>

LDKler

3343

#
S-G-Eintracht schrieb:
Du verallgemeinerst die gesamte Entwicklung der Ökonomie seit circa 100 Jahren als falsch
Eher seit etwa 40 Jahren aber im Grunde stimmt das schon. Und das sage ja nicht nur ich sondern auch solche renommierten Ökonomen wie Robert Sidelsky:
http://www.ftd.de/politik/international/:top-oekonomen-robert-skidelsky-das-verlorene-arbeitsparadies/70054963.html
Keynes glaubte, dass die meisten Menschen in der heutigen Zeit nur 15 Stunden wöchentlich arbeiten müssten, um alles herzustellen, was sie für ein komfortables Leben bräuchten.
Doch er irrte sich: Obwohl die Industrieländer heute in etwa so reich sind wie Keynes damals angenommen hat, arbeiten die meisten von uns wesentlich länger als 15 Stunden pro Woche - durchschnittlich 40 Arbeitsstunden wöchentlich.  Das bedeutet, dass es uns größtenteils nicht gelungen ist, wachsende technologische Arbeitslosigkeit in mehr freiwillige Freizeit umzuwandeln.
Der Hauptgrund dafür ist, dass sich die Wohlhabenden den Löwenanteil der in den vergangenen 30 Jahren erzielten Produktivitätsgewinne einverleibt haben.


und kommst hier mit sehr stark kommunistischen Kreuzungsversuchen an.
Nein, ich stelle nur die Verteilungsfrage nicht die Systemfrage. Ich will doch nicht die Marktwirtschaft abschaffen.  

Das ganze ist leider mehrfach von schrecklicher Unkenntnis (Oberflächlichkeit) gekennzeichnet:

Sorry, ich liefere hier detailierte Erläuterungen und von dir kommen nur allgemeine Pauschalvorwürfe. So geht das nicht. Bitte zeige mir ganz konkret, was an meiner Argumentation falsch ist.

Denn wenn mein Haus brennt, wie andere Häuser drumherum, und ich noch schnell die Goldbarren im Haus fair verteile, sind vielleicht die Armen zufrieden, das Haus brennt aber trotzdem oder gerade deswegen ab.

Und wieder siehst du die Dinge nur von der Angebotsseite, vom Blickwinkel des Standortwettbewerbs, und vergisst dabei, dass irgendwer die Produkte auch kaufen können muss.

Genauso mich als Neo-Con gleichzusetzen
Habe ich nie gemacht!

würde den Staat gerne erstmal schrumpfen lassen, um die ganzen Wahlgeschenke der vorherigen Generationen zu entrümpeln. Dazu muss die EZB die Staaten am Laufen halten und diese mit Disziplin die Scheisse vergangener Tagen aufräumen.
Wie denn, durch Sparen? Wird nicht funktionieren aufgrund der daraus resultierenden Nachfragevernichtung. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass eine Volkswirtschaft maximal 2% staatliche Minderausgaben wegstecken kann, ohne in die in meinen Vorbeiträgen dargestellte Abwärtsspirale zu kommen.

Außerdem ist wie schon mehrmals erklärt die Nachfrageseite das Problem und die ist verursacht vom wettbewerbsbedingten Druck auf die Löhne. Und hier muss der Staat gegensteuern, denn die Arbeitnehmer haben heute in vielen Bereichen nicht mehr die Macht, höhere Löhne durchzusetzen. Weil in der heutigen hochproduktiven Volkswirtschaft immer mehr Menschen nicht mehr für die Warenproduktion gebraucht werden und so Druck auf die verbliebenen Beschäftigten ausüben. Wer nicht zu Minilöhnen arbeiten will, kann gehen, es stehen ja sofort 10 neue Arbeitswillige vor der Tür. Also muss der Staat eingreifen, entweder mit Mindestlöhnen oder durch steuerlicher Umverteilung, damit nicht die aus schwindender Kaufkraft bedingte Abwärtsspirale einsetzt.
Ist im oben verlinkten ftd-Artikel detailiert erklärt - bitte lesen, bevor du antwortest.
#
pipapo schrieb:
Die Sache mit der moralischen Erpressung und damit verbundenen Implikation ist in meinen Augen -grundsätzlich- viel eher kritisch zu bewerten als dass sie ein Zeichen von Hochform wäre.
Das ist keine moralische Erpressung. Wir sind nunmal in einer Situation, in der Forderungen im gigantischen Maßstab existieren, die mit großer Sicherheit durch die Kreditnehmer nicht mehr bedient werden können. Es stellt sich damit zwangsläufig die Frage, was mit diesen Forderungen passiert. Man könnte sie einfach abschreiben und damit die Gläubiger belasten. Man kann sie aber auch staatlich garantieren und sich die dafür notwendigen Mittel bei dritten Beschaffen, z. B. durch Kürzungen bei Rentern, Kranken und Behinderten und durch Steuererhöhungen insb. für Normalverdiener. Ich denke schon, dass man beide Alternativen nach moralischen Gesichtspunkten bewerten darf, aber ganz abgesehen davon führt der zweite Weg auch nur noch schlimmer in die Krise, siehe meine Ausführungen in den Vorbeiträgen (Stichwort Kaufkraftverlust).

@reggatyp, @edmund - danke für die Unterstützung!

Morphium schrieb:

@LDKler
Zunächst einmal: Du bist mir irgendwie sympathisch.  
Danke und dito!    

Und was diesen BWLer und NeoCon SG-Eintracht angeht: Lass es lieber sein. Ich hab mit dem Bengel auch Diskussionen geführt, aber der Typ postet immer wieder denselben Unsinn. Standhaft ist er wenigstens.    

Schon klar, aber mir ging es auch mehr darum, dem unvoreingenommenen Mitleser mal die wahren Ursachen der Krise und die zwingend daraus folgenden Maßnahmen zur Bewältigung aufzuzeigen. In der öffentlichen Diskussion hört man dazu nämlich leider fast nichts, den attac-Vorstoß jetzt mal ausgenommen. Es wird immer nur diskutiert, ob rigides Sparen (schwarz-gelb) oder schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme (rot-grün) aus der Krise führen. Aber beides ist Unsinn und in der Vergangenheit schon oft genug gescheitert. Über die richtige Lösung, wieder für eine gleichmäßigere Einkommens- und Vermögensverteilung in der Gesellschaft zu sorgen, spricht leider fast niemand. Das ärgert mich, mehr als so ein verblendeter BWLer, der in meinen Augen mehr Opfer als Täter ist, weil er den Unsinn ja genau so beigebracht bekommt. Er plappert ja nur nach, was ihm gesagt wird. Das ganze Studium muss dringend komplett reformiert werden. Sage ja nicht nur ich:
http://www.bpb.de/apuz/31506/die-finanzkrise-und-das-versagen-der-modernen-oekonomie?p=4
Dabei ist Ökonomie immer auch politisch. Es geht nicht darum, ob "der Markt" oder "der Staat" dominieren, sondern um Interessenkonflikte zwischen Staaten, sozialen Schichten, Gruppen und Branchen, also um die Frage, wer wie viel vom Kuchen bekommt. Es ist sträflich, dass die moderne mathematische Ökonomie dies vernachlässigt.
#
aus aktuellem Anlass:
Wer gegen die Vermögensabgabe ist, bekommt hier die Alternative gezeigt:
http://www.fr-online.de/politik/sparen-mit-agenda-2020-kommunen-fordern-kuerzungen-der-sozialausgaben,1472596,16819316.html
Die Kommunen fordern weitere Sozialreformen nach dem Vorbild der umstrittenen Agenda 2010. Nur auf diese Weise sei die Handlungsfähigkeit der chronisch überschuldeten Städten und Gemeinden zu gewährleisten. Die Sparziele betreffen vor allem Renten und Leistungen für Behinderte.
#
S-G-Eintracht schrieb:
Vorweg: Es wäre nett, du würdest korrekt zitieren und nicht alles von mehreren Personen irgendwie zusammenwürfeln.

Sorry war keine Absicht.
Aber auch ich habe eine Bitte:
Geh doch bitte mal mehr auf meine Argumentation ein.

Zum Beispiel:
Der Apple-Nokia-Vergleich hatte nichts mit dem Thema Protektionismus zu tun sondern diente dazu zu zeigen, dass Investitionen Arbeitsplätze nicht nur schaffen, sondern fast immer auch andere vernichten. Schumpeter nannte dies den Prozess der schöpferischen Zerstörung.
Verhindern kann man das nur, wenn man die Produktivitätsgewinne im wesentlichen zur Steigerung der Kaufkraft der Beschäftigten nutzt (egal ob über höhere Löhne oder über staatliche Umverteilung).
Ungleichheit der Vermögen besteht aufgrund der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Nein, die Mechanismen, die dazu führen, habe ich hier detailiert dargelegt. Du wolltest sie aber nicht diskutieren.

Die Wikipedia ist übrigens kein geeigneter Ort, um detaiiertes Wissen zu erlangen.
Ich habe mein Wissen nicht von dort, aber der Artikel hat die historische Entwicklung kurz aber durchaus richtig dargestellt. Also habe ich ihn genommen. Ich könnte natürlich auch wissenschaftliche Untersuchungen dazu suchen, aber auch die würden dich ja nicht überzeugen.

Eine Stagflation, Disinflation bei Stagnation, hatte man auch in 1929, nicht jedoch heute.
Ja klar, weil man zumindest in dem Punkt aus der Krise gelernt, haben die Zentralbanken die Märkte mit Liquidität geflutet. Aber damit ist die Stagflation nicht verhindert sondern nur verschoben. Und die Fallhöhe nimmt weiter zu.
#
stefank schrieb:
S-G-Eintracht schrieb:

Ungleichheit der Vermögen besteht aufgrund der Wahrscheinlichkeitsrechnung.  


Ist das die moderne Variante von "gottgewollt"? Und warum ist da keine Gauß'sche Verteilung rausgekommen?
Ja seine komplette Vorstellungswelt hat so wenig mit der Realität zu tun und das schlimme ist ja, dass einer ganzen Generation von BWLern dieser Blödsinn genauso beigebracht wird. Er ist ja eigentlich nur ein Opfer.
Krisenprophet Max Otte beschreibt das Dilemma hier sehr schön: http://www.bpb.de/apuz/31506/die-finanzkrise-und-das-versagen-der-modernen-oekonomie?p=4
Im Jahr 2009 wandten sich in Deutschland 83 bekannte Ökonomen - unter anderem Herbert Giersch, Rudolf Hickel, Olaf Sievert, Christian Watrin und Arthur Woll - mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit, die Lehre der Wirtschaftspolitik an den Universitäten zu retten. Zu sehr werde auf mathematische Modelle gesetzt, so dass das Denken über wirtschafts- und ordnungspolitische Fragestellungen mehr und mehr in den Hintergrund gerate.[38] Ihr Aufruf droht ohne große Konsequenzen zu bleiben. Die Gefahr ist groß, dass die Priesterkaste der mathematischen Ökonomen auch in Zukunft grundlegende ordnungspolitische Zusammenhänge ignoriert und sich in esoterischen Modellen ergeht, während draußen in der Welt bereits die nächste Blase entsteht.
#
S-G-Eintracht schrieb:
Niemand hat den Staat gezwungen, über Jahrzehnte hinweg stets mehr Geld auszugeben als einzunehmen. Niemand bis auf das Volk selbst (also die 99%   ), das mit seinen Wahlentscheidungen genau diese Verhalten der jeweiligen Regierungen verursacht hat.

Ein Blick in die Geschichte ist hilfreich, die wahren Ursachen der Staatsverschuldung zu erkennen:
Die Staatsverschuldung im großen Stil begann mit den Konjunkturprogrammen der Regierung Schmidt, die eine Reaktion waren auf die zunehmende Arbeitslosigkeit. Woher rührte diese Zunahme. Aus eine Kombination zunehmener Produktivität sowie einer zunehmenden Marktsättigung, die zu weniger Konsum und höheren Sparraten führte. (übrigens genau wie in der Zeit vor 1929!, siehe wiki link unten)
Durch die Konjunkturprogramme sollte gemäß Keynes'er Theorie der Konsum und damit das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden. Das hat aber nicht so recht geklappt und somit folgte ab den 90igern der neoliberale Ansatz, mit Unternehmenssteuersenkungen und Deregulierung das Wachstum anzukurbeln und so Steuermehreinnahmen zu erzielen. Auch das klappte natürlich nicht, weil die Nachfrageseite komplett ausgeblendet wurde. Was blieb war ein riesiger staatlicher Schuldenberg der aktuell noch weiter steigt, weil Verluste "systemrelevanter" Marktteilnehmer verstaatlicht werden.
Die Schuldenbremse löst keinerlei Probleme, sondern vernebelt nur den Blick auf die systemischen Probleme des Kapitalismus.

Die Bundesrepublik ist hier inzwischen aber auf einem guten Weg!
Wenn im Zuge der Krise demnächst die Auslandsnachfrage nachlässt, werden wir schon sehen, wie gut der Weg ist.    

aber gleichzeitig lässt sie dem Staat wenig Spielraum für fremdfinanzierte Steuersenkungen zur Generierung von Steuermehreinnahmen, womit dann das Defizit gekillt wird.
Diese Theorie ist reine Ideologie, denn sie hat noch niemals irgendwo funktioniert. Wissenschaftlich Studien sagen, das max. 1/4 der Steuersenkungen durch Mehrwachstum ausgeglichen werden.

Wichtig ist dabei, niemals Protektionismus zu verfallen, sonst endet das wie 1929.
Die Weltwirtschaftskrise 1929 entstand nicht durch Protektionismus sondern durch wegbrechenden Konsum aufgrund zunehmender Vermögenskonzentration:
http://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftskrise#.C3.9Cberproduktion

Alles was wir heute sehen, ist 1929 schonmal passiert, aber niemand lernt aus der Geschichte. Es ist so traurig.
#
S-G-Eintracht schrieb:
Bei 2. zahlen die Reichen weiterhin viele und hohe Steuern!! Sie wurden teilweise entlastet, um durch Firmengründungen weiterhin Beschäftigung schaffen zu können.
Und wieder blendest du die Nachfrageseite aus! Ohne mehr NAchfrage führen Firmengründungen nur zu Konsum- und damit Arbeitsplatzverlagerung. Beispiel: Heute kaufen die Leute Apple-Handys und schaffen damit bei Apple Arbeitsplätze. Dieselbe Anzahl Arbeitsplätze verschwindet aber bei Nokia, weil deren Handys out sind. Lies mal Schumpeter!

Ist das Hahnebüchen davon zu erzählen, der Binnenmarkt wäre wegen nicht steigender Löhne geschwächt.
Aha, dann erklär mir mal, wie man mehr kaufen kann, wenn man nicht mehr Geld zur Verfügung hat. Wie soll das gehen?

Der deutsche Binnenmarkt ist auch im Endeffekt fast scheissegal, was zählt ist der europäische Binnenmarkt und für Deutschland explizit der Weltmarkt, wo unsere Konkurrenz mitspielt.
Und wer nimmt die Produkte ab, wenn jedes Land so denkt und nur auf den Export setzt. Die Klingonen?
Auch das ist viel, viel zu einfach.
Doch so einfach ist das, aber du kannst das scheinbar nicht erkennen, weil du in deiner lustigen BWLer-Formelwelt lebst. Löse dich mal davon.

Das könnte auch von Lafontaine persönlich ausgesprochen worden sein.
Lafontaine ist ja auch ein kluger Kopf, leider steht ihm aber sein Charakter im weg.

Ich habe auf soetwas schon vielfältig im Forum argumentativ mich auseinandergesetzt. Ich wiederhole das nicht mehr, denn die Betrachtung ist viel, viel größer.
Genau das ist das Grundproblem der BWL, man verkompliziert die Materie bei unkorrekten Grundannhahmen. Lös dich davon und denk einfach mal selber nach.

So und abschließend extra für dich noch einen link:
Krisenlösung ala Wagenknecht:
http://www.fr-online.de/schuldenkrise/wie-die-linken-die-demokratie-retten-wagenknecht-will-macht-der-banker-brechen,1471908,16809226.html
#
S-G-Eintracht schrieb:
Das ist doch genau der Fall. Wir haben eine extreme Unverteilung von oben nach unten
Haben wir nicht. Nimm doch endlich mal die Fakten zur Kenntnis! Informationsquellen habe ich doch genügend geliefert.
Betrachtet man direkte und indirekte Steuern zusammen hat Ackermanns Sekretärin eine höhere Steuerquote als Ackermann, und wenn man noch die Sozialabgaben einbezieht, sieht es noch schlimmer aus.
Dazu kommt noch die zunehmende Ungleichheit zwischen hohen und niedrigen Einkommen. So wachsen die höchsten Einkommen am stärksten während die unteren Einkommen zurückgehen. Einkommen bildet damit immer weniger die Leistung ab sondern immer mehr die Macht des Subjekts im Wirtschaftssystem. Ackermann kann sein Gehalt quasi selbst bestimmen, während die Putzfrau den Lohn nehmen muss, der ihr geboten wird.
Und dabei ist die ganze Entwicklung nicht nur hochgradig ungerecht sondern wirkt über den daraus resultierenden Nachfrageschwund auch noch krisenauslösend.
Diese Entwicklung ist einfach nur abgrundtief dumm. Siehst du das nicht?
#
@Morphium
Genau so ist es!

Und das hier
Morphium schrieb:
Aber nein, wir lassen die Masse weiterbluten und von ihr Jahr für Jahr mehr Wachstum verlangen, um der gestiegenen Zinslast gerecht zu werden.

kann (wie du ja auch sagst) auf Dauer gar nicht funktionieren.
Aus dem fr-link aus meinem Vorbeitrag:

So ging die Netto-Lohnquote seit 1991 von 48,1 Prozent auf 40,9 Prozent im Jahr 2005 um über 7 Prozentpunkte zurück. Dies ist in der langen Geschichte ihres verteilungsbedingten Abstiegs seit den 60er Jahren der Tiefstand. Aus dieser gigantischen Umverteilung - sowohl bezogen auf die Brutto- als auch auf die Netto-Lohnquote - folgt die hinlänglich bekannte Wachstumsschwäche des Binnenmarktes.

Wenn laufend in einer Volkswirtschaft Arbeitskosten gesenkt werden, dann kommt es auf Grund des "Doppelcharakters" der Arbeitskosten gleichzeitig in exakt gleicher Höhe zu einer Senkung der Arbeitnehmereinkommen. In Folge geht die Konsumgüternachfrage zurück. Die Handelsunternehmen verkaufen weniger und die Konsumgüterindustrie lastet ihre Kapazitäten nicht mehr aus. Es kommt zu Stückkostensteigerungen, die über die Preise nicht mehr erlöst werden können. Verluste entstehen. Die Unternehmen entlassen ihre Beschäftigten.

Die Krise überträgt sich auf die Investitionsgüterindustrie, weil die Unternehmen insgesamt ihre Investitionen zurückfahren. Immer weniger Wachstum führt schließlich beim Staat zu weniger Steuereinnahmen, worauf dieser mit einer Kürzung der Staatsausgaben reagiert und die Krise noch verschärft. Um sich aus dieser Situation individuell zu befreien versuchen die Unternehmen noch mehr ihre Arbeitskosten zu senken. Es kommt zu weiteren Lohn- und Einkommenskürzungen sowie zu Entlassungen. Ein Teufelskreislauf, das System hängt sich selbst auf.

Die Krise wirkt aber nicht in allen Märkten, Branchen und Unternehmen mit gleicher Härte. Insbesondere international agierende Konzerne können den durch Lohndrückerei verursachten binnenwirtschaftlichen Nachfrageausfall weitgehend an den Exportmärkten kompensieren. Dabei umgehen sie den "Doppelcharakter" der Arbeitskosten, deren Einkommensseite aus dem Ausland bedient wird.

Die umverteilungsbedingte Binnenmarktschwäche kann nicht durch einen extrem hohen Exportüberschuss beseitigt werden, wenn dieser - wie im Fall Deutschlands - lediglich fünf Prozent der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ausmacht und 85 Prozent der Arbeitsplätze von der Inlandsnachfrage abhängig sind. Aber auch selbst wenn dies möglich wäre, schafft eine aggressive neo-merkantilistische Außenwirtschaftsstrategie auf Seite der internationalen Handelspartner Defizite und Verschuldungssituationen, denen die betroffenen Länder ihrerseits mit Lohn- und Preissenkungen begegnen müssen. Die Gefahr einer deflatorischen Abwärtsspirale nimmt dadurch auch international zu.
#
Miso schrieb:
Nein. Wer das persönliche Risiko trägt unterzugehen, sich selbst reinhängt und sich verantwortlich für Arbeitsplätze zeigt, die er geschaffen hat,  ist nicht gemeint. Das wäre ja auch Blödsinn.
Korrekt, nur leider werden solche Art von Investionen immer weniger:

http://www.fr-online.de/doku---debatte/mehr-umverteilung-geht-nicht,1472608,2883134.html

Großunternehmen und Konzerne dagegen, die über eine Marktmachtstellung und internationale Verkaufsmärkte verfügen und dadurch komfortable Gewinne erzielen, benutzen diese nur zu einem abnehmenden Anteil für eine Reinvestition in neue beschäftigungsschaffende Produktionsanlagen; eher werden sie zum Schuldenabbau oder zur Finanzierung von weiteren Unternehmensbeteiligungen oder -aufkäufen benutzt. Außerdem suchen und finden die Gewinne Anlagemöglichkeiten auf den internationalen Geld- und Kapitalmärkten und tragen dazu bei, die Immobilien- und Finanzspekulation immer mehr anzuheizen.

Besonders negativ einzuordnen sind dabei die jetzt auch in Deutschland zugelassenen kurzfristig angelegten Profitstrategien der Hedge- und Private Equity-Fonds. Diese setzen nicht nur die Beschäftigten der durch die Fonds aufgekauften (beteiligten) Unternehmen durch drastische Lohnkürzungen und massiven Stellenabbau unter Druck, sondern hierdurch werden auch Regierungen zu Getriebenen und Abhängigen der internationalen Finanzmärkte. So sind in Deutschland im Zuge dieser Entwicklung immer mehr die beschäftigungsschaffenden Nettoinvestitionen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt von rund 24 Prozent im Jahr 1970 auf weniger als 5 Prozent heute zurückgegangen. Es ist zu einer nachhaltigen Entkopplung von Gewinn- und Investitionsquote gekommen.
Die neoliberal behauptete G-I-B-Formel - "Gebt mir heute mehr Gewinn, so kommt es morgen zu mehr Investitionen und danach zu mehr Beschäftigung" - ist eine Mär. Der neoliberale circulus virtuosus von höheren Gewinnen und daraus folgenden höheren Realinvestitionen und Beschäftigung geht nicht auf. Man müsste vielmehr formulieren, die im Shareholder-Kapitalismus geplanten Gewinne von heute sind die Arbeitsplatzverluste von morgen.
#
@S-G-Eintracht
schrieb:
Ohne Reiche Leute, weniger Arme (Statistisch bedingt) und weniger Arbeit.

Das Gegenteil ist richtig. Warum kannst du hier nachlesen:
http://www.fr-online.de/doku---debatte/mehr-umverteilung-geht-nicht,1472608,2883134.html
Ab 2001 zeigt sich insgesamt ein Anstieg des Volkseinkommens um 202 Milliarden Euro. Um diese Summe ist Deutschland also insgesamt reicher geworden. Von diesem Reichtum entfallen auf Unternehmens- und Vermögenseinkommen gut 171 Milliarden - dies entspricht einer Quote von fast 85 Prozent. Auf die Arbeitnehmerentgelte der gut 34 Millionen abhängig Beschäftigten kommen aber lediglich nur knapp 31 Milliarden Euro, oder 15 Prozent des Volkseinkommens. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik sind im Jahr 2005 die Arbeitnehmerentgelte sogar nominal um 5,6 Milliarden Euro gesunken, was bedeutet, dass die Unternehmens- und Vermögenseinkommen stärker zugenommen haben als das gesamte Volkseinkommen.

Noch dramatischer wird die Umverteilung, wenn man seit der Wiedervereinigung die Netto-Lohnquote betrachtet, die das Arbeitnehmerentgelt in Prozent des verfügbaren Einkommens aller privaten Haushalte nach staatlicher Umverteilung durch Sozial- und Transfereinkommen zeigt.
So ging die Netto-Lohnquote seit 1991 von 48,1 Prozent auf 40,9 Prozent im Jahr 2005 um über 7 Prozentpunkte zurück. Dies ist in der langen Geschichte ihres verteilungsbedingten Abstiegs seit den 60er Jahren der Tiefstand. Aus dieser gigantischen Umverteilung - sowohl bezogen auf die Brutto- als auch auf die Netto-Lohnquote - folgt die hinlänglich bekannte Wachstumsschwäche des Binnenmarktes.


Und sie zahlen normalerweise viele Steuern und Abgaben.
Auch falsch:
http://www.fr-online.de/debatte/fr-serie--soziale-frage--die-schwachen-tragen-die-starken,1473340,2813142,item,0.html

Außerdem ist die steuerliche Belastung der höheren Einkommen im letzten Jahrzehnt nicht gestiegen, sondern gesunken. Verschiedene gesetzliche Maßnahmen haben dafür gesorgt.
Das begünstigte vor allem die Reichen und die Superreichen. Die reale steuerliche Belastung der 450 reichsten Deutschen mit einem jährlichen Mindesteinkommen von damals neun Millionen Euro hat sich allein zwischen 1998 und 2002 durch die Steuerreformen der ersten rot-grünen Bundesregierung von 41 auf 34,3 Prozent verringert. Bei den 45 reichsten Deutschen mit einem Mindesteinkommen von 22 Millionen Euro sank sie von 45 auf 32 Prozent, also um über ein Viertel.


- haben aber vielleicht im Alter von 12 schon aufgegeben, gegen Wände zu reden und stehen deshalb besser da.
Wieder falsch. Sie stehen besser da, weil sie bessere Bildungschancen hatten (reicher Papa - reicher Sohn):
http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsbenachteiligung_in_der_Bundesrepublik_Deutschland
#
fromgg schrieb:
Flat Tax mit Freibetrag , ohne Ausnahme , fertig.

Abschreibungskünstler , Armrechner ade.

Höhere Mehrwertsteuer , dafür höhere Sozialleistungen , um das zu kompensieren.

Die S-Klasse darf der Interessent gerne weiterfahren , nur selbstfinanziert.
Absetzbar ist der Kraftstoff , aber pauschal , je km.
Sparsames , kleineres Auto : Vorteil.

Die Autobahn ist voll mit 400 Ps SUV , im Nürburgringtempo rumfliegend. Da merkt man doch , dass irgendwas nicht stimmt.
Warum muss denn der Abbau von unsinnigen Abschreibungsmöglichkeiten unbedingt mit einer flat tax und höheren Mehrwertsteuern kombiniert werden? Eine solche Besteuerung ist unsozial, weil kleine Einkommen prozentual mehr Geld für Konsum ausgeben und so durch indirekte Steuern wie der Mehrwertsteuer stärker steuerlich belastetet werden als hohe Einkommen.
#
S-G-Eintracht schrieb:
Bezüglich New Deal:
Dieses Geld hat dann auch bei anderen Investitionen gefehlt (Reichensteuern).
Wir haben doch heute nicht das Problem, dass kein Geld für Investitionen da wäre, es ist kein Geld für die Nachfrage da! Wenn immer mehr Geld von 99% zu den 1% Superreichen wandert, steht immer weniger Geld für den Konsum zur Verfügung. Ist das so schwer zu begreifen?  

Möchte man allerdings Geld lediglich herumverteilen,
Man will es nicht "lediglich herumverteilen", man kann nur dadurch die Krise dauerhaft lösen. Lies den Krugmann-Artikel, den ich im letzten Beitrag verlinkt habe.

da er soziale Grundsicherung ermöglichte - die haben wir aber auch heute, vor allem in Europa.
Ja klar, vor allem in Griechenland   .
Hast du überhaupt nur ein Fünkchen Ahnung von dem Überlebenskampf vieler Rentner, Arbeitsloser und chronisch Kranker in dem Land???  
#
3zu7 schrieb:
Wieso waren die Griechen eigentlich nie eine große Seefahrer-Nation?
???

http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/669546/Reiche-Reeder_Athen-am-Boden-Party-an-Bord
Die Handelsflotte der Griechen ist die wichtigste der Welt: 16 Prozent der Tonnagen stehen unter hellenischer Kontrolle. Allein die Japaner können ihr fast das Wasser reichen. Die Flotten Chinas und Deutschlands, die im Ranking folgen, sind nur etwa halb so groß.
#
S-G-Eintracht schrieb:
- einer 75% Reichensteuer oder anderer sozialistischer Elemente, die bereits im New Deal Roosevelts gescheitert sind und die Depression verlängerten.

Wieso gescheitert? Genauso hat Roosevelt die Krise gelöst, über Umverteilung von oben nach unten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Great_Compression

Und nur so kann auch die gegenwärtige Krise gelöst werden, denn die eigentliche Ursache der Krise ist letztlich der Nachfrageschwund aufgrund der zunehmenden Vermögenskonