalerträgen zu sorgen.

Selbst die Krisenstaaten Zypern und Irland dürfen weiterhin Konzerne und Geldwäscher mit großzügigen Steuernachlässen bedienen. In Griechenland ging die soziale Spaltung im Namen der Euro-Rettung so weit, dass die Kürzung des Mindestlohns um 25 Prozent per Notstandsdekret erzwungen wurde, als im Parlament die Mehrheit fehlte, weil sogar die Unternehmer sich dagegen ausgesprochen hatten. Die auf mehr als 200 Milliarden Euro geschätzten Vermögen der griechischen Elite bei Banken und Fonds im Ausland blieben dagegen unangetastet. Nun drängen die Merkel-Regierung und die Kommission auch in Frankreich und Italien auf „Strukturreformen“, deren wesentliches Ziel es ist, die Löhne zu drücken.


Hat was von der griechischen Koalition! ,-)  


In der Tat!
   
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Aragorn schrieb:
Soviel zum Thema "Griechenland hat Fortschritte gemacht", wie uns von der Bundesregierung vorgegaukelt wird!  Sehr interessant das mal aus griechischer Sicht zu lesen. Dieser "Brief" stellt die gesamte EU/EZB-Finanzpolitik infrage! Und der Mann hat absolut recht! Das gesamte EU-System ist krank und bedarf mMn einer grundlegenden Reform.

Wow, Aragon und ich mal vollständig einer Meinung!

Dazu noch ein lesenswerter Artikel der Tagesspiegel:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/europas-krisenpolitik-merkels-politik-nutzt-nur-dem-kapital/9967406.html
Angela Merkels Krisenpolitik nutzt dem Kapital - und die Rettung des Euro bezahlen am Ende die Armen.

Bahnt sich nun also nach Jahrzehnten der Unterwerfung der Politik unter die Ansprüche des flüchtigen Kapitals die große Wende an? Schön wär’s. Doch die politische Praxis in Europa folgt einem ganz anderen Muster. Denn hier erzwingen die deutsche Kanzlerin und ihre Verbündeten in der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Rat der Finanzminister per Gesetz und mit den Knebelverträgen für die Notkredite an die überschuldeten Staaten eine Politik, die im großen Stil die Ungleichverteilung verschärft. So setzte die EU-Kommission im Auftrag der Euro-Gruppe in allen Krisenländern massive Lohnsenkungen durch. Gleichzeitig weigern sich die EU-Finanzminister aber hartnäckig, für eine halbwegs gerechte Besteuerung von Kapitalerträgen zu sorgen.

Selbst die Krisenstaaten Zypern und Irland dürfen weiterhin Konzerne und Geldwäscher mit großzügigen Steuernachlässen bedienen. In Griechenland ging die soziale Spaltung im Namen der Euro-Rettung so weit, dass die Kürzung des Mindestlohns um 25 Prozent per Notstandsdekret erzwungen wurde, als im Parlament die Mehrheit fehlte, weil sogar die Unternehmer sich dagegen ausgesprochen hatten. Die auf mehr als 200 Milliarden Euro geschätzten Vermögen der griechischen Elite bei Banken und Fonds im Ausland blieben dagegen unangetastet. Nun drängen die Merkel-Regierung und die Kommission auch in Frankreich und Italien auf „Strukturreformen“, deren wesentliches Ziel es ist, die Löhne zu drücken.
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pelo schrieb:
Es ist immer gut,wenn man den "Chef" selbst sprechen lässt.

http://radio-korfu.de/in-einem-offenen-brief-an-das-handelsblatt-wendet-sich-a-tsipras-an-die-deutschen-lesenswert/


Danke für den link!
Sehr lesenswert.
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LDKler schrieb:
Aus einem Positionspapier des designierten neuen Finanzministers der SYRIZA Yanis Varoufakis (der Mann ist übrigens ein bedeutender Wirtschaftswissenschaftler):
https://varoufakis.files.wordpress.com/2014/03/think_big_think_bold-pdf-as-published.pdf

This shout includ a credible plan for infrastructural investments; the notion of a cross-
border welfare net, common public debt instruments and a powerfull manifesto
threatening bankers with severe wing cipping. It should also combine centralised
fundin for large-scale green enery research projects with decentralised assistance to
small cooperatives that create local sustainable deveopment in cities and rural areas.
Our European Green New Deal should operate at a pan-european level without crushing
national sovereignty.


