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seventh_son

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Afrigaaner schrieb:

Ich frage mich ganz einfach wer gibt ne Garantie, dass die das geliehene Geld zurückzahlen?

Mich würde auch interessieren, lassen die Banken die Griechen umschulden? Ich denke kaum.


Eine Garantie gibt dir niemand. Man kann nur hoffen, dass über den IWF genügend Sachverstand herein kommt, um einen für die griechische Regierung machbaren und gleichzeitig auch erfolgsversprechenden Plan zur Entschuldung zu entwickeln. Das wird das größte Problem und die größte Unbekannte sein.

Wenn es zu einer Umschuldung kommen würde (also ein gewisser Prozentsatz der Schulden einfach nicht zurückgezahlt wird) haben die Banken sowieso nichts mehr zu sagen. Das wird dann einfach gemacht weil es nicht mehr anders geht.

Ein schönes Beispiel übrigens, deine Nachbarschaft. Ich möchte es aber noch ergänzen:

Als der "betrügerische" Nachbar in die Gemeinschaft aufgenommen wurde, wußtet ihr anderen schon, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Er gab im Verhältnis zu seinem Verdienst mehr aus als die anderen. Auch war ersichtlich, dass seine vorgelegten Papiere nicht stimmen konnten. Da er aber ein netter Kerl und absoluter Partylöwe war, erachtete man ihn als wichtig für die nachbarschaftliche Gemeinschaft und wollte ihm nicht vor das Schienbein treten. Also nahm man ihn auf.

Also sollte man sich hinterher nicht beschweren
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ditomaSGE schrieb:

Der Verzicht auf die  Verpflichtung eines zusätzlichen Tormanns geht doch genau in diese Richtung.    


Wo steht das denn? Thx.
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Brady schrieb:
Ist ein Scherz....das die Griechen mit 53 in Rente gehn oder?


Quelle?

Stellt Griechenland jetzt mal nicht als das "land of milk and honey" hin. Ein im Tourismus beschäftigter Grieche verdient durchschnittlich 800 Euro. Was stimmt: Im Gegensatz zu Deutschland zahlt der Staat besser als die freie Wirtschaft. Weshalb es einen "Überschuss" an staatlich beschäftigten gibt.
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adlerkadabra schrieb:
@seventh son: gute Darstellung, wie ich finde.

Das Dumme ist, dass das Primat der Politik verloren zu gehen droht oder höchstwahrscheinlich bereits verloren gegangen ist. Zwar gab es, nachdem die erste Schockwelle der internationalen Finanzkrise so einigermaßen abgefedert war, keinen Mangel an markigen Politikersprüchen - man werde den Finanzsektor von nun an genau beobachten und kontrollieren, selber den Fuß dort in der Tür behalten, Transaktions-/Spekulationsgebühren erheben, die Banken handfest an den Risken beteiligen etc.

Doch passiert ist de facto nicht viel. Die Machtprobe scheint bereits einen Sieger zu haben. Und es dürfte kein demokratisch gewählter sein.


Das ist richtig. Liegt wohl daran, dass mittlerweile die großen Finanzakteure de facto mitregieren, in dem sie einerseits Einfluss auf die Politik ausüben und andererseits so "wichtig" geworden sind, dass man sie als "systemrelevant" nicht kaputt gehen lassen kann und will.

Allerdings löst ein Regulierung der Finanzmärkte auch nicht die hausgemachten Probleme der Staaten - die übermäßige Verschuldung. Ohne die Spekulation würden wir heute vielleicht nicht von "Griechenland am Abgrund" reden, aber irgendwann würde das auch so kommen.
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Im Grunde ist es so etwas wie ein Schneeballsystem:

Du holst dir einen Porsche, obwohl du kein Geld hast. Deshalb leihst du dir das Geld vom Nachbarn. Der wiederum leiht es sich bei einem Kumpel etc.
Irgendwann kannst du dir die Zinsen und Tilgung für den Nachbarn nicht mehr leisten und leihst dir deshalb Geld von einem Verwandten. Solange alle in der Kette Zinsen und Tilgung bezahlen und dafür neue Kredite aufnehmen, bekommt jeder sein Geld und der Geldfluss bleibt in Gang. Es muss sich eben nur jemand finden, der immer wieder einen Kredit gibt. Irgendwann sind alle Nachbarn, Verwandten und Freunde abgegrast - irgendwann gibt es jemand, der keine Kredite mehr bekommt.  

Die ärmste Sau ist der letzte in der Kette. Der hat nämlich einen Kredit gegeben, aber keinen bekommen um seine Schulden zu decken.

