Aachener_Adler
9330
Okay, okay, bevor noch mehr Reaktionen kommen: mein Herziehen über die Juristen im Allgemeinen war etwas zu heftig. Es ist nicht meine Absicht, Naturwissenschaftler oder Ingenieure als etwas Besseres zu bezeichnen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich schon etwas überrascht war, wie wenig Tiefgang eine juristische Dissertation haben kann. Etwas politisches Interesse, eine Prise historische Betrachtung und darauf aufbauend über Verfassungstexte philosophieren. Spezielle Jura-Kenntnisse nicht wirklich erforderlich. Abhandlungen, die für jeden Zeitungsleser verständlich sind. (Keine Wunder, wurden ja auch kräftig bei FAZ, SZ, NZZ & Co geklaut.) Und sowas bekommt dann die Höchstnote "summa cum laude"?!
Sorry, aber auf solchem Niveau könnte ich auch als Nicht-Jurist eine juristische Dissertation hinbekommen. Und ich hätte als imaginärer Ghostwriter die geklauten Sachen wenigstens neu formuliert.
Allerdings muss ich sagen, dass ich schon etwas überrascht war, wie wenig Tiefgang eine juristische Dissertation haben kann. Etwas politisches Interesse, eine Prise historische Betrachtung und darauf aufbauend über Verfassungstexte philosophieren. Spezielle Jura-Kenntnisse nicht wirklich erforderlich. Abhandlungen, die für jeden Zeitungsleser verständlich sind. (Keine Wunder, wurden ja auch kräftig bei FAZ, SZ, NZZ & Co geklaut.) Und sowas bekommt dann die Höchstnote "summa cum laude"?!
Sorry, aber auf solchem Niveau könnte ich auch als Nicht-Jurist eine juristische Dissertation hinbekommen. Und ich hätte als imaginärer Ghostwriter die geklauten Sachen wenigstens neu formuliert.
municadler schrieb:
[...] Und das in einem bislang hochangesehenen Teil unsrer Gesellschaft.
Hochangesehen? Ein "Dr. jur."? Entschuldige, dass ich als Doktor der Physik über sowas nur lachen kann, jetzt noch begründeter als vorher. Das, was nach dem Ende der Guttenberg-Affäre bei mir hängenbleibt, ist, welche Dünnbrettbohrerei bei denen zum Doktortitel reicht. Zwei Verfassungstexte (bzw. Entwürfe) vergleichen und Meinungen anderer Personen dazu diskutieren, fertig ist die Dissertation. Das soll alles sein?!
Ich habe etwas in der Guttenberg'schen Arbeit gelesen. Total unspektakuläres, biederes Handwerk -- und selbst das kriegt er nicht mal selber hin, sondern nur mit >50% abschreiben. Aber sowas ist dann "summa cum laude"?! Meine Güte, dann könnte ich auch eine juristische Dissertation angefertig -- Herr Guttenberg, brauchen Sie einen fähigen Ghostwriter für den nächsten Versuch?
Jura sollte sowieso als angewandtes Handwerk an die FH; als "Wissenschaft" kann man diese Disziplin nicht mehr ernst nehmen. Die ganze Affäre ist mal wieder ein schönes Argument für das (Vor-)Urteil, dass Jura ein Studienfach für die Leute ist, die sonst nichts richtig können.
bils schrieb:
Toller Antrag wenn man dann gleichzeitig hingeht und einen Spieler länger bestraft weil der Elfmeterschütze zu doof war den Elfer auch reinzuschiessen
Das hat doch nichts miteinander zu tun. Bei jedem (Sport-)Gerichtsverfahren ist nach den zum Zeitpunkt der Tat gültigen Regeln zu entscheiden. Alles andere wäre Willkür.
Wer die Regeln für Blödsinn hält, kann über den dafür vorgesehenen Weg versuchen, eine Änderung zu erreicht. Genau das macht der DFB offenbar -- was ich sehr positiv finde.
SpOn berichtet, dass er bei einer zweiten Arbeit (29-seitige Analyse zu den "Beziehungen zwischen der Türkei und der EU") ähnlich dreist geklaut hat:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,747423,00.html
So langsam schwenkt meine Meinung. Er muss nicht in erster Linie wegen seiner Lügen und Hochstapelei zurücktreten, sondern wegen mehrfach erwiesener Unfähigkeit. In seinem ganzen Leben nicht einen echten Job gehabt, nie gearbeitet, sondern immer nur "adliger Sproß einer stinkreichen Familie". Schon in jungen Jahren in den wichtigsten Zirkeln der Macht verkehrt und von dort in die höchsten Ämter des Staates geschoben worden -- alles komplett ohne jegliche eigene Leistung oder Qualifikation! Der Mann besteht doch ausschließlich aus (zugegebenermaßen gut verpackter!) heißer Luft. NICHTS dahinter! Kann der eigenlich IRGENDWAS außer Leute blenden und andere als Sündenbock für eigene Fehler opfern?!
Wenn die Union weiter an Guttenberg festhält, macht sie einen großen Fehler. Wer nicht mit runtergerissen werden will, sollte jetzt schnellstens seine Bindungen an diesen unfähigen Hochstapler lösen.
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,747423,00.html
So langsam schwenkt meine Meinung. Er muss nicht in erster Linie wegen seiner Lügen und Hochstapelei zurücktreten, sondern wegen mehrfach erwiesener Unfähigkeit. In seinem ganzen Leben nicht einen echten Job gehabt, nie gearbeitet, sondern immer nur "adliger Sproß einer stinkreichen Familie". Schon in jungen Jahren in den wichtigsten Zirkeln der Macht verkehrt und von dort in die höchsten Ämter des Staates geschoben worden -- alles komplett ohne jegliche eigene Leistung oder Qualifikation! Der Mann besteht doch ausschließlich aus (zugegebenermaßen gut verpackter!) heißer Luft. NICHTS dahinter! Kann der eigenlich IRGENDWAS außer Leute blenden und andere als Sündenbock für eigene Fehler opfern?!
Wenn die Union weiter an Guttenberg festhält, macht sie einen großen Fehler. Wer nicht mit runtergerissen werden will, sollte jetzt schnellstens seine Bindungen an diesen unfähigen Hochstapler lösen.
Basaltkopp schrieb:
Wenn zG also zurücktreten soll, dann doch nur, wenn er seine Arbeit als Minister nicht richtig macht, oder?
Nö. Er muss auch dann zurücktreten, wenn er nicht mehr die moralische Integrität hat, die man von einem Minister erwarten darf, erst recht beim Oberbefehlshaber der Armee. Dass man im Lichte der jüngsten Entwicklungen manche frühere Entscheidung von Guttenbergs, z.B. diverses präventives Feuern von Mitarbeitern als Sündenböcke, auch durchaus anders sehen kann, spare ich mir mal.
Abgesehen davon muss man bei seiner Art der Krisenbewältigung auch die Frage nach seiner intellektuellen Eignung für das Amt stellen, und das umso mehr, je mehr man ihm glaubt, ausschließlich selbst dieses dilettantische, dreiste, dumme Plagiat verfasst zu haben.
reggaetyp schrieb:
Im übrigen gab es auch geringfügigere Vergehen, die dazu führten, dass Minister ihren Posten abgeben mussten.
Tja. Die Beurteilung des Ausmaßes der Vergehen ist genau das Problem in der Affäre um KTzG. Nichts könnte dem durchschnittlichen Bildzeitungsleser ferner liegen als akademische Diskussionen über "vergessene Fußnoten" in Dissertationen. Die breite Masse, die die Jagd auf KTzG wegen Gorch Fock & Co (völlig zurecht!) als unangemessen empfunden hat, bleibt einfach bei ihrer Meinung und wird darin noch bestärkt, anstatt in Plagiaten eine völlig andere Qualität von Verfehlung zu sehen.
Meine These: Hätte die Opposition nicht vorher wochenlang mit an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen versucht, immer wieder KTzG ans Bein zu pinkeln, hätte er jetzt nicht so eine treue Anhängerschaft und wäre schon längst weg vom Fenster.
Maabootsche schrieb:
In der Vergangenheit war man bei diversen Dienstwagen- oder Flugreiseaffären, die ja hier noch ein unmittelbares Moment der persönlichen Bereicherung innehaben, jedenfalls nicht so schnell bei der Hand mit den Rücktrittforderungen, so zumindest mein Eindruck.
Vielleicht auch deshalb, weil die entsprechenden Leute selbst zurückgetreten sind, sich von ihrer Partei in Brüssel haben parken lassen, um dann später mit ihren Connections und Netzwerken wieder in die deutsche Politik zurück zu kommen. Siehe Cem Özdemir. (Wenn ausgerechnet DER die Moralkeule schwingt, wird mir auch immer übel!)
Bei entsprechend frühzeitigem (!) und vollständigem (!) Schuldeingeständnis hätte dieser Weg sicher auch KTzG offen gestanden. Aber alles, was seit Bekanntwerden der Vorwürfe von KTzG wie auch von der Union kommt, ist dagegen einfach nur widerlich -- und das sage ich als jemand, der immer bürgerlich gewählt hat und auch von KTzG lange geblendet war.