Kann ich 100% unterschreiben, nur so kann Europa aus der Krise kommen.

Varoufakis' Blog ist übrigens generell sehr lesenswert


So, ist bestätigt, Varoufakis ist neuer Finanzminster:
http://www.theguardian.com/business/economics-blog/2015/jan/26/profile-yannis-varoufakis-greece-finance-minister

Dann mal ran ans Werk:
In pre-election interviews he vowed to destroy Greek oligarchs, end what he called the humanitarian crisis in Greece and renegotiate the country’s debt mountain.

“We are going to destroy the basis upon which they have built for decade after decade a system, a network that viciously sucks the energy and the economic power from everybody else in society,” he told Britain’s Channel 4 television.
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SGE-URNA schrieb:
LDKler schrieb:

Und wohin uns die neoliberale Konterrevolution der 80er Jahre geführt, sehen wir ja jetzt: in die tiefste Wirtschaftskrise seit 1929, mit überschuldeten Staaten und Privathaushalten, mit europaweitem Lohn- und Sozialdumping, mit Massenarbeitslosigkeit und -armut ...
Sieht so die Erfolgsgeschichter liberaler Politik aus?


Ich weiss ja nicht, in welchem Paralleluniverusm du lebst, aber die Belastung der Arbeitnehmer, vor allem durch Lohnnebenkosten, die nunmal hauptsächlich der Umverteilung dienen, ist doch in den 80ern und 90ern permanent gestiegen. Krankenversicherung hoch, Rentenbeiträge hoch, Pflegeversicherung eingeführt, Soli eingführt, und, und, und.

Ja eben!!! Genau das sage ich doch. Immer weiter zunehmende Belastung von Arbeitseinkommen zugunsten der Entlastung von Unternehmens- und Kapitaleinkommen. Neoliberale Umverteilung von unten nach oben wie aus dem Lehrbuch.

Alles zum Ausbau des Wohlfahrtsstaates.
Stimmt (leider!) nicht.
Die Zahlen sprechen eine andere Sprache, denn die Abgabenquote in Deutschland ist seit den 70er Jahren bei schwankendem Verlauf heute nahezu unverändert (siehe Abbildung 3):
http://library.fes.de/pdf-files/wiso/09604.pdf

Abbildung 4 ist übrigens der Nachweis für meinen ersten Absatz.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich in D bei relativ mickrigem Bruttolohn knapp über 50% netto überwiesen bekam. In anderen europäischen Ländern (Frankreich, Schweden) ist das noch viel schlimmer. Wie man sowas als zu neoliberal bezeichnen kann, ist mir schlicht schleierhaft. Für mich ist das ohenhin schon staatlich sanktionierter Diebstahl, um es ganz deutlich zu sagen.  
Da gebe ich dir recht. Und dieser Zustand ist die zwangsläufige Folge der neoliberalen Politik der "Hofierung des Kapitals".