So, und das ganze kann man sich jetzt so vorstellen, als würde man jedes Jahr einen Porsche kaufen.
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Luzbert schrieb:

Da ja alle Staaten Schulden machen ist doch davon auszugehen, dass alle über den Verhältnissen leben.
Aber das kann ja auch nicht sein, wer ist denn dann der ausgenommene?


Gute Frage. Im Moment vermutlich noch niemand. Die Kredite fallen noch nicht aus, sondern werden mit neuen Krediten bedient. Aber irgendwann wird auch die stärkste Volkswirtschaft nicht mehr kreditwürdig sein. Dann will keiner mehr irgendwem Geld geben - und dann wird das Geld und damit die Schulden entwertet. Die Ausgenommenen sind dann all jene, deren Vermögen größtenteils aus Bargeld besteht und diejenigen, die auf Bargeld lautente Kredite gegeben haben. Das Geld ist dann weg.

Luzbert schrieb:

Ich verstehe dieses Schuldenkonstrukt nicht.  
Die Staaten nehmen Kredite bei Banken und anderen Staaten auf.
Die Banken gehen Pleite und werden von den Staaten gerettet, die dafür wiederum neue Schulden bei anderen Staaten und Banken aufnehmen.
Jetzt gehen die ersten Staaten Pleite und werden von Staaten gerettet, die eigentlich selbst hoffnungslos überschuldet sind...


Wie ich sagte, Schulden werden mit Schulden bezahlt. Bis jetzt machen da noch alle fröhlich mit, weil sie noch darauf vertrauen, dass es so weitergeht. Gleichzeitig drucken Staaten Geld und pumpen es in den Markt, so dass ein Missverhältnis zwischen realen Gütern und Gegenwert in Geld aufgebaut wird. Geld wird also peu a peu weniger Wert sein. Das zusammen mit der Schuldenproblematik ist eine gefährliche Mischung.

Luzbert schrieb:

Wenn jetzt aber letzten Endes alle pleite sind, was bedeutet das denn?
An der Gesamtzahl der Güter ändert sich doch nichts, es ist doch nur der immaterielle Gegenwert der sich ändert.


Richtig! Dein Acker oder dein Klumpen Gold wird noch genausoviel Wert sein wie bisher. Das, was du an "immateriellem Gegenwert" in der Tasche hast, wird dagegen nichts mehr wert sein. Du kannst dann, als Beispiel, für deine 1000 Euro nur noch ein Gut im Wert von 1 Euro kaufen. Und die anderen 1000 Euro, die du dem Staat in Form einer Anleihe gegeben hast, sind auch weg.

Das System ist anscheinend an seinem Zenit angekommen.
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Ich sehe das Ganze differenziert. Ich halte weder etwas von Parolen wie "Griechenland raus" oder "jetzt wollen die faulen Griechen unser Geld", noch von Geld reinstecken ohne Sinn und Plan.

Niemand hier im Thread dürfte genau wissen, was besser ist (für uns, für die EU und für Griechenland), Griechenland pleite gehen lassen, raus aus dem Euro gehen, oder Kredite geben. Ich habe dazu mittlerweile 100 "Experten" mit 1000 Meinungen gehört. Alle haben ihre Argumente. Ich schlußfolgere daraus, dass es schlicht nicht klar ist, welche Option die beste ist, bzw. man bei keiner Option weiß, wie es danach weitergeht.

Wenn wir Griechenland aushelfen, ist es ja nicht so, dass die Griechen jetzt unser Geld bekommen und verjubeln dürfen. Vielmehr sichern wir damit, dass die Banken (auch die deutschen), die griechische Papiere haben, nicht auf eben diesen sitzen bleiben sondern ihr Geld bekommen. Es ist also kein "Geschenk" an den Otto-Normal-Griechen, sondern mal wieder eines an die Banken.

Würde man Griechenland pleite gehen lassen, würden die Banken einen Haufen Geld verlieren, da man einem nackten Mann nicht in die Taschen greifen kann.

Würde Griechenland aus dem Euro austreten, die Drachme wieder einführen und gegenüber dem Euro abwerten, würden die Banken ebenfalls Geld verlieren, da dann entweder die Kredite nichts mehr wert sind oder (falls sie in Euro notiert bleiben) mit einer schwachen Drachme nicht bedient werden können.

Die Frage ist jetzt, lohnt es sich, den Banken erneut zur Seite zu springen, weil die Folgen z.B. für den Euro und die anderen EU-Länder dann weniger schlimm sind als bei einer Pleite.

