>

Beverungen

44556

#
miep0202 schrieb:


Wenn ich nichts verwechselt habe, wurde übrigens durchaus schon in der Presse berichtet, und da kommt sicher noch der eine oder andere Bericht dazu.


moin miep,

ich glaub', hahe meint, dass in der presse nichts über die bauliche seite des museums berichtet wurde, resp. über die jungs, die es entworfen und gebaut haben.

@ hahe

... denn man sieht nur die im lichte
die im dunkel sieht man nicht ...

wusste schon der herr brecht.

viele grüße

beve
#
dazke fürs feedback - das efc hübler-shirt habe ich extra nicht erwähnt, das sollte ne überraschung sein

schee isses - und viel freude wünsche ich euch.

beve
#
Während sich im November 2007 die Profi-Mannschaft der Frankfurter Eintracht standhaft weigert, ein Pflichtspiel zu gewinnen, wird unweit des Spielfeldes im Frankfurter Waldstadion Geschichte geschrieben. Nach langen Jahren des Sammelns und Archivierens, nach vielen Worten, endlosen Bitten und Kämpfen hat es Matthias Thoma endlich geschafft: Das Museum der Frankfurter Eintracht eröffnet seine Pforten und zeigt in einer Dauerausstellung Exponate von den Anfängen der Eintracht im Jahre 1899 bis Heute, 2007.



Eigentlich hieß die Eintracht anno 1899 noch gar nicht Eintracht, erst im Jahre 1920 taucht der Begriff - Eintracht - offiziell im Namen des Sportvereins auf. Vielleicht begann alles sogar noch viel früher, 1861 nämlich, als Frankfurter Turner die Frankfurter Turngemeinde gründeten oder 1894, als es einen Fußballclub mit dem Namen Germania gab, aus dem  heraus sich am 8.März 1899 der Frankfurter Fußball-Club Victoria von 1899 gründete. Erster Vorsitzender des FFV war der Uhrmacher Alfred Pohlenk, der damals in der Eckenheimer Landstraße 57 wohnte und dessen filigranes Werkzeug heute zusammen mit einem alten rot-schwarz-weißen Wimpel und der Gründungsurkunde der Victoria in einer Vitrine im Museum der Eintracht zu bestaunen ist.



Neben der Victoria gründete sich 1899 noch ein weiterer Fußballverein, nämlich der Frankfurter Fußball-Club von 1899, welcher sich kurz darauf mit den Männern der Frankfurter Kickers zu dem Frankfurter Fußball-Club Kickers von 1899 vereinte. Diese wiederum vereinten sich mit der Victoria im Jahre 1911 zu dem Frankfurter Fußballverein (Kickers-Victoria) von 1899, welcher wiederum mit der Turngemeinde von 1861 im Jahre 1920 zu der Turn- und Sportgemeinde Eintracht Frankfurt von 1861 fusionierte - und da haben wir sie also, unsere Eintracht. Ganz schön kompliziert, gell?



Und diese Eintracht, die sich 1927 von den Turnern wieder trennen musste und sich fortan Sportgemeinde Eintracht Frankfurt (F.F.V.) von 1899 nannte, hat nun ein eigenes Museum. Und dieses Museum ist nicht wie manch einer meinen könnte auf umtriebige VereinsBosse zurück zu führen, sondern auf: Fans der Eintracht. Diese nämlich fanden zum Beispiel vor einigen Jahren die Gründungsurkunde und den Wimpel zur Deutschen Meisterschaft auf dem - Müll. Ja, ihr habt richtig gelesen. Und so kam es, dass besagter Wimpel nicht nur einige Wochen über dem Bett des Herrn Kaufmann hing, sondern sich einige Fans Gedanken über ein Archiv machten - und in stillen Nächten sogar von einem eigenem Museum träumten. Mittlerweile hatte sich die Fan- und Förder-Abteilung gegründet und präzisierte den Gedanken des Eintracht-Museums, während sich Matthias Thoma an die Arbeit machte und die Geschichte der Eintracht archivierte. Unterdessen hatten Fans Geld gesammelt - und unter Federführung der FuFa Replikate sowohl der Meisterschale, als auch des DFB-Pokals und des Uefa-Cups herstellen lassen. Die Zeit zog ins Land, eine Museums-Arbeitsgruppe gründete sich, die WM brach über uns herein und brachte uns ein neues Stadion und als die WM Geschichte war, gelang es der Eintracht nach langem hin und her, einen 402 qm² großen Raum anzumieten, der die Heimat des neuen Museums werden sollte. Dies alles liest sich locker fluffig - aber die Entwicklung war holprig und wäre Matze Thoma all die Jahre nicht hartnäckig am Ball geblieben, es gäbe bis heute kein Museum. Und es hätte keine Eröffnung gegeben, die am Abend des kalten 27. Novembers 2007 für geladene Gäste statt fand. Noch kurz vor Erscheinen der Presse war Matze ein Nervenbündel, noch mussten Vitrinen und Pokale geputzt werden, während die freundlichen Fachleute der Firma Holz und Stahl die letzten Schrauben eindrehten. Sogar beim Hemdenbügeln wurden sie gesichtet.