Und was den Terminus "Liberal" angeht... ich beschränke das nicht auf rein materialistisch, ökonomische Konzepte, sondern für mich ist das ein gesamtgesellschaftliches Denken pro Toleranz, Freiheit und Individualismus.
Das fängt bei Religionsfreiheit an, geht über die Ablehnung von nationalistischem, völkischem Gedankengut, welche Menschen unterschiedliche Wertigkeiten zuordnet und eine generelle Ablehnung von elitären Machtansprüchen (ganz gleich, ob von linken oder rechten Besserwissern).
Ja, das ist die gute Seite am Liberalismus.
Aber du musst dich auch fragen lassen, ob du mit deiner Ablehnung des Wohlfahrtsstaats und der Überhöhung des Leistungsprinzips nicht auch Menschen unterschiedliche Wertigkeiten zuordnest. Wer nicht leistungsfähig genug oder gar Transferempfänger staatlicher Leistungen ist, ist in deinen Augen ein Mensch zweiter Klasse und (Mit)Verantwortlicher für die aktuelle Wirtschaftkrise. Damit machst du Unschuldige zu Sündenböcken, statt die wirklich Schuldigen zu erkennen, und bist so letztlich nicht besser als der gewöhnliche Pegida-Mitläufer.
Ich weiß, so direkt hast du das nicht gesagt, aber es liest sich so zwischen den Zeilen.

Dazu gehört aber eben auch die Freiheit des Unternehmers und des Arbeitnehmers (wie ich einer bin, übrigens frei gewählt), sowie eine Akzeptanz des Leistungsprinzips.
Ist diese Freiheit nicht eine Illusion?
Lies dazu mal diesen äußert lesenswerten Zeit-Artikel:
http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-04/freiheit-markt-thielemann
Nimm dir mal die 5 Minuten, lohnt sich wirklich!
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SGE-URNA schrieb:
LDKler schrieb:

Das ist die Agenda der Liberalen!
Umverteilung von Arm zu Reich.



Sorry, aber das ist rein ideologischer Blödsinn

Ok, nicht jedem Liberalen wird das so bewusst sein, weil viele Liberale sicher der irrigen Meinung anhängen, dass Liberalismus letztlich allen nützt.
Und zwar dadurch, dass durch liberale Wirtschaftpolitik der Gesamtkuchen wächst, so dass auch bei kleiner Anteile für die Armen letztlich mehr bei diesen ankommt, als sie ohne "Kuchenwachstum" hätten (trickle-down-Theorie usw.).
Defacto ist diese Vorstellung aber ein Hirngespinst, das zeigt die Wirtschaftshistorie. Die Zeit ausufernden Liberalismus führte zur Katastrophe von 1929 während staatliche Umverteilung ala Roosevelt mit Spitzensteuersätzen von bis zu 90% für Wachstum und Massenwohlstand sorgte.

Und wohin uns die neoliberale Konterrevolution der 80er Jahre geführt, sehen wir ja jetzt: in die tiefste Wirtschaftskrise seit 1929, mit überschuldeten Staaten und Privathaushalten, mit europaweitem Lohn- und Sozialdumping, mit Massenarbeitslosigkeit und -armut ...
Sieht so die Erfolgsgeschichter liberaler Politik aus?

Nein, (neo)liberale führt nicht zu Wohlstand für alle, sondern zu Armut für viele. Wer das nicht erkennen kann, sollte mal seine ideologischen Scheuklappen ablegen.

 
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friseurin schrieb:
LDKler schrieb:
SGE-URNA schrieb:
reggaetyp schrieb:

Meines Erachtens sprechen sie endlich aus, was schon immer Thema war in dieser Partei.


Den Eindruck habe ich nicht so ganz. MMn haben leider mit zunehmenden Erfolg die dubiosen rechtskonservativen Politiktouristen eine Art Meinungsführerschaft erlangt, während die primär liberal orientierten frustriert den Bettel hinschmeissen.

Wir diskutierten ja damals die monothematische Ausrichtung der Partei (Euro). Nun scheint man ein neues Spielfeld gefunden zu haben. Ich prophezeie, dasssich sowohl Henkel, als auch andere Wirtschaftsliberale bald verabschieden werden und die Polit-Karrieristen (Petry usw.) das Ruder weitgehend übernehmen.