Foofighter schrieb:
Entscheidend für mich, ist (aber das wird man niemals rausfinden):
hat er seine Dissertation hingehuddelt, und dabei handwerkliche Fehler gemacht ? Also "abgeschrieben" ohne zu "zitieren" aus Nachlässigkeit ?
Dann wäre es ein verzeihlicher Fehler. Wir sind alle nur Menschen !
Was mich an der Sache etwas stört, ist die Tatsache, dass viele Leute denken, es würden nur Fußnoten fehlen. Völlig falsch! Selbst wenn KTzG bei allen geklauten Stellen die Quelle genannt hätte, wäre die Arbeit ungenügend. Mal eine einfache Erklärung für Leute, die nicht so gut den wissenschaftlichen Betrieb von innen kennen.
Zitieren gehört zum wissenschaftlichen Handwerk. Es ist zwingend notwendig. Allerdings nur, um den Stand der Wissenschaft zu zeigen, in der Art von:
Müller/Meier schreiben 2005: "Blafasel." [hier käme die Fußnote mit Quellenangabe]Das "Blafasel" ist das wörtliche Zitat und sowas ist selten länger als ein Absatz, meist deutlich kürzer. Anschließend schreibt man z.B., dass das eine Weiterentwicklung der Gedanken von Schulze/Schmidt sind, die 2000 schon "blubbblubb" formuliert haben.
In einer Dissertation ist der Wissensstand in dem gewählten Spezialgebiet ausführlich zu beschreiben und mit Zitaten/Quellenangaben zu belegen. Die verschiedenen Quellen sind dann in Beziehung zueinander zu setzen, zu vergleichen, zu diskutieren. Diese Diskussion ist der Kern der eigenen Arbeit. Bei Arbeiten in ernstzunehmenden Fächern kommen noch eigene Gedanken und Weiterentwicklungen und ggf. die Beschreibung von Simulationen, Experimenten, Studien und deren Ergebnisse dazu, was dann die Hauptleistung ist, aber all das wäre bei so einer rechtsvergleichenden Dünnbrettarbeit noch nicht mal erforderlich gewesen. Sauberes Zitieren der Quellen, um sich dann in der eigenen Arbeit darauf beziehen, das hätte völlig gereicht.
Aber KTzG hat in dem Bereich, wo man den Stand der Wissenschaft auswertet/kommentiert/diskutiert, seitenweise anderer Leute Arbeit abgeschrieben und als seine ausgegeben. Das hat nicht das geringste mit "fehlenden Fußnoten" oder "schlampiger Arbeit" zu tun. Zitieren, um sich anschließend darauf zu beziehen, oder seitenweisen Kopieren bei der Analyse des bearbeiteten Themas sind zwei grundverschiedene Sachen!
Dass KTzG das alles immer noch bloß als "handwerkliche Fehler" bezeichnet (und das trotz teilweise bewusstem Verschleiern der Plagiate durch kleine Änderungen!), ist gleichermaßen dumm wie dreist. Die einzige Möglichkeit, um das als Erklärung zu akzeptieren, wäre, dass er während des gesamten Studiums null-komma-null über korrektes Arbeiten mitbekommen hätte. Was nichts anderes hieße, als dass er bei SÄMTLICHEN Hausarbeiten, Leistungsscheinen und Prüfungen im gesamten Studium beschissen hätte.
municadler schrieb:
Er betont ja von selber immer das er die Arbeit verfasst hat
Nicht ganz. Dabei vermeidet er bisher immer tunlichst jede klare Formulierung, dass es sich auf die endgültig eingereichte Arbeit bezieht (und nicht etwa z.B. auf eine Zwischenversion, an der anschließend Mitarbeiter seines Stabes oder Ghostwriter weitergearbeitet haben). Ich hielte es für notwendig, da sämtliche mögliche Hintertürchen zu schließen.
Wenn er sogar selbst nicht ausschließen will, dass noch weitere Fundstellen auftauchen, dann muss man genau dort weiterbohren. WENN es tatsächlich "seine" Arbeit ist, dann müsste er auch alle Quellen benennen können. Er soll offen und ehrlich sagen, wie die ("seine") Arbeit entstanden ist, also ein wirkliches Geständnis ALLER seiner Fehler -- und wenn danach noch etwas auftaucht, ist es der K.O.. Diese Salamitaktik, immer nur zugeben, was nicht mehr zu leugnen ist, das müsste man stoppen!
municadler schrieb:
Der Punkt wäre ein andrer gewesen und für mich der entscheidende: Seine fortlaufende Lügerei indem er behauptet es handle sich um Fehler und versehentliche Schlampereien.
Da ist er meiner Meinung nach wesentlich schwieriger zu greifen. "Gravierende Fehler" (beim wissenschaftlichen Arbeiten) hat er ja mittlerweile eingestanden, während er jede Täuschungsabsicht weiterhin vehement bestreitet. Wer will ihm das Gegenteil beweisen? Abgesehen davon dürfte das der Masse der Bevölkerung eh egal sein.
Die Uni Bayreuth hat sich ja um eine Feststellung der Täuschungsabsicht herumgedrückt. Siehe dazu z.B. diese sehr lesenswerte Ausarbeitung: Spitzfindigkeiten der Uni Bayreuth. Die Frage, ob es "Fehler unter Zeitmangel" waren oder "Täuschungsabsicht", wird IMMER Interpretationssache sein.
municadler schrieb:
Er lügt immer noch und alle ( auch die Regierungsparteien) wissen es und dennoch bleibt er im Amt - Das ist der Skandal
Ja, so isses. Und ich behaupte, dass die Regierungsparteien noch gar nicht realisiert haben, was sie sich damit für ein Ei ins Nest legen. Einen angezählten und erpressbaren Minister, der in seiner Kernkompetenz des Blendens merklich beschädigt ist. Für höhere Aufgaben definitiv verbrannt. Die Union scheint immer noch zu denken, sie könnten den alten Strahlemann wiederbeleben.
Ich kann immer noch nicht verstehen, warum die Opposition gestern bei der Fragestunde im Bundestag nicht die richtigen Fragen gestellt hat, um den werten Freiherrn bei seinem Herumeiern mit Spitzfindigkeiten wie "die von mir eingereichte Arbeit" (statt "meine Arbeit") und ähnlichem, insbesondere bei der Frage nach Ghostwritern bzw Helfern aus seinem beruflichen oder privaten Umfeld, endlich mal festzunageln.
Die Rot-Rot-Grünen wollten ihn gestern anschießen oder gar abschießen -- und haben ihn dabei eher noch aufgebaut. Trottel. Sie hätten ihn gezielt in die Enge treiben müssen. Zu Festlegungen zwingen, die weitere Salamitaktik nicht erlauben, ohne ggf. über die nächste Ungereimtheit zu stolpern. Was für Stümper in den Oppositionsparteien!
(Okay, könnte mir egal sein, ich habe sie nicht gewählt, meine Stimme gehörte der Regierungskoalition, aber hier wünschte ich mir wirklich besseres Personal bei der Gegenseite.)
Die richtige Frage wäre gewesen: "Herr Minister, in welchem Umfang sind Arbeiten anderer Personen in die Dissertation eingeflossen, die Sie unter ihrem Namen eingereicht haben, egal ob mit oder ohne deren Wissen?"
Denn darauf gibt es immer noch keine befriedigende Antworten. Alles, was er bisher zum Thema Eigenleistung gesagt hat, ist voll von Spitzfindigkeiten und Hintertürchen. Auf die genannte Frage wäre alles jenseits von "Korrekturlesen" für ihn der direkte K.O. gewesen und die Beschränkung auf Selbstkopieren und nur Korrekturlesen von Fremden vermutlich eine tickende Zeitbombe. In jedem Falle aber das Eingeständnis von äußerst dreistem und sehr, sehr dämlichen Schummeln, das mindestens genauso seine Eignung als Minister in Frage stellt.
Stattdessen machen die Oppositionsparteien Spielchen mit besonderem Betonen des "Dr." beim Ansprechen des Freiherrn. Ich fass es nicht...
Die Rot-Rot-Grünen wollten ihn gestern anschießen oder gar abschießen -- und haben ihn dabei eher noch aufgebaut. Trottel. Sie hätten ihn gezielt in die Enge treiben müssen. Zu Festlegungen zwingen, die weitere Salamitaktik nicht erlauben, ohne ggf. über die nächste Ungereimtheit zu stolpern. Was für Stümper in den Oppositionsparteien!
(Okay, könnte mir egal sein, ich habe sie nicht gewählt, meine Stimme gehörte der Regierungskoalition, aber hier wünschte ich mir wirklich besseres Personal bei der Gegenseite.)
Die richtige Frage wäre gewesen: "Herr Minister, in welchem Umfang sind Arbeiten anderer Personen in die Dissertation eingeflossen, die Sie unter ihrem Namen eingereicht haben, egal ob mit oder ohne deren Wissen?"