Dies ist zu einem großen Teil eine psychologische Frage, denn es gibt für mich keinen realen Grund, warum der Euro fällt, wenn es Griechenland schlecht geht. Für meine Euros bekomme ich in Deutschland und vielen anderen Ländern immer noch gute Waren, er ist also für mich weiterhin genauso viel Wert. Dass er unter der Griechenland-Krise leidet, hat rein psychologische Gründe. Er fällt, weil die Leute GLAUBEN, dass es ihm schlecht geht und dass er weiter fällt.

Eine echte Gefahr sehe ich auch noch nicht, denn der Euro war in letzter Zeit sehr hoch und ist jetzt auf einem Niveau, dass man mit Blick auf die Vergangenheit durchaus noch als "gehoben" bezeichnen kann (er war ja auch schon unter einem Dollar!).

Aber gut, das sollen Experten beantworten. Wichtig für mich wäre, wenn man Griechenland hilft, dass man nicht in ein Fass ohne Boden investiert, sondern es einen Plan gibt, wie Griechenland nach der Überbrückung wieder Kredite am Markt bekommt und von seinem Defizit runter kommt.

Da sehe ich ehrlich gesagt schwarz. Die Schulden sind im Vergleich zur Wirtschaftsleistung so hoch, dass ich sehr daran zweifle, dass man über einen längeren Zeitraum dem Volk solch große Einschnitte zumuten kann, wie nötig wären. Es reicht eben nicht mehr, die MWSt um zwei Punkte zu erhöhen und die Löhne im öffentlichen Sektor um ein paar Punkte zu senken.

Griechenland hat massiv über seinen Verhältnissen gelebt. Jetzt knallt's eben. Aber wir brauchen da gar nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das gilt auch für uns. Ob Soziales Netz, Gesundheitswesen, Rentensystem oder Infrastruktur - überall fehlt das Geld, was wir dafür bräuchten, unseren Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Noch klappt es - über Schulden. Weil unsere Wirtschaftsleistung ein Pfund ist, mit dem wir gegenüber den Schuldnern wuchern können. Griechenland hat da eben viel weniger zu bieten.

Aber irgendwann dürfte es auch hier knallen - an eine Rückzahlung der Schulden glaube ich nicht. Auch hier hat man sich an liebgewonnene Standards gewöhnt und erachtet Dinge als selbstverständlich, die wir uns eigentlich so nicht mehr leisten können. Auch in Deutschland wird ein Politiker, der sparen will, nur solange beklatscht, bis es an den eigenen Geldbeutel geht.

Ich bin Ingenieur, deswegen versuche ich, das ganze als System zu betrachten. Und ich fürchte, wir haben ein instabiles (Geld-)system, was jetzt langsam beginnt überzuschwingen. Irgendwann wird es sich soweit selbst aufgeschwungen haben, dass es zerstörerische Kräfte entwickelt - ähnlich einer Resonanzkatastrophe bei einem Bauwerk.

Spätestens dann wird es wohl einen Reset geben - das System wird wieder auf den Ausgangszustand gebracht. Entweder langsam (hohe Inflation) oder sofort (Währungsreform). Das wird dann Heulen und Zähneklappern geben, aber dann hätte man vielleicht die Chance, mal wieder entsprechend seinen Verhältnissen zu leben, wenn auch auf niedrigerem Niveau.
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FanTomas schrieb:

Da hilft auch das Gymnasium anscheinend nix. Da du erst 16 Jahre bist, wird dir noch einige Jahrzehnte das Lachen im Halse steckenbleiben bei der auf die Zukunft gerichteten Verschuldungspolitik in unserem Lande. Viel Spaß beim Abbezahlen.    


Du glaubst doch wohl nicht, dass die Schulden jemals zurück gezahlt werden. Es wird einen Reset des Systems geben und dann geht's von neuem weiter. So ist das halt, wenn man über seinen Verhältnissen leben möchte.
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SemperFi schrieb:

Aber Boccia, wo Du grad da bist, was passiert eigtl. wenn sich der CL-Sieger nur für die EL qualifiziert? :p


Um Boccia mal vorzugreifen: In diesem Fall wird in einem komplizierten Verfahren unter Berücksichtigung mehrerer weicher Faktoren, auf das ich jetzt nicht näher eingehen will, ein zusätzlicher CL-Teilnehmer bestimmt, der aber immer Mainz heißt  
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Sir-Marauder schrieb:

Das geht ja damit quasi einher. Durch den weiteren CL-Platz wird schon der 6. fix in der EL starten können.


Herri meinte wohl eher, dass es in Zukunft vielleicht auch noch einen zusätzlichen EL-Platz geben könnte. Das würde dann (zusammen mit dem zusätzlich CL-Platz) bedeuten, dass bereits der 7. in die EL einzieht (1-4 CL, 5-7 EL).