Tja, das ist halt das ewige Dilemma der Liberalen: Deren Politik nützt nur den oberen 1%, und das ist nunmal keine ausreichende Basis für Wahlerfolge. Will man die, muss man sich für Dummbeutel öffnen, die Liberale wählen, obwohl ihnen deren Politik schadet. Und wo findet man am leichtesten solche Dummbeutel? Natürlich an den "völkischen" Stammtischen, wo die sozial abgehängten oder vom Abstieg bedrohten von Asylantenflut und Überfremdung schwadronieren.  

Infolge dessen braucht der Staat weniger Geld als vorher und daher können auch mal die Steuersätze gesenkt werden. Und welche Steuersätze dürften das Potenzial zu einer Senkung haben? Natürlich eher die der Gutverdiener.

Ja eben!!!
Genau das sage ich doch, Liberale machen Politik für eine kleine Oberschicht!

Und das sagen sie z. T. sogar ganz offen, so wie hier der neoliberale Vordenker Hans-Werner Sinn in einer Diskussion mit Sahra Wagenknecht:
http://www.zeit.de/2009/27/Streitgespraech-Sinn-Wagenknecht/komplettansicht

Wagenknecht: Das Grundproblem ist ein uralter Zielkonflikt: Kapitalistische Unternehmen wollen so billig wie möglich produzieren und so viel wie möglich verkaufen. Beides zusammen geht volkswirtschaftlich nicht.

Sinn: Warum nicht?

Wagenknecht: Billig produzieren heißt Löhne runter, Sozialabgaben runter, Steuern runter…

Sinn: Darunter leidet doch nicht der Absatz. Die Reichen können mehr kaufen, die Armen weniger. Aber die Nachfrage fehlt deshalb nicht.


Das ist die Agenda der Liberalen!
Umverteilung von Arm zu Reich.
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1958 schrieb:
LDKler schrieb:
adler1807 schrieb:
Ja ja, die böse Finanzelite... Die war vor rund 70 Jahren ja schon einmal Schuld am Elend der Welt...

Völlig richtig!!!
Die Parallelen zu 1929 sind unübersehbar:
http://www.nextnewdeal.net/sites/default/files/styles/large/public/content_images/saez_2012_1per.png

Wir bräuchten jetzt wieder einen neuen Roosevelt mit einem neuen new deal.
Übrigens: SYRIZA will genau das, einen green new deal:
https://varoufakis.files.wordpress.com/2014/03/think_big_think_bold-pdf-as-published.pdf


Alles halb so schlimm. Man sollte die Schulden komplett erlassen und hier für die Finanzierung die Mehrwertsteuer um 10% erhöhen. Diesen Beitrag würde ich sogar akzeptieren.  

??? Die Mehrwertsteuer trifft Geringverdiener überproportional und vergrößert dadurch die soziale Ungleichheit noch weiter. Das ist absolut kontraproduktiv zur Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Wie kommst du darauf, dass eine Mehrwertsteuererhöhung zum Abbau der Vermögenskonzentration führen würde, wie es damals der new deal geschafft hat? Verstehe ich nicht. Kannst du mir das näher erläutern?
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adler1807 schrieb:
Ja ja, die böse Finanzelite... Die war vor rund 70 Jahren ja schon einmal Schuld am Elend der Welt...

Völlig richtig!!!
Die Parallelen zu 1929 sind unübersehbar:
http://www.nextnewdeal.net/sites/default/files/styles/large/public/content_images/saez_2012_1per.png

Wir bräuchten jetzt wieder einen neuen Roosevelt mit einem neuen new deal.
Übrigens: SYRIZA will genau das, einen green new deal:
https://varoufakis.files.wordpress.com/2014/03/think_big_think_bold-pdf-as-published.pdf
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brockman schrieb:
So, zur Mittagszeit noch ein bisschen Lesestoff zur Rhetorik der Pegida-"Bewegung" (Anführungszeichen kein Zufall):

http://www.zeit.de/kultur/2015-01/pegida-rhetorik-analyse/komplettansicht

"Immer wieder wird suggeriert, es gebe in Deutschland keine Meinungsfreiheit. Die öffentlich-rechtlichen Sender werden der "Staatspropaganda" beschuldigt, im NDR-Interview sagt eine Anhängerin der Bewegung: "Wenn man irgendwas sagt, was eine andere Meinung ist, wird man als schlecht und blöd hingestellt und das lass ich mir nicht mehr gefallen." Jemanden als "schlecht und blöd" hinstellen zu dürfen, ist zwar Teil der Meinungsfreiheit, das scheint in der Argumentationskette aber unerheblich.  

Generell wird ignoriert, dass die Meinungsfreiheit im Grundgesetz verankert ist, an dem sich in den letzten Jahrzehnten wenig geändert hat. Wenn man sich Mühe gibt, kann man die Forderung nach "Meinungsvielfalt", die auf einem weiteren Plakat bei der Demonstration zu lesen ist, nachvollziehen. Allerdings verliert sie an Glaubwürdigkeit, wenn sie von Menschen geäußert wird, die jegliches Medium ablehnen, das nicht die eigene Meinung wiedergibt."  


Ja, diese Leute haben nicht kapiert, dass Meinungsfreiheit nicht das Recht auf Meinungsakzeptanz beinhaltet. Es gibt nunmal Meinungen, die zwar geäußert werden dürfen, aber trotzdem objektiv (also faktenorientiert) betrachtet, unzweifelhaft "schlecht und blöd" sind.
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SGE-URNA schrieb:
Ffm60ziger schrieb:
miraculix250 schrieb:
yeboah1981 schrieb:
Mit den "Unabhängigen Griechen" zusammenzugehen, hat jetzt aber wirklich ein Querfront-Geschmäckle.  :neutral-face  


Versteh ich auch nicht, schon bekloppt. Zumal sich ja eine mitte-links Partei angeboten hat. Naja...


Wieso gelten die als rechts? Anexartiti Ellines kurz, ANEL, genannt.


Hab ich mich auch gefragt. Wahrscheinlich weil der Gründer ein ehemaliger Konservativer ist, der den Sparkurs auf Gedeih und Verderb nicht mitgehen wollte. Vielmehr finde ich über die Partei irgendwie nicht raus.  


In der FAZ gibts einen Artikel zur ANEL, wenn auch schon etwas älter:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/griechenland-widerstand-gegen-das-vierte-reich-11690056.html
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Aragorn schrieb:
Ändert auch nichts am Staatsbankrott.
Unsinn, ohne Zinszahlungen häte der griechische Staat einen Haushaltsüberschuss:
http://www.welt.de/wirtschaft/article127219576/Griechenland-schafft-endlich-Haushaltsueberschuss.html
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concordia-eagle schrieb:
Als Schuldner zu sagen, ich zahle nix mehr oder wesentlich weniger und gebe wieder Geld aus, mag aus seiner Sicht verständlich sein, dass es von Erfolg gekrönt sein wird, halte ich für eher unwahrscheinlich.

Es wird aber nicht anders gehen und das nicht nur in Griechenland sondern weltweit. Der von der wachsenden Ungleichheit und desaströser Steuerpolitik getriebene "Tsunami of dept", wie der Guardian schreibt, ist längst völlig außer Kontrolle:
http://www.theguardian.com/money/2014/jun/15/us-economy-bubble-debt-financial-crisis-corporations

Und sogar die Boston Consulting Group hält einen weltweiten drastischen Schuldenschnitt für unvermeidbar (siehe Abbildung 2 auf Seite 5):
http://www.bcg.com/documents/file87307.pdf

Nur Merkel will diese Realität nicht wahrhaben. Ist ja auch scheisse, wenn man Jahrzehnte nur auf den Export gesetzt hat (und btw. damit auch die eigene Arbeitslosigkeit exportieren konnte) und die ausländischen Schuldscheine, die man für seine Exportgüter bekommen hat, plötzlich wertlos werden.  
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peter schrieb:
so gut wie jeder krieg im mittelalter war davon geprägt dass gott und die welt hier durchmaschiert sind und ihre gene verstreut haben.