Denn darauf gibt es immer noch keine befriedigende Antworten. Alles, was er bisher zum Thema Eigenleistung gesagt hat, ist voll von Spitzfindigkeiten und Hintertürchen. Auf die genannte Frage wäre alles jenseits von "Korrekturlesen" für ihn der direkte K.O. gewesen und die Beschränkung auf Selbstkopieren und nur Korrekturlesen von Fremden vermutlich eine tickende Zeitbombe. In jedem Falle aber das Eingeständnis von äußerst dreistem und sehr, sehr dämlichen Schummeln, das mindestens genauso seine Eignung als Minister in Frage stellt.
Stattdessen machen die Oppositionsparteien Spielchen mit besonderem Betonen des "Dr." beim Ansprechen des Freiherrn. Ich fass es nicht...
adlerkadabra schrieb:
Hm, irgendwie scheint in der Erklärung der Uni Bayreuth mehr Sprengstoff für den jungen Familienvater zu stecken als auf den ersten Blick ersichtlich.
Sehe ich nicht so. Ich habe das Originalstatement des Uni-Präsidenten noch im Ohr und meiner Meinung nach interpretiert die FAZ hier etwas zu viel rein.
Die Uni hat sich um die Frage, ob er bewusst getäuscht hat, herumgedrückt (Argumentationslinie: irrelevant, jetzt, wo er den Doktortitel eh los ist) und außerdem das eigentlich notwendige "Aberkennung" durch das harmlosere "Entziehen" ersetzt. Billiger konnten sie ihn nicht rauskommen lassen. So kommt das Verhalten von KTzG bei den einfacher gestrickten Leuten am Ende womöglich sogar noch als großzügige freiwillige "Rückgabe" des Doktortitels an.
Da die Uni an vorderster Front vom Beschiss des Freiherrns betroffen ist, hätte ich da etwas deutlichere Worte erwartet. Aber wahrscheinlich war das schwer vermittelbar, wenn die Rhön-Kliniken, an denen der Guttenberg-Clan beteiligt war, jährlich sechsstellig an die Uni Bayreuth (oder "Buy-Right"?) spendet.
bernie schrieb:
Merkwürdig. Du vertritt ja eigentlich auch den eher konservativen politischen Kurs.
Und? Schau doch mal in die FAZ, die gewiss nicht als links gilt, jedenfalls nicht im Politik-Ressort. Eindeutiger kann man doch kaum rufen: "Schaut genau hin, der Kaiser hat keine Kleider an!"
bernie schrieb:
Wo hat dieser Mann seinen Rückhalt her?
Das ist leicht zu beantworten. Drei Gruppen:
[ulist]
bernie schrieb:
Aber ich habe das Gefühl, dass die Haltung zum KTzG nicht politisch geprägt ist, sondern wer sich Gedanken um die Vorgänge in unserem Land macht.
Man sollte sich allgemein etwas davor hüten, die eigene Meinung als die Meinung derjenigen darzustellen, die sich "Gedanken um die Vorgänge in unserem Land machen", denn Gedanken macht sich auch der Bild-Leser. Nur halt einfachere; da steht die sehr gerne angenommene Gelegenheit für alle Linken zum Draufschlagen auf den Strahlemann der politischen Gegenseite im Vordergrund, speziell nachdem es auch für die einfachen Leute sehr deutlich wurde, dass vorher wochenlang mit an den Haaren herbeigezogenen Sachen versucht wurden, KTzG ans Bein zu p*ssen. Denn dass die Opposition auch nicht glänzt, ist unstrittig. Die Fragestunde heute: meine Güte, wie dämlich sind SPD/Grüne/Linke?! Ich habe vergeblich auf die Fragen gewartet, mit denen man KTzG hätte festnageln können.
Aber grundsätzlich gebe ich dir recht: es dürfte schon so sein, dass unter allen, die den Wissenschaftsbetrieb von innen kennen (egal ob als abgebrochener Student oder als Promovierter) die Dreistigkeit des Lügenbarons auf Widerstand stößt, unabhängig davon, ob man sich eher rechts oder links sieht. Speziell wer das GuttenPlag Wiki kennt, muss sich doch vera****t vorkommen, wenn da einer immer noch von kleineren Fehlern in Fußnoten schwafelt und auch noch Stand heute bewusste Täuschung vehement bestreitet.
Das wirklich Peinliche an der ganzen Sachen ist gar nicht mal der Lügenbaron, der sich immer noch vor klaren Aussagen (z.B. zum Thema Entstehung der Arbeit) windet wie eine Schlange. Das wirklich Peinliche ist die Haltung der CDU/CSU. Was bitte versprechen die sich davon, ihre ureigensten bürgerlichen Werte derartig zu verraten? Da tritt der vermeintliche Shooting Star, der früher zur Selbstdarstellung gerne "Verantwortung", "Anstand", "Ehrlichkeit" und "Vertrauen" bemüht hatte, eben genau diese Werte mit Füßen -- und der Unionsspitze fällt dazu nicht mehr ein als ein: "ist schon nicht so schlimm..." Ja, geht's noch?!
(Übrigens: Die eindeutige Haltung der FAZ zur Plagiatsaffäre spricht mir aus dem Herzen!)
Glaubt die Unionsführung etwa wirklich, es könne in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr wieder so weitergehen wie vor der Affäre? So naiv können Merkel & Co doch nicht ernsthaft sein! Der Makel des erschummelten Doktortitels wird immer bleiben, aus dem überführten Schummler und Blender wird nicht mehr der makellose Strahlemann. Nie mehr. Die Opposition wird schon dafür sorgen. Guttenbergs Kernkompetenz, nämlich das Selbstdarstellen und Blenden, ist merklich beschädigt; in Zukunft wird man verstärkt auf den Inhalt schauen.
Der Nach-Affären-Guttenberg wird zwangläufig ein anderer sein als die Vor-Affären-Version. Vermutlich einer, der in Zukunft sich noch mehr um die typischen Bildzeitungsleser bemühen muss, Modell Volkstribun gegen die Großkopferten und Intellektuellen. Diese Schiene kann er noch fahren, da sind seine treuesten Unterstützer. Bei gebildeten Leuten, insbesondere bei denen, die sich ihren Doktortitel durch harte Arbeit und ohne Zugehörigkeit zum (Geld-)Adel verdienen mussten, ist zu Guttenberg quer durch die politischen Lager verbrannt -- und das völlig zurecht. Außerdem bleibt zu Guttenberg erpressbar von allen, die ihm bei der Abfassung seiner Dissertation "geholfen" haben, seien es Mitarbeiter, sei es der Ghostwriter. Denn dass er so dreist und dumm selbst geschummelt hat, kann ich mir kaum vorstellen. Hält die Union zu Guttenberg im Amt, bindet sie sich selbst einen Klotz ans Bein. Aus der Nummer kommen sie so leicht nicht mehr raus, sie wären völlig abhängig von ihm und müssten andauernd die Daumen drücken, dass nicht noch mehr "Ungereimtheiten" auffliegen.
Die Union sollte sich gründlich überlegen, ob es nicht langfristig für sie besser wäre, zu Guttenberg zu dem aufzufordern, was die einzig mögliche Reaktion für jeden ehrenwerten Menschen wäre: der sofortige Rücktritt.
(Übrigens: Die eindeutige Haltung der FAZ zur Plagiatsaffäre spricht mir aus dem Herzen!)
Glaubt die Unionsführung etwa wirklich, es könne in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr wieder so weitergehen wie vor der Affäre? So naiv können Merkel & Co doch nicht ernsthaft sein! Der Makel des erschummelten Doktortitels wird immer bleiben, aus dem überführten Schummler und Blender wird nicht mehr der makellose Strahlemann. Nie mehr. Die Opposition wird schon dafür sorgen. Guttenbergs Kernkompetenz, nämlich das Selbstdarstellen und Blenden, ist merklich beschädigt; in Zukunft wird man verstärkt auf den Inhalt schauen.
Der Nach-Affären-Guttenberg wird zwangläufig ein anderer sein als die Vor-Affären-Version. Vermutlich einer, der in Zukunft sich noch mehr um die typischen Bildzeitungsleser bemühen muss, Modell Volkstribun gegen die Großkopferten und Intellektuellen. Diese Schiene kann er noch fahren, da sind seine treuesten Unterstützer. Bei gebildeten Leuten, insbesondere bei denen, die sich ihren Doktortitel durch harte Arbeit und ohne Zugehörigkeit zum (Geld-)Adel verdienen mussten, ist zu Guttenberg quer durch die politischen Lager verbrannt -- und das völlig zurecht. Außerdem bleibt zu Guttenberg erpressbar von allen, die ihm bei der Abfassung seiner Dissertation "geholfen" haben, seien es Mitarbeiter, sei es der Ghostwriter. Denn dass er so dreist und dumm selbst geschummelt hat, kann ich mir kaum vorstellen. Hält die Union zu Guttenberg im Amt, bindet sie sich selbst einen Klotz ans Bein. Aus der Nummer kommen sie so leicht nicht mehr raus, sie wären völlig abhängig von ihm und müssten andauernd die Daumen drücken, dass nicht noch mehr "Ungereimtheiten" auffliegen.
Die Union sollte sich gründlich überlegen, ob es nicht langfristig für sie besser wäre, zu Guttenberg zu dem aufzufordern, was die einzig mögliche Reaktion für jeden ehrenwerten Menschen wäre: der sofortige Rücktritt.
Grundsätzlich kann man nur empfehlen, sich ohne Vorurteile anzuschauen, wie der eigene Verein von außen so gesehen wird. Das bringt oft interessante Gedanken und Erkenntnisse, die man aus der Innenperspektive nicht so sieht. Das wird u.a. jeder auswärtige Adler so bestätigen.
In diesem Falle ist es aber meiner Meinung nach zu 80% lediglich dadurch zu erklären, dass sich Medien dankbar auf jeden abstürzenden Verein einschießen und dann alte, eigentlich schon abgelegte Vorurteile, liebend gerne wieder aus der Schublade holen. So läuft's halt in den mehr oder weniger seriösen Medien: was gestern noch toll war, ist heute auf einmal der Grund alles Übels. Davon darf man sich nicht nervös machen lassen.
In diesem Falle ist es aber meiner Meinung nach zu 80% lediglich dadurch zu erklären, dass sich Medien dankbar auf jeden abstürzenden Verein einschießen und dann alte, eigentlich schon abgelegte Vorurteile, liebend gerne wieder aus der Schublade holen. So läuft's halt in den mehr oder weniger seriösen Medien: was gestern noch toll war, ist heute auf einmal der Grund alles Übels. Davon darf man sich nicht nervös machen lassen.
Nach Niederlagen "Trainer raus!" brüllen ist zwar einfach, aber nicht immer richtig. Ich habe gestern einige gute Ansätze im Umschalten von Defensive auf Offensive gesehen. Für mich war das ein Spiel, das auch anders herum hätte kippen können.
Bevor man auf dem Trainer rumhackt, sollte man sich fragen, was man selbst anders gemacht hätte. Im OM hat Skibbe jetzt z.B. schon alles durchprobiert, was er im Angebot hat. Ama, Caio, Meier, Altintop -- wirklich in Form ist davon keiner.
Andere Sachen sehe ich dagegen sehr, sehr kritisch. Warum kippt meist ein Spiel gegen uns und so selten zu unseren Gunsten? Immer wieder habe ich den Eindruck, dass der gegnerische Trainer eher sieht, welche taktischen Anpassungen er während des Spiels machen muss. Skibbes Stärke liegt im täglichen Trainingsbetrieb, nicht im Coaching während der 90 Minuten Ernstfall.
Warten wir Stuttgart ab. Wenn das Spiel auch in die Hose geht, sehe ich Handlungsbedarf. Und die Variante Schur sollte man dann meiner Meinung nach ernsthaft bedenken. Der Kader, den Skibbe zur Verfügung hat, ist der teuerste Eintracht-Kader seit vielen, vielen Jahren. Da muss einfach mehr herauskommen als Abstiegskampf.
BTW: Funkel war bei (fast?) allen seinen Trainerstationen erfolgreicher als sein Vorgänger und erfolgreicher als sein Nachfolger. Ich hätte darauf verzichten können, dass sich das in Frankfurt wiederholt.
Bevor man auf dem Trainer rumhackt, sollte man sich fragen, was man selbst anders gemacht hätte. Im OM hat Skibbe jetzt z.B. schon alles durchprobiert, was er im Angebot hat. Ama, Caio, Meier, Altintop -- wirklich in Form ist davon keiner.
Andere Sachen sehe ich dagegen sehr, sehr kritisch. Warum kippt meist ein Spiel gegen uns und so selten zu unseren Gunsten? Immer wieder habe ich den Eindruck, dass der gegnerische Trainer eher sieht, welche taktischen Anpassungen er während des Spiels machen muss. Skibbes Stärke liegt im täglichen Trainingsbetrieb, nicht im Coaching während der 90 Minuten Ernstfall.
Warten wir Stuttgart ab. Wenn das Spiel auch in die Hose geht, sehe ich Handlungsbedarf. Und die Variante Schur sollte man dann meiner Meinung nach ernsthaft bedenken. Der Kader, den Skibbe zur Verfügung hat, ist der teuerste Eintracht-Kader seit vielen, vielen Jahren. Da muss einfach mehr herauskommen als Abstiegskampf.
BTW: Funkel war bei (fast?) allen seinen Trainerstationen erfolgreicher als sein Vorgänger und erfolgreicher als sein Nachfolger. Ich hätte darauf verzichten können, dass sich das in Frankfurt wiederholt.
In der Sache Ama gegen Skibbe gibt es derzeit weder Gewinner noch Verlierer. Doch halt: einen Gewinner gibt es. Bruchhagen. Der hat nämlich gezeigt, dass er zwar die sportlich Verwortlichen meist in Ruhe ihr Ding machen lässt, aber wenn der Wagen Richtung Straßengraben steuert, ist er derjenige, der die Kontrolle übernimmt. Gut so, das ist sein Job.
Tube schrieb:
@Aachener
Genau. An jedem Spieltag darf einer der unzufriedenen zeigen, warum er auf der Bank sitzt. So, heute spielst du mal hinten links... das halte ich für Quatsch.
Ich auch. Wenn du genau gelesen hätten, hättest du aber bemerken können, dass ich dir zu 95% Recht gegeben habe. Aber eben nicht zu 100%. Caio war eine Ausnahme, der musste einfach mal ein paar Spiele am Stück spielen. Und im Falle Ama halte ich diese Form der Ausbootung eben auch für problematisch, weil es diverse negative Folgen hat, die man besser vermieden hätte.
MrBoccia schrieb:Aachener_Adler schrieb:
Man sollte als Fan hinter Skibbes Entscheidung stehen.
nö, warum auch?
Weil ich immer noch in erster Linie Eintracht-Fan bin. Da kann man deren leitende Verantwortliche nicht für Entscheidungen auspfeifen, die ich (gerade noch) vertretbar finde (wenn auch äußerst unglücklich).
Tube schrieb:
Was soll daran nicht logisch sein? Ich würde am Verstand von Skibbe zweifeln, wenn er einen Spieler aufstellen würde, von dem er denkt, dass er der Mannschaft nicht weiter hilft, nur um irgendwem zu beweisen, dass er "Recht hat". Also wirklich.
Im Prinzip ja, aber...
Ersetze mal das "Recht haben wollen" durch "übergeordnete strategische Ziele". Im Hinblick auf: Zusammenhalt der Mannschaft, Eindämmung der Forderungen der Ersatzspieler, Ruhigstellen der Presse und Fanszene usw. Unter bestimmten Umständen ist ein solches Verhalten durchaus angebracht. Siehe z.B. die Anfangszeit von Skibbe, als er Caio zum Stammspieler machte. Das war die einzige (!) Möglichkeit, die endlosen Caio-Diskussionen einzudämmen. Einfach aufstellen, spielen lassen, dann bewerten. Auch wenn dann rauskommen sollte, dass sich die Einschätzung der Leistungsstärke eigentlich kaum geändert hat (was für mich im Falle Caio zu erwarten war). Allein die Tatsache, dass es dann JEDER sieht, hat einen gewissen positiven strategischen Wert, während Dauerdiskussionen negativ wirken.
Warum die Variante "nie länger als 10 Minuten spielen lassen", die dann irgendwann bei Leuten wie Amanatidis zwangsweise als "stückchenweise rausekeln" ankommen muss, stets besser sein sollte, erschließt sich mir nicht.
Es kommt auf den Zusammenhang an. Und da bin ich sicher nicht der einzige, der Amanatidis aufgrund seiner Verdienste zumindest die Chance gegeben hätte, sich auf dem Platz zu beweisen, bevor man ihn rauswirft. Mal ganz abgesehen davon, dass dieses Verhalten bei dem (bzw. einem der) teuersten Spieler auch wirtschaftlicher Blödsinn ist.
Die Anmerkung mit der "Geschichte der Naturwissenschaften" ist auch nur zum Teil richtig. Natürlich kämpft man da nicht an der einen, weltweiten Front des technischen Fortschritts. Aber meist ist es mit viel, viel Archivarbeit verbunden und aus Zeitungsartikeln wird man da auch sehr wenig abschreiben können. SO derartig dünne Bretter wie bei der rechtsvergleichenden Arbeit des Freiherrn gibt's in meinem Bereich gar nicht zu bohren.
Übrigens: Als studentisches Mitglied des Promotionsausschusses des Fachbereichs Physik habe ich auch mal erlebt, wie eine Studentin aus der Geschichte am Institut für die Geschichte der Naturwissenschaften (gehörte zum FB Physik der J.W. Goethe-Uni) promovieren wollte. Die Dame hatte schon fleißig Physik-Scheine gesammelt und bekam trotzdem noch die Auflage, während der Diss einige Scheine in theoretischer Physik zu machen. Ein dünnes Brett war DAS nun wirklich nicht. Vor einem Nicht (von Hause aus) Naturwissenschaftler, der sich in theoretische Physik reinarbeitet, muss man Respekt haben. Während der umgekehrte Fall -- Physiker kriegt im Crash-Kurs Jura oder BWL beigebracht -- meist völlig problemlos funktioniert.