Sir-Marauder schrieb:

Künftig wird es dadurch auch noch leichter, durch die "Hintertür" in die EL zu rutschen: entweder bei einer Pokalfinalteilnahme gegen einen der ersten Vier in der Tabelle (vorher drei) oder über Platz 7 (zuvor Platz 6) in der Liga, sofern beide Pokalfinalisten unter die ersten 6 (zuvor ersten 5) in der Liga kommen.


Würde es nicht auch reichen, gegen einen über die Liga qualifizierten EL-Teilnehmer ins Pokalfinale einzuziehen?
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Pedrogranata schrieb:

Fährmann muß jetzt zeigen, ob mit ihm in der kommenden Saison zu rechnen und zu planen ist, oder ob man doch noch ein Angebot an Pröll abgeben will.
Das ist für mich der Grund seines Einsatzes und nicht Okas (bis jetzt eher kleine) Schwächephase.


Ein neues Angebot an Pröll wird es nicht geben. Wie hier im Forum zu lesen war, hat Pröll die Eintracht auf Prämienzahlungen verklagt. Ob man jetzt der Quelle trauen möchte oder nicht - wenn es so war, dürfte das Tischtuch zerschnitten sein. Wie bei jedem Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis, wenn der eine gegen den anderen klagt.
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Ich denke auch, man muss zwischen Außenverteidigern und Außenstürmern/Flügelspielern unterscheiden.

Ein Außenstürmer muss variabler sein, sollte sowohl flanken als auch dribbeln und in die Mitte ziehen können.

Beim Außenverteidiger halte ich das nicht für nötig. Bis dieser nach vorne kommt, befinden sich sowieso schon einige Spieler in und um den Strafraum herum, natürlich auch mehr Gegenspieler. Da ist die Flanke meist die bessere Wahl, einfach weil mehr Abnehmer da sind. Würde er auch noch in die Mitte ziehen und versuchen zu dribbeln, würde es sehr eng werden.

Deshalb bin ich auch sehr dafür, Außenverteidiger auf ihrer nativen Position spielen zu lassen, so dass sie mit ihrem starken Fuß flanken können. Denn es ist einfach ein Unterschied, aus vollem Lauf in den Rücken der Abwehr flanken zu können, gegenüber einem Haken nach innen um sich den Ball auf den starken Fuß zu legen, der Zeit und Tempo kostet. Zudem sind Flanken auf das Tor zu für Stürmer viel schwieriger zu verwerten, da sie dem Ball hinterher gehen müssen, während eine Flanke vom Tor weg auf sie zukommt und der Kopfball leichter zu timen ist.
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6:3 schrieb:

aber einen trainer zu diffamieren, der fünf jahre bei uns tätig war, ist gazprom--, biene maja- oder HIV style, aber nicht der unsere!
 


Das siehst du falsch. In unserer Kurve gibt es genug Diffamierungs- und Pöbelpotenzial, dass man da durchaus von einem "style" sprechen kann. Diesen trifft man zwar besonders auswärts an, aber letzte Saison hat es auch die große Masse erfasst.

Wenn ich mich im Stadion so umgucke nehme ich jedenfalls immer mehr reinen privaten Frustabbau wahr.
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quantum schrieb:

11 Mann die mal einen schlechten Tag hatten, sorry, aber ich finde das ist kurz gesprungen.


Ich auch. Es gibt sicher nur sehr wenige Beispiele, wo alle 11 Mann außer Form sind und nichts hinbekommen.

Es reicht aber IMHO, wenn es bei 2-3 Spielern nicht so läuft. Und das muss nicht unbedingt mit schlechter Form oder mangelndem Willen zu tun haben, sondern kann auch einfach durch einen stärkeren Gegenspieler oder durch die eigene oder gegnerische Taktik geschuldet sein.

Wenn man bei uns einen Meier, Caio oder Schwegler aus dem Spiel nimmt, dazu einer der Verteidiger einen schlechten Tag hat, wird unser Spiel deutlich darunter leiden, da die Defensive geschwächt ist und die Umschaltfunktion im Mittelfeld nicht funktioniert, was dann noch mehr Druck auf die Defensive bedeutet.

Wenn die Bälle in dem Beispiel nicht bei Meier/Schwegler ankommen, weil er gegen seinen Gegner keinen Stich macht, werden wir kaum gelungene Aktionen in der Offensive haben. Den Mitspielern fehlt die Anspielstation, die Stürmer hängen in der Luft. Dann sieht es auf einmal so aus, als würden alle neben sich stehen.

Eigentlich ist aber nur der Spielfluss blockiert, womit das Team nicht klar kommt. Dann bräuchte man echte Einzelkönner a la van Nistelroy, die für eine überragende Einzelaktion gut sind. Auch so etwas, was uns zu einem richtig guten Team noch fehlt.
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quantum schrieb:

Das alles ist leider keine Erklärung und schon gar kein Trost, das man die Spiele gegen die eigentlich schwächeren Teams so herschenkt. Ich und viele Fußballfans sind doch nicht sauer über die Niederlage, sondern die Art und Weise, wie da lustlos eine riesen Chance vergeben wurde.


Ich gebe dir da ja Recht. Eine Erklärung für das, was in diesen speziellen 90 Minuten schief gelaufen ist, ist das natürlich nicht. Aber im Fußball gibt es eben nicht so viele "einfache" Erklärungen. Fußball ist komplex.

Ich glaube nicht, dass die Mannschaft lustlos war. Sie war heiß auf den 6. Platz. Alles andere würde keinen Sinn machen. Das sind alles Fußballer, Menschen, die erfolgreich sein wollen. Immerhin hängt ihre Karriere und ihr Bild in der Öffentlichkeit davon ab. Dass es lustlos aussah, muss beim Fußball eben nichts mit tatsächlicher Lustlosigkeit zu tun haben. Da spielen, wie heute schon mehrfach erwähnt, 1000 Dinge eine Rolle.

In den letzten Saisons haben wir uns darüber beschwert, dass die Eintracht zwar die Gegner auf Augenhöhe in Schach gehalten hat, aber gegen die guten Teams "abschenkte". Jetzt beschweren wir uns über den umgekehrten Fall. So ist das nunmal als Mittelklasseteam, es wird nie alles zur vollsten Zufriedenheit verlaufen.

Dass wir nun auch mal öfter gegen ein vermeintlich schwächeres Team alt aussehen, ist im Durchschnitt über die Saison gesehen nur wahrscheinlich. Denn wenn die Mannschaft auch noch diese Spiele alle gewinnt, wären wir wohl auf CL-Kurs, und das passt einfach nicht zum Leistungsvermögen dieser Mannschaft.

So ärgerlich das natürlich ist. Aber ein Sieg gegen Bayern bedeutet eben nicht, dass es gegen Gladbach wahrscheinlicher wird zu gewinnen. Nicht für uns.

quantum schrieb:

Gerade durch solche Niederlagen wie gegen Hannover oder Gladbach, wird deutlich, wie groß das Potenzial wäre. Und mal ehrlich, wer geht schon so rationell vor, und verteilt die glücklichen Siege oder unerhoften Punkte gegen die Großen auf die blöden Niederlagen der Kleinen?

Da wird immer das Bedauern über die vergebene Chance überwiegen.

Ich bin ja zufrieden mit der Saison, aber gerade die erwähnten Spiele gegen Hannover und Gladbach lassen mich verzweifeln. "Unnötig" ist dafür schon zu schwach formuliert.


Natürlich ist man als Fan immer emotional in seinen Einschätzungen, und man sieht eher eine vergebene Chance als einen "normalen", rationalen Vorgang.

Aber ich versuche das eben, ein paar Tage nach den Spielen, auszublenden und rational an die Sache zu gehen. Einfach, weil es ungerecht der Mannschaft gegenüber wäre, von ihr zu verlangen, alles zu gewinnen und mit Hurra ins europäische Geschäft einzuziehen.

Solche Niederlagen wie gegen Hannover und Gladbach zeigen mir eben nicht, wie groß das Potenzial wäre, sondern eher dass unser Potenzial noch nicht ausreicht.

"Unnötig" ist so gesehen jede Niederlage, man hat immer Chancen auf mehr, das Spiel geht immerhin bei 0:0 los. Aber allein schon die Bezeichnung "unnötig" kolpotiert, dass man so ein Spiel locker hätte gewinnen können, es quasi ein Selbstläufer hätte sein müssen. Und das ist für uns in der Bundesliga eben kein Spiel.

Ich verbiete mir einfach die Gedankenspiele, was alles möglich gewesen wäre wenn wir nur hier und dort gewonnen hätten. Dann kann man genauso gut hingehen und fragen, was alles NICHT möglich gewesen wäre, hätten wir gegen Bremen, Bayern und Leverkusen verloren, was angesichts deren Qualität sicher drin gewesen wäre.
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fastmeister92 schrieb:

Auch wenn eine Mannschaft immer am Limit spielt, bedeutet das doch lange nicht, dass sie jedes Spiel gewinnt.  

Es gibt halt Mannschaften die ein unterschiedliches Leistungsvermögen haben.    


Nichts anderes sage ich und vermutlich meint es Skibbe genauso.

Wenn wir am Limit spielen, haben wir eine gute Chance, jede Mannschaft zu schlagen, da eben auch die anderen Teams nicht jedes Spiel am Limit spielen können.

Wenn wir allerdings nicht am Limit spielen, sind wir eben von unserer Grundstärke nicht so gut, dass wir ein Spiel mal so nebenher gewinnen. Dann ist immer die Gefahr groß, dass wir es vergeigen. Bei den Bayern z.B. ist das anders, die gewinnen auch Spiele, bei denen für sie nicht viel zusammenläuft oder die sie gar mit angezogener Handbremse bestreiten.
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fastmeister92 schrieb:
Ich habe doch nicht behauptet, dass das Leistungsvermögen jeden Tag gleich ist. Limit bedeutet für mich an die Grenze zu gehen und das hat am Freitag keiner gemacht, auch wenn man die Messlatte niedriger legt.


Dann haben wir wohl unterschiedliche Ansichten über das Wort "Limit". Ich glaube auch nicht, dass Skibbe mit Limit nur den Willen gemeint hat, sondern eben eher die gesamte Leistungsfähigkeit. Und die kann man eben nicht immer steuern, so wie man das möchte.

Auch finde ich es immer vermessen zu beurteilen, ob eine Mannschaft nun alles gegeben hat oder nicht. Es gibt nunmal Spiele, wo jeder Spieler alles geben kann, es aber nichts bringt. Wer will schon beurteilen, wieviel Biss und Wille die Mannschaft in einem bestimmten Spiel gezeigt hat, wenn so viele Faktoren zum Spielausgang beitragen? Ich glaube nicht, dass du das beurteilen kannst.

Van Bommel hat nach dem Barcelona-Desaster der Bayern mal sinngemäß gesagt: Die Fans denken nach so einem Spiel, man hätte nicht alles gegeben. Aber wenn der Gegner immer einen Schritt eher am Ball, immer einen Tick schneller beim Abspiel ist, wenn du einfach nicht hinterherkommst, dann kannst du soviel geben wie du willst, das reicht dann eben nicht.

Und ähnlich kann man IMHO das Spiel gegen Gladbach sehen. Gladbach war an diesem Tag einfach in allen Belangen überlegen, wir kamen nicht hinterher. Zu welchem Prozentsatz das jetzt fehlendem Willen einzelner Spieler geschuldet ist, mag ich nicht beurteilen.

fastmeister92 schrieb:

Wenn man allerdings das Limit als das maximale Leistungsvermögen der Mannschaft betrachtet, dann könnte man auch behaupten, dass die Mannschaft, wenn sie immer ans Limit geht, deutscher Meister werden kann, da sie gegen den zukünftigen Meister und CL-Halbfinalisten gewonnen hat.    


Ja, das könnte man tatsächlich behaupten! Allerdings vergisst du dabei die anderen Teams, die ebenfalls versuchen ans Limit zu gehen. Und wenn Bayern am Limit spielt, sind wir nunmal im Normalfall unterlegen, selbst wenn wir einen guten Tag erwischen und an unserem Limit spielen.

Gegen uns hat Bayern eben weit weg von ihrem Limit gespielt, und nur so war es überhaupt möglich für uns, ein so gutes Spiel zu bieten. Aber Bayern schafft es eben oft genug, so nah an ihrem Limit zu spielen, dass es für schwächere Teams reicht. Gleiches gilt für Schalke, Dortmund diese Saison, oder den HSV. Ihr Limit liegt nunmal ein gutes Stück höher als unserers.
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fastmeister92 schrieb:

Ach, das ist kein Problem. Wenn ich meine Arbeit erledige, dann habe ich doch mein Limit erreicht. Wenn ich allerdings meine Leistungsbereitschaft zeitabhängig mache, dann kann ich mein Limit nicht erreichen. Die Arbeit muss erledigt werden. Manchmal benötigt man weniger Zeit dafür, manchmal mehr. Ich lasse sicherlich nicht den "Hammer" fallen, wenn Feierabend ist und die Arbeit noch nicht erledigt ist.    


Na siehst du, die Mannschaft kann eben nicht mal Überstunden machen, wenn sie in Rückstand liegt. Sie würde sicher auch lieber noch weiter versuchen, die Niederlage abzuwenden, anstatt nach 90 Minuten "den Hammer fallen lassen". Aber sie hat eben nur begrenzt Zeit. Und sie hat einen Gegner, der sich mit ihr misst, der auch "gute Arbeit" abliefern will.

Daher hinkt dein Beispiel mit deiner Arbeit. Stell dir einfach vor, dass du 8 Stunden Zeit hast eine Aufgabe zu erledigen, und neben dir ein anderer versucht, die Erledigung deiner Aufgabe zu verhindern. Da kannst du dich noch so sehr anstrengen, wenn der andere einen besseren Tag als du hat, oder aufgrund seiner Fähigkeiten vielleicht einfach besser mit der Aufgabe klar kommt, kannst du dir den Ar... abrackern und kommst trotzdem nicht voran. Nicht vergessen, nach 8 Stunden ist Abpfiff

Als zusätzliche Schwierigkeit kommt hinzu, dass um dich rum lauter Zuschauer sitzen, die dich ständig beobachten und die deine Aufgabe zwar nicht so gut bearbeiten können wie du, aber glauben, alles besser zu wissen. Wenn sie merken, dass du gegenüber deinem Gegner ins Hintertreffen kommst, fangen sie an dich auszupfeiffen und zu beschimpfen, was deine Aufgabe sicherlich nicht einfacher macht.

Wenn du bei der Aufgabe verlierst, werden sie dir zurufen dass du nicht alles gegeben hast für die Aufgabe, weil sie glauben, das erkannt zu haben. Und das, obwohl du dir so den Ar... aufgerissen hast.

Auf der anderen Seite, bei deinem Gegner, sitzen übrigens noch mehr Zuschauer, die dich permanent versuchen zu stören und deinen Gegner anfeuern.

Also, ich fänd den Job ziemlich anstregend
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fastmeister92 schrieb:

Das ist Ansichtssache und nicht zu beweisen. Wenn man Fußball so betrachtet, dann stimmt auch die Beton-Philosophie und ein Gang ins Stadion ist Zeitverschwendung.


Wieso Zeitverschwendung? Du gehst ja sicher auch nicht davon aus, dass die Eintracht jedes Heimspiel gewinnt. Trotzdem gehst du ins Stadion, wohl wissend, dass du Pech haben kannst und gerade heute eine der Niederlagen kommen könnte. Der Nervenkitzel ist es ja gerade, dass man nicht weiß wie es ausgeht.

fastmeister92 schrieb:

Platz in Etat-Rangliste x Unsicherheitsfaktor = Tabellenplatz am Ende der Saison    


So ähnlich ist es nunmal. Wobei der Etat nur eine Größe ist. Dazu kommen Glück/Pech und vorallem die Qualität der Mannschaft, die natürlich vom Etat beeinflusst wird, aber auch durch geschickte Transferpolitik oder gute Jugendförderung gesteigert werden kann. Oder auch durch einen zur Mannschaft passenden Trainer, guten Teamgeist etc.

Trotz dieser Unbekannten dürfte aber jedem vor der Saison klar gewesen sein, dass wir nicht vor Bayern oder Schalke landen. Es gibt nunmal eine Rangfolge, die mehr oder weniger festgelegt ist.

Und zu deiner These, die Mannschaft müsse jedes Spiel am Limit spielen: Hast du mal selbst Fußball gespielt? Hat dein Team jedes Mal am Limit gespielt? Ich denke nicht.

Mit Limit ist auch nicht gemeint, dass die Mannschaft "nur" alles gibt, da gehört auch genauso dazu, dass es spielerisch läuft, dass man den Gegner im Griff hat und dass man die richtige Balance zwischen Risiko und Sicherheit findet. Es kann schon reichen, wenn ein einziger Spieler neben sich steht, sei es weil er nicht in Form ist, oder psychsich nicht im besten Zustand, oder er einfach einen Tag hat wo nichts gelingen mag - die Mannschaft kann dann nicht am Limit spielen.

Es gibt eben Spiele, wo alles klappt, wo man meint, die Mannschaft spielt aus einem Guss, wo tödliche Pässe ankommen, die sonst zu einem Konter des Gegners führen, oder ein Caio-Schuss aus 35 Metern den Weg ins Tor findet.

Und dann gibt es Spiele, wo nichts zusammenläuft, wo einem der Gegner den Schneid abkauft, man mit der Spielweise des Gegners überhaupt nicht zu Recht kommt, mehrere Spieler ihr Potenzial einfach nicht abrufen können und man zum Überfluss noch ein Abseitstor bekommt.

Ein Spielausgang hängt von 1000 Faktoren ab, und die Spieler sind keine Roboter die immer gleich agieren.

So ist eben Fußball, und man kann meist nicht wirklich erklären warum es so oder so gelaufen ist. Man weiß nur, dass es einfach so ist.
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quantum schrieb:

nein, es gibt auch grauabstufungen.

ich finde köhlers aussage z.B. sehr treffend, immer wenn die Eintracht was erreichen könnte, kackt sie ab.

bei aller freude über die derzeitige saison ist es einfach schade, dass wenn man sich mal entschlossen hat, etwas euphorie zustande kommen zu lassen, die eintracht aus unerklärlichen gründen einfach mal einen gang zurückzuschalten scheint.