Zum Glück, sonst könnte ich heute hier nicht schreiben!
Als mein Großvater seinerzeits den Ariernachweis erbringen musste, hat er Interesse an der Ahnenforschung bekommen und seine Stammbaum soweit wie möglich zurückverfolgt. Das älteste Dokument, was er gefunden hat, war eine Heiratsurkunde von 1648 über die Eheschließung zwischem einem schweizer Landsknecht und einer wittgensteiner Magd.
Letztlich ist doch jeder ein Stück weit Ausländer, man muss nur lange genug zurückgehen.  
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peter schrieb:
planscher08 schrieb:
peter schrieb:
planscher08 schrieb:
kreuzbuerger schrieb:
planscher08 schrieb:
Diese ganze Pegidabewegung ist doch ein Resultat verpatzter Politik. Das ewige Multikulti-Geschwätz ist doch nicht jedermanns Sache. Schaut man sich mal im näheren Umfeld um, dann erkennt man doch das Nationalitäten gerne unter sich sind. Nicht komplett, aber man sucht und findet sich selbst. Türken sind viel mit Türken zusammen, Dunkelhäutige mit Dunkelhäutigen usw. Das ist doch ganz normal das man Gleichgesinnte sucht. Das vielen Nicht-Muslimen die Religion befremdlich ist, ist doch auch jeden klar. Wenn dann wie in Dresden man mal richtig mobilisiert, dann findet man genau Leute die auch so denken.

Mich stört es einfach das man immer diese Multikulti-Gesellschaft hochlobt, aber einfach nicht funktionieren kann. Das hat jahrtausende doch vorher auch nicht so richtig immer geklappt. Das ist halt ein langer Prozeß.  


mal unter uns gefragt: haste jemals eine grafische aufbereitung von völkerwanderungen gesehen? oder ganz salopp: wir sind alle vom ursprung her afrikaner. seit wann haben unsere cousins und cousinen hier nix mehr zu suchen?


das es immer Vermischungen der Kulturen gab ist doch klar. Nur hat man ja heute es eher so das aus allen Herren Ländern zusammen kommen. Das ist doch ein neues Phänomen. Das nicht jeder damit klar kommt ist doch normal. Dieses Phänomen anderen Kulturen befremdlich zu finden,  ist doch kein rein deutsches Problem. Das gibt es doch überall. Das man auch zusammen funktionieren kann, bestreitet auch keiner.  


so wie du es beschreibst siehst du das problem darin, dass zuwanderer ihre eigene identität bewahren, ich sehe darin überhaupt kein problem. es gibt weltweit chinatowns ohne dass das konflikte herausfordert, im osten deutschlands bekamen die fitschis, vietnamesische einwanderer, massive probleme mit agressiven mitbürgern obwohl sie in der zweiten generation bereits gute schulische leistungen vorweisen konnten. in den usa haben die verschiedensten zuwanderungsgruppen ihre identität bewahrt und sind dennoch amerikaner geworden.

es ist also eher eine mentalitätsfrage was man von zuwanderern erwartet. und meiner mentalität entspricht es, dass ich lediglich gesetzestreue und soziales verhalten voraussetze, nicht bedingungslose anpassung. du kannst das von mir aus multikulti nennen, aber mir ist ein großstädter mit relativ hohem sozialem niveau weltweit wahrscheinlich ähnlicher, auch kulturell, als ein landwirt aus friesland oder oberbayern oder ein pegidaanhänger aus dresden. deutschland ist zeitgeschichtlich betrachtet ein relativ junges konstrukt.

das phänomen der zuwanderung ist alles andere als ein neues. schau mal ins ruhrgebiet und umgebung, da gab es schon im letzten jahrhundert große polnische einwanderungswellen, so gut wie jeder krieg im mittelalter war davon geprägt dass gott und die welt hier durchmaschiert sind und ihre gene verstreut haben.

und, da hast du recht, resentiments gegen das fremde und rassismus gibt es überall. aber es gibt keine guten gründe sich dem zu beugen und das mit zu machen. und es gibt im gegenteil gute gründe mit dem finger auf eine bewegung zu zeigen, die genau dieses befördert.  