Seit August waren die Jungs am Arbeiten, nachdem sie die Ausschreibung auf Grund des gelungenen Konzeptes gewonnen hatten. Alle Bauteile sind Einzelanfertigungen, jedes Gewinde wurde eigenhändig geschnitten - und so ist schon die Erscheinung des Museums ohne ein einziges Ausstellungsstück bewundernswert.

Am Nachmittag des 27.11 drehte zunächst der HR seine Runden im Museum der Eintracht, interviewte Matthias Thoma und machte bald Platz für die Journalisten der schreibenden Zunft, die - bewaffnet mit Kamera und Notizblock - zunächst den einführenden Worten Matzes lauschten, um danach die Exponate zu fotografieren. Kaum war die Presse außer Haus, trudelten die ersten Gäste ein. Geladen waren vor allem diejenigen, die zum Gelingen des Museums einen Beitrag geleistet haben, sei es finanzieller Natur oder durch Leihgaben aller Art. Die Eintracht hat nicht nur manchmal erstklassige Fußballer in ihren Reihen, sondern auch - und vielleicht vor allem - Menschen, die sich mit Hingabe den kleinen Dingen widmen, die die Eintracht erst zur Eintracht machen. Matze nannte in seiner Rede etwas später beispielhaft Uli Matheja, den Autor des Buches - Schlappekicker und Himmelsstürmer - sowie Doc Hermann und Frank Gotta - uns auch bekannt durch den wunderbaren Bildband -Im Herzen von Europa -, welche sich als leidenschaftliche Sammler erweisen und etliche Exponate ihrer Sammlungen zur Verfügung gestellt haben.

Als es draußen dunkel wurde, füllte sich der Vorraum des Museums mit Legenden der Geschichte der Eintracht. Ich will und kann hier gar nicht alle aufzählen, beispielhaft sei hier Alfred Pfaff genannt, der Kapitän der Meistermannschaft von 1959, der in vertrauter Runde mit Adolf Bechtold und Dieter Lindner plauderte, am Nebentisch Dr. Peter Kunter und unser erster - weißer Brasilianer - Wolgang Solz. Auch Heinz Ulzheimer, erster Medaillengewinner Deutschlands bei Olympischen Spielen nach dem Zweiten Weltkrieg (Bronze im 800 Meter-Lauf 1952 in Helsinki, anschließend nochmal Bronze in der 4*400m Staffel) war anwesend (und stiftete noch am Abend seine Bronzemedaille dem Museum), ebenso wie Alexander Loulakis, dem legendären Besitzer des wohl größten Schellack-Platten Archivs Deutschlands, langjähriges Eintracht Mitglied, der Matze schon bei dessen Recherchen zu seinem Buch - Wir waren die Juddebube - hilfreich zur Seite gestanden hat und der nun im Museum einen Text zur Geschichte der Eintracht während der NS-Zeit gesprochen hat, den die Besucher per Knopfdruck anhören können.



a. loulakis - a pfaff

Einen, oder besser gesagt zwei Texte hat auch Kurt Schmidt gesprochen, diese betreffen die Anfangstage der Frankfurter Kicker auf der Hundswiese, als Muttis mit Kinderwagen noch quer über das Spielfeld gewackelt sind, um sich anschließend bei der Stadt über das rüde Treiben der Fußballer zu beschweren.