Ich denke, dass ist einfach eine Phrase von Köhler. Ich glaube nicht, dass das wirklich ein allgemeines Problem bei uns ist.

Man muss die Saison im Durchschnitt sehen. Jede Mannschaft gewinnt und verliert mal. Die richtig gut besetzten Mannschaften gewinnen öfter als sie verlieren, während bei Teams wie de Eintracht öfter mal eine Niederlage ansteht.

Dass jetzt nach 3 Siegen mal wieder ein Spiel vergeigt wurde, war nur wahrscheinlich. Dass die Siegesserie sogar noch länger angedauert hätte, ziemlich unwahrscheinlich.

Es gibt Teams, die starten super, schwächeln dann am Ende der Saison. Andere verpennen den Start und holen dann gegen Ende wieder auf. Wir hatten ein Auf und Ab während der ganzen Saison. Wann gewonnen und wann verloren wird, ist wurscht, am Ende rechnet man zusammen und kommt dann meist auf ein Ergebnis, dass der durchschnittlichen Leistungsfähigkeit des Teams entspricht.

Durch die drei Siege in Folge, darunter die eigentlich stärkeren Teams aus München und Leverkusen, wurde natürlich ein Verlauf geschaffen, der zu Euphorie führte.

In einer anderen Saison hätten wir vielleicht die Spiele gegen Bayern und Lev verloren, dafür aber gegen Hannover und Gladbach gewonnen. Dann wäre diese Euphorie aber gar nicht aufgekommen, weil man spätestens nach dem Lev-Spiel die Europa-Träume abgelegt hätte. Dennoch wäre zum selben Zeitpunkt die selbe Punktausbeute da gewesen wie in dieser Saison. Man hätte nur ein anderes Gefühl dabei.

Soll heißen, es ist in der Summe egal wann wir gewinnen und wann wir verlieren. Am Ende werden wir die Punktausbeute haben, die zur Mannschaft "passt". Für die Fanseele ist es natürlich nicht egal, da durch die Zeitpunkte der Siege/Niederlagen und Dauer von Serien natürlich Euphorie/Niedergeschlagenheit verursacht wird. Nur sollte man deswegen nicht den Blick auf die Realitäten verlieren.

Es war klar, dass es nicht so weiter ging. Man kann im Profifußball eben nicht sagen: "Wenn wir gegen Bayern und Leverkusen gewinnen, darf Gladbach doch kein Problem sein." Eher muss man sagen: "Wenn wir geegn Bayern und Leverkusen gewinnen, ist das Spiel gegen Gladbach hochgefährlich und es ist sehr wahrscheinlich, dass wir mit leeren Händen dastehen werden."

Ganz einfach, weil wir eben kein absolutes Spitzenteam sind dass wesentlich mehr Spiele gewinnt als es verliert.

Ich denke, man kann sehr gut erkennen, dass unser Team immer am Limit spielen muss um eine Chance zu haben. Dieses Limit konnte durch ein hohes Selbstvertrauen in den vorherigen Spielen erreicht werden (natürlich war aber auch Glück dabei, die Spielausgänge waren ja allesamt knapp). Dass das Limit nun ausgerechnet gegen einen nominell schwächer einzustufenden Gegner so gar nicht erreicht wurde, ist ärgerlich, aber auch einfach normal.

Wenn zu viele Spieler nicht an ihr Leistungsmaximum heran kommen, haben wir auch gegen Gladbach keine Chance. Denn der Gegner ist in der Regel auch gewillt, alles zu geben und zu gewinnen, egal wieviel Qualität er mitbringt. Und Gladbach hat uns am Freitag einfach den Schneid abgekauft. Das passiert, der Eintracht erst Recht. Also kein Grund im Boden zu versinken.

In den Saisons zuvor war am 30. Spieltag oft nicht mal klar, ob wir in der Bundesliga bleiben. Da hätte sich jeder eine Saison gewünscht, bei der am 30. Spieltag nichts mehr geht, nach oben und nach unten. Nun haben wir eine Saison, bei der am 30. Spieltag sogar noch rechnerisch eine gute Chance auf einen Euroleague-Platz vorhanden war. Und die Chance ist rechnerisch auch immer noch da. Also was will man bitte mehr?

Klar, man will immer mehr Aber über die Saison gesehen muss jeder akzeptieren, dass wir nicht das Niveau von Hamburg oder Stuttgart haben, wenn die ins Rollen kommen. Und damit kann ich sehr gut leben.