Die Aggressionen gegenüber den Islam ist ja auch ein langsamer aber schleichender Prozeß. Wieviele Themen wurden doch bezüglich dem Islam durchgekaut? Dann die ganzen Nahost-Konflikte, Burkas, Terrorismus usw. Die Medien haben ja richtig ein Aufhänger gefunden und jetzt wundern sie sich das darauf Leute anspringen und das ganze nicht so toll finden.  


ich sehe da einen anderen zusammenhang. da sich der sozialstaat langsam immer mehr auflöst und immer mehr menschen in armut geraten sucht man sich irgend jemand auf dem man herumtrampeln kann weil der schwächer ist. und fantasiert dann, wie in dresden, dass die ausländer und alsylanten alles in den hintern gestopft bekommen während man selbst ein armes würstchen ist. rational ist daran gar nichts.

Stimmt natürlich alles, trotzdem haben die Medien dazu beigetragen, dass sich der Protest nicht gegen die wirklich Schuldigen, die Finanzeliten, richtet, sondern dass wiedermal Sündenböcke gesucht und gefunden wurden:
http://www.fes.de/fulltext/asfo/00683004.htm

Die Medienöffentlichkeit prägt das Massenbewußtsein und beeinflußt so die Entstehung/Entwicklung des Alltagsrassismus. Sie filtert für die individuelle Meinungsbildung wichtige Informationen und beeinflußt auf diese Weise das Bewußtsein der Menschen, für die sich Realität zunehmend über die Rezeption von Medien erschließt. Während beispielsweise die Berichterstattung über Fluchtursachen und deren Hintergründe (von der ungerechten Weltwirtschaftsordnung und Ausbeutungspraktiken industrieller Großkonzerne über den Öko-Kolonialismus bis zu den Waffenexporten „unserer" Rüstungsindustrie) mehr als defizitär zu nennen ist, behandeln Reportagen aus der sogenannten Dritten Welt überwiegend Kriege und Bürgerkriege, Natur- und Technokatastrophen, Palastrevolutionen und Militärputsche, wodurch das Vorurteil scheinbar bestätigt wird, daß „die Afrikaner", „die Asiaten" und „die Südamerikaner" zwar Nutznießer der westlichen Zivilisation und modernster Technologien, aber zur demokratischen Selbstverwaltung unfähig sind.

Die deutschen Massenmedien reproduzieren den Euro- bzw. Ethnozentrismus, und sie transportieren Ressentiments gegenüber „den Anderen". Bernhard Claussen (1990, S. 140) gelangt im Rahmen seiner Analyse der Vermittlung gängiger Vorstellungen über fremde Völker, Nationen und Kontinente zu dem Schluß, „daß die Mehrzahl der Massenmedien mit breiter Streuung von Klischees, Stereotypen und Vorurteilen bis hin zu ausgesprochenen und unausgesprochenen Feindbildern auf ethnozentrischer Basis durchsetzt sind."

Über die ca. sieben Millionen Ausländer/innen in der Bundesrepublik berichten die deutschen Medien ähnlich, wie sie über das Ausland berichten, also nur im Ausnahmefall, der spektakulär sein und katastrophische Züge tragen sollte. Dadurch werden Ausländer mit Unordnung, Gewalt und Chaos in Verbindung gebracht.

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miraculix250 schrieb:
LDKler schrieb:
Schaedelharry63 schrieb:
Ohnehin stinkt den meisten Griechen die Korruption, die Anstelle staatlichen Regelungen verbreitete Fekelaki-Haltung und die Steuerabstinenz der Elite. Sparanstrengungen wurden ausschließlich auf dem Rücken derer ausgetragen, die keine Lobby haben.

Es ist zu hoffen, das jetzt nicht nur Wahlgeschenke verteilt werden sondern dass die "Unverbrauchten" auch die innergriechischen Probleme beherzt angehen.

Genau das hat Varoufakis angekündigt:
http://www.zerohedge.com/news/2015-01-25/greeces-new-finmin-warns-we-are-going-destroy-greek-oligarchy-system

we are going to destroy the Greek oligarchy system

Wenn SYRIZA damit Erfolg hat, kann das auf ganz Europa ausstrahlen und den Menschen zeigen, das die Diktatur der Finanzeliten nicht alternativlos ist.  


Man könnte ja fast meinen, daß es nicht die Folgen für den Euro sind, die die konservativen Eliten so fürchten

Aber man wird schon alles dafür tun, daß die neue griechische Regierung scheitert. Man stelle sich mal vor, die packen sowas wirklich an, die griechischen Linken, und haben dann auch noch Erfolg damit?! Die ganze gesellschaftliche Ordnung, an der wir seit Jahrzehnten basteln, wäre doch dahin... doch nicht alles so "alternativlos"?    

So siehts aus!  
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Schaedelharry63 schrieb:
Ohnehin stinkt den meisten Griechen die Korruption, die Anstelle staatlichen Regelungen verbreitete Fekelaki-Haltung und die Steuerabstinenz der Elite. Sparanstrengungen wurden ausschließlich auf dem Rücken derer ausgetragen, die keine Lobby haben.

Es ist zu hoffen, das jetzt nicht nur Wahlgeschenke verteilt werden sondern dass die "Unverbrauchten" auch die innergriechischen Probleme beherzt angehen.

Genau das hat Varoufakis angekündigt:
http://www.zerohedge.com/news/2015-01-25/greeces-new-finmin-warns-we-are-going-destroy-greek-oligarchy-system

we are going to destroy the Greek oligarchy system

Wenn SYRIZA damit Erfolg hat, kann das auf ganz Europa ausstrahlen und den Menschen zeigen, das die Diktatur der Finanzeliten nicht alternativlos ist.
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eagle-1899 schrieb:
kreuzbuerger schrieb:
eagle-1899 schrieb:
kreuzbuerger schrieb:
eagle-1899 schrieb:
adler1807 schrieb:
Raggamuffin schrieb:
Ich weiß nicht, ob die Linken langfristig die bessere Wahl für Griechenland sind. Aber kurzfristig dürfte es für die hartgebeutelten Normalgriechen denke ich schon Erleichterungen bedeuten. Und es wird ein interessantes Spektakel, wenn Tsipras auf Konfrontationskurs zur Merkel-EU geht. Deshalb habe ich latente Sympathien für den Machtwechsel.


Und wie lange soll das funktionieren? Geld wächst nicht auf den Bäumen. Du sagst es. Kurzfristig. Langfristig manövriert sich Griechenland doch wieder in die Sch....


Die Linkspopulisten werden sich ganz schnell selbst entzaubern, wenn die Griechen merken, dass die tollen Wahlversprechen nicht zu bezahlen sind.  


aber vielleicht haben sie ja unter der kommenden regierung wieder die chance, ihre kinder selbst versorgen zu können, statt die kohle irgendwelchen hedgefonds in den rachen zu werfen    


Kurzfristig mag sich durchaus eine Verbesserung einstellen, der Preis dafür wird jedoch sehr hoch sein.  


für wen genau?
Bei einem Euro-Austritt würden sich die Schulden ja nicht plötzlich in Luft auflösen


Warum nicht?

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/kapitalismus/eurokrise-und-vergib-uns-unsere-schulden-11527296.html