Natürlich war auch der Vorstand der Fußball AG ebenso wie das Präsidium des Vereins anwesend - und Peter Fischer, seines Zeichens Präsident der Eintracht, nahm Matze Thoma in den Arm und war sichtlich stolz auf die Arbeit des jetzigen Geschäftführers des Museums. Heiko Beeck erinnerte an die Kosten des Museums und an den Beitrag der Eintracht Frankfurt Fußball AG - die nun auch Einnahmen erwarte, wobei hier gesagt werden muss, dass unser Museum ja keine Geldgenerierungs-Maschine ist, sondern ein Beitrag zur Historie der Eintracht, die im Laufe der Zeit genug Geld für unwichtigere Dinge pulverisiert hat.

Matze bedankte sich u. A. bei dem langjährigen Abteilungsleiter der FuFa, Guido Derckum und sehr herzlich bei den Jungs von Holz und Stahl, überreichte diesen jeweils ein aktuelles Trikot der Eintracht mit ihren Namen und somit waren sowohl das Buffet als auch das Museum eröffnet.



Ich will hier gar nicht zuviel über die ausgestellten Exponate erzählen, schließlich sollt ihr sie euch ja selbst entdecken und den Rundgang mitmachen,  der von den Gründungstagen, als auf der Hundswiese gekickt wurde über die Zeit des ersten Weltkrieges führt, weiter zu den Titeln der süddeutschen Meisterschaften, dann über die finstre NS-Zeit hin zu den Wiederbelebungen nach dem Krieg, und über die Deutsche Meisterschaft von 1959 bis hin zum verlorenen Pokal-Endspiel von 2006, als die Eintracht denkbar knapp gegen die Bayern aus München verlor.

Das Museum, ganz in schwarz-rot gehalten erinnert an die WM von 1974, an die Olympischen Spiele von 1936, als es Tilly Fleischer gelang, die bislang einzige Goldmedaille für die Eintracht zu holen und ihr könnt die Goldmedaille von Betty Heidler entdecken, der frischgebackenen Weltmeisterin im Hammerwerfen von Osaka 2007.



Eine Vitrine ist den Fans gewidmet, - so sehen wir z.B. die Kutte von Andy Backer aus den 70gern oder die von Siggi Kasteleiner zehn Jahre später - eine andere dem Endspielball von Glasgow 1960, den sich Richard Kress nach dem Schlusspfiff geschnappt hatte.



Es gibt noch viel mehr zu sehen und zu hören, Ausschnitte aus einem Farbfilm der fünfziger Jahre, Meisterschale, Pokal und Uefa-Cup sowie Hotte Ehrmantrauts Stuhl zum Beispiel, welcher dankenswerter Weise von einem Angestellten der damaligen Stadion GmbH gerettet wurde. Auf über 400 qm² dokumentieren über 300 Details die Geschichte der Eintracht.



Das Museum ist an allen Tagen außer Montags geöffnet. Der Eintritt beträgt fünf Euro, ermäßigt drei Euro fünfzig, fachkundige Führer leiten euch bei Interesse durch die Zeit und erklären euch vielleicht, was ein Kugelfang ist - und das Riederwald vor dem Krieg nicht gleich Riederwald nach dem Krieg ist. - und ihr werdet es nicht bereuen, auch mehrmals im Jahr vorbei zu schauen.

Ich finde es geil - und das, obgleich Matze durchaus Material hat, um einen doppelt so großen Raum zu füllen. Warten wir's ab. Wer das Museum unterstützen will, kann dem Förderverein beitreten und somit sein Scherflein zum Bestehen beitragen.


Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag 10.00 - 18.00 Uhr
Mittwoch              10.00 - 20.00 Uhr
Montag                      geschlossen


An Heimspieltagen hat das Eintracht Frankfurt Museum ab Stadionöffnung nur für Stadionbesucher mit einer gültigen Eintrittskarte für das Heimspiel geöffnet. Die Eintrittskarte für das Eintracht Frankfurt Museum können Sie auch an Spieltagen wie gewohnt an der Museumskasse erwerben. Das Museum schließt 30 Minuten vor Spielbeginn.


#
mainz (rheinland-pfalz)

bis fasching 2008
#
heute, montag, 19.11.2007 - 19 uhr geht's weiter.

Großer Saal im Haus der Jugend Frankfurt, Deutschherrnufer 12, 60594 Frankfurt

gruß beve
#
KidKlappergass schrieb:
... hoffe und vermute ich sehr, dass es Juvhel Tsoumou schon wieder besser geht und kein Grund zur Sorge besteht.

Schwarzroter Gruß,
Kid  


so scheint es, die verletzung ist eine gehirnerschütterung/schädelprellung. juvhel hat das krankenhaus verlassen und befindet sich auf dem weg der besserung.

puuuuh...
#
Schönwetterfan schrieb:


- ich find daran nix anstößiges. hatte aber auch keinen raum erwartet, der freiheit (im sinne von abwesenheit gesellschaftlicher zwänger oder so) bietet. um davon eine ahnung zu bekommen, müsstest du in eine session von mano negra in den pyrenäen oder barcelona oder chiapas stolpern (behauptet zumindest meine frau).
ausserdem waren alle freundlich zueinander - ist doch schon mal was.


stimmt, das ist nicht überall selbstverständlich. ich wollte die band ja explizit nicht angreifen - und stimme deinen ausführungen weitestgehend zu. vielleicht klappt es ja mal, in eine session von manu chao zu purzeln.

die große freiheit habe ich auch nicht erwartet - fand halt nur die diskrepanz zwischen wunsch und wirklichkeit frappierend.

viele grüße

beve
#
adlerkadabra schrieb:


die frage ist, ob man selber in die mitte will und was die mitte überhaupt ist - vielleicht nichts anderes als die "hereinbrechenden ränder", wie ludwig hohl meint?



nicht in die mitte wollen, klar - aber ich meinte eher diejenigen, die beherrschen wollen.

it's war amongst the rebels, madness, madness - war!

(linton kwesi johnson)
#
KidKlappergass schrieb:


Doch wenn das so ist und "uns trennt nichts vom Paradies außer unserer Angst" (Ton Steine Scherben: "Schritt für Schritt ins Paradies"), warum sind wir dann nicht schon längst dort?


vor dem paradies kommts leben - und werden wir sehen. janis starb übrigens an meinem sechsten geburtstag. was auch immer das heißt ...

MainTower schrieb:


Wir sollten mehr dafür tun, dass wir jeden Moment genießen können und nicht nur für die Wochenenden zu leben arbeiten.


zumindest als grundhaltung könnte dies eine idee sein. aber kommt darauf an, was und wie man "arbeitet". benny, schreib weiter ...

adlerkadabra schrieb:

... Eine Sicherheit, die kein Gegenteil mehr kennt, und die sich einstellt, wenn man nichts mehr zu verlieren hat. Zu Rande kommen, mal etwas anders verstanden.

Mir fällt hierzu immer wieder ein: To live outside the law, you must be honest (Bob Dylan).

Ein freier Geist schafft sich die Situationen, in denen er sich befinden möchte. Wie, verdammt, wird der Geizt frei? Klandestin: so verborgen, dass es offenbar ist.



der fuchs im schnee - eine schöne beschreibung

Let me bring you songs from the wood:
to make you feel much better than you could know.
Dust you down from tip to toe.
Show you how the garden grows.
Hold you steady as you go.
Join the chorus if you can:
it'll make of you an honest man.

jethro tull - songs from the wood


die eine seite ist, mit dem ganzen klarzukommen - die andere seite ist, wie bietet man dem unverschämten treiben derer, die sich in die mitte drängeln einhalt.

@ lizard_king

ein bisschen mut gemacht? sehr schön - mut brauchts - und keine angst.

@ all

dazke.
#
was ist eigentlich mit danny galm?
#
danke fürs feedback; ich weiß: solche texte sind zu lang für ein forum.
#
Get me out, get me out of this place … 1

Der Parkplatz ist voll, jede Menge Zuschauer sind gekommen, viele Fans darunter und wer mit dem Auto kommt, berappt vier Euro. Nach einiger Warterei wirst du abgetastet, der Scanner fiept, die Karte ist gültig. Ein Blick ins weite Rund zeigt: Auch hier Massencatering, serviert von uniformierten Angestellten, die mit Gummihandschuhen die Bierflaschen in Becher abfüllen. Ordner sind an vielen Stellen zu finden – und geraucht wird auf der „Raucher-Lounge“, einem zugigen Betonvorplatz vor der Jahrhunderthalle. Wir befinden uns nämlich nicht bei einem Fußballspiel, sondern bei einem Konzert von Manu Chao.

Thematische  Schwerpunkte sind unter anderem die „Clandestinos“ und die Illegalität von Marijuana, die Musik eine Mischung aus Reggae, Punk und Rock. Solo voy con mi pena - Sola va mi condena - Correr es mi destino - Para burlar la ley - Perdido en el corazón - De la grande Babylon - Me dicen el clandestino - Por no llevar papel  2
Der Wunsch nach Freiheit und die Notwendigkeit des Kampfes steckt dahinter, die Band rockt – die Zuschauer sind ausgelassen, tragen Bierbecher für drei Euro in der Hand, gehen mit, tanzen, klatschen – und ich stocke ob der augenscheinlichen Widersprüche. Ich fühle mich in der Halle alles andere als frei, brauche keine genormten Bierausschank, keine Parkplatzgebühr, keine fiepende Eintrittskarten – und es fällt mir schwer Mano Negra clandestina - Peruano clandestino - Africano clandestino  Marijuana ilegal 3 mitzusingen – wenn ich für ne selbstgedrehte in die zugige Kälte gehen muss.

Als ich zurückkomme liegt in der Halle nicht der Duft von Ganja, keine lichtdurchtränkte Rauchwolke , in der Realität und Musik zu einem Gemisch verschmelzen, welches das behauptete Gefühl von „Freiheit“ wirklich werden und dich tanzen lässt, umgibt mich. Im Gegenteil: ich nehme einen tiefen Zug – Schweiß, der die Rauchwolken in der modernen Zeit ersetzt.
Hier wird in der Inszenierung des Konzertes eine Freiheit behauptet, die im wirklichen Leben nicht nur für die Clandestinos unerreichbar ist – und dennoch wird geklatscht, als gäbe es diese Realität nicht – eine Realität, diese zu ändern Manu Chao angetreten ist. In der Jahrhunderthalle mutiert dieser Kampf zur Unterhaltung derer, die alles hinnehmen, solange die Meinung stimmt, und das ist mit Sicherheit nicht der Band anzulasten.

Aber was willst du denn machen, könnte man fragen? Machen wir uns nichts vor, unsere Probleme sind fraglos nicht die Probleme der Clandestinos, der Heimatlosen, der Flüchtlinge, unsere Probleme sind Luxusprobleme, die dennoch eng verwandt sind mit den „großen Dingen“ der Welt, einer Welt, welche die Herren (und Damen) sich untereinander aufteilen, einer Welt, die nicht mehr aus Menschen und Natur besteht, sondern in deren Augen aus Märkten, die es „aufzuteilen“ – und zu nutzen gilt.

Freedom’s just another word for nothin’ left to lose
4 sang Janis Joplin vor Jahren – dieser Satz mag stimmen, wenn es sich um materielle Dinge handelt, aber nicht, wenn es um Zeit geht, verlorene Zeit ist weg. Wir vergeuden Zeit, indem wir Dinge tun, die wir nicht machen wollen – uns aber scheinbar notwendig erscheinen. Arbeiten zum Beispiel. Nicht, dass ihr mich falsch versteht, es gibt keine Gesellschaft, in der Arbeit nicht notwendig ist; Lebensmittel müssen produziert werden, Häuser gebaut, Menschen operiert und vieles viele mehr. Die Fragen sind nur: Unter welchen Bedingungen – und zu wessen nutzen?

Klar, diese Fragen sind mitnichten neu oder gar originell – aber vielleicht ist es notwendig, sich ab und an diese Fragen zu stellen, um unser Leben zu begreifen; unser Leben, dass sich anfühlt, wie eine Reise im Riesenrad, in der wir irgendwann vergessen haben, auszusteigen – und das sich nun mit uns dreht, wobei wir im festen Glauben verankert sind, mitzufahren. So sit us down, buy - us a drink, tell us a good story- Sing us a song we know to be true - I don't give a damn that I never will be worthy - Fear is the only enemy that I still know. 5

Fear is the only enemy – dieser Satz hat sich schon Jahrzehnten in mein Hirn eingefräst – Angst ist der einzige Feind. Die Angst, Dinge zu tun – weil vermeintliche Konsequenzen unsere Sicherheit gefährden, eine Sicherheit die mehr als trügerisch ist. Eine Sicherheit, die uns illusioniert wird, damit die Herren der Welt die Bonbons unter sich aufteilen können, und wir gar nicht daran denken sollen, dass es mehr gibt, als unter Aufsicht des Staates Riesenrad zu fahren.

Aus dem Wunsch nach Freiheit, den jedes Kind verspürt, wurde der Aufschrei nach Sicherheit – und in dieser vermeintlichen Sicherheit werden unsere Träume fett und bräsig und verschimmeln in der Ecke – bis wir  selbst fett und bräsig - oder ausgezehrt und müde - werden und genau so verschimmelt in der Ecke liegen. Und so denken wir nicht mehr daran, dass unsere Träume tief in uns nach Erfüllung schreien – und wenn es nur der romantische Traum im Traum ist.
Wir lassen uns Feindbilder vorsetzen, an die wir nur allzu gerne bereit sind zu glauben, mal die Russen, mal die Juden, mal die Islamisten und mal spielende Kinder im Garten oder im Hof, die etwas zu laut sind – und konzentrieren uns mit jeder Faser auf unsere Feindbilder, die gar nicht unsere sind. Zwischendrin sollen wir wöchentlich neue Telefone kaufen, oder Klingeltöne, oder irgendetwas anderes, damit wir den großen Kreislauf am Leben erhalten, der am End eh in den Tod führt. Einen Tod, den massenhaft Kreaturen jeden Tag sterben, vor Hunger, zerbombt – und die Viecher sterben ja schon industrialisiert beim Leben – und ich weigere mich, es ihnen gleich zu tun.

Wir ernähren uns von Lebensmitteln, die mit Nahrung nichts mehr zu schaffen haben und stauben ab und an ein bisschen Freude ab, um anschließend umso entschlossener am Nichts teilhaben zu können, - solange wir mitspielen dürfen ist alles in Ordnung – ansonsten droht auf der Autobahn die rechte Spur, dort, wo sonst nur die Versager aus dem Osten mit ihren Ladas und Skodas dem ungebremsten Fortschritt im Wege standen. Wenn etwas schief läuft – und es läuft eine Menge schief – dann rufen wir nach dem Staat, der bitteschön Sorge tragen möge, dass in Ordnung kommt, was noch nie in Ordnung war – ansonsten lehnen wir den Sozialismus entschlossen ab.

Die Welt steht in weiten Teilen in Flammen – und wir rufen nach einem Rauchverbot – und dann verpfeifen wir auch gerne einen Raucher bei den Ordnern – wie neulich bei einem Konzert von New Model Army – einer Band, die angetreten ist, der herrschenden Ordnung einen Spiegel vorzuhalten – und welche die zum Leben notwendige Traurigkeit akzeptiert – und nicht verdrängt.

Wir drängeln uns mit aller Macht auf die richtige Seite – und dazu ist uns jedes Mittel recht; die Depressiven, die Clandestinos, die Schwachen, die Säufer, die Idealisten, die Träumer stehen dabei und schütteln mit dem Kopf – während sie peu peu aussortiert werden. Weil sie vergessen haben, für ihre Träume zu kämpfen – und an der Wirklichkeit scheitern, die grausam und gemein ist. Wir halten uns krampfhaft an den Belohnungen fest, die das Leben in unserer Zeit bereithält, uns aus Sorge diese zu verlieren, verpassen wir das, was die Kinder von Bullerbü gelebt haben – und was Generationen von Kindern zum Wunsch gebracht hat, dieses Lebensgefühl ein Leben lang in sich zu tragen.

Innerer Sicherheitswahn, Hartz4, Diätenerhöhungen, Benzinpreise, Polizeieinsätze während NPD-Demos und Fußballspielen – das sind nur einige Zumutungen der letzten Zeit – und dennoch betteln wir darum, an diesem Leben festhalten zu dürfen, weil wir Angst haben, was passiert, wenn wir uns diesem Leben verweigern.

Was tun?

Nein sagen, nicht alles mitmachen, Selbstverantwortung leben, Lebensfreude nicht am Geld festmachen – und uns daran erinnern, dass die größten Momente im Leben die kleinen Dinge sind; die Weinflasche am Strand von Lagos, die aufsteigende Möwe auf der Mainbrücke, der Fuchs im Schnee, die Hand deines Vaters auf deiner Schulter, dreizehn Menschen in einer Waldhütte, die vor einem Transistorradio einem Fußballspiel der Eintracht in der Allianz-Arena lauschen.

Was ist wirklich wichtig? Ganz sicher nicht der Konsum all der Dinge, die sie uns einreden wollen, auf dass das Riesenrad saust – und ganz sicher nicht die Inszenierung des modernen Fußballs – diese rosa-weiße industrielle Maschinerie deren Zweck es, ist Geld zu generieren, dass wir glauben verdienen zu müssen – und der uns gleichzeitig davon abhält, uns diese Fragen zu stellen. Geht raus in den Wald, küsst euer Mädchen, euren Mann – und denkt daran: Ihr ganz allein habt es in der Hand. Ihr könnt anhalten, wenn jemand über die Straße geht. Und ihr könnt weiter fahren.

Get me out, get me out of this place. Wehrt euch. Seid schwach. Und lasst euch nicht alles gefallen. Und habt keine Angst. Außer vor euren eigenen Abgründen. Lebe! Jetzt!

My name is Jacob Fleet. - I feel the solid world - Revolve beneath my feet.
I stride over plains, - Through the copse - And through the glade...
I pace through the day. - And a voice tells me - 'Never stop, never stay,
Don't let your shadow fade'
6




1 - New Model Army - Purity
2 - Manu Chao – Clandestino
Ich bin allein mit meinem Leid, einsam ist meine Verurteilung, meine Bestimmung ist es wegzulaufen, um das Gesetz zu hintergehen. Verloren im Herzen des großen Babylon, nennen sie mich den Heimlichen, weil ich keine Papiere habe.
3 - heimliche Mano Negra (schwarze Hand), heimlicher Peruaner, heimlicher Afrikaner, illegales Marihuana.
4 - Jans Joplin – Me an Bobby McGee
5 - New Model Army - Purity
6 - And also the trees - Jacob Fleet[/size]
#
happy birthday wünscht

beve
#
Bigbamboo schrieb:
Auch wenn wir hier im Gebabbel sind: Diese Bezüge sind noch viel zu niedrig. Damit lockt man nun wirklich keine Top-Leute hinter dem Ofen hervor. Und sich darauf zu verlassen, daß sich immer ein paar gute Leute finden, die aus Idealismus diesen Job machen werden, ist doch ein wenig blauäugig.


meinst du jetzt krankenschwestern, taxifahrer, senioren-und behindertenbetreuer?

...  
#
Laboe schrieb:


ein fairer meinungsaustausch im forum kann doch höchstens nur ein teil der freizeitgestaltung sein, also nur ein wenig abwechslung zu anderen schönen dingen, die uns das leben bietet, oder ?


völlig richtig - und dann kommt der unfaire meinungsaustausch, das gepöbel und die sinnfreie unterhaltung - et voila: click
#
miep0202 schrieb:



CD schon fertig?  



work in progress

und denkt dran: einweichen, nicht ausweichen  ,-)

da warer, der oaka - juchuu ...
#
schee wars - und echt der hammer, wie dreizehn leute ums radio hockten und im grund drauf warteten, wann das erste bayern-tor fällt.

bedrückend positiv

viele grüße

beve
#
klasse


heute muss es schnell gehen, was eben noch von bedeutung war, ist schon vergessen, input, input, input - verdaut wird nicht, was geschissen wird, ist durchfall.

enjoy the silence!



viele grüße

beve
#
habbich gemacht.

auswärtssieg in münchen

viele grüße

beve
#
ps:

@ maobit

lässige idee: commando kilius

jack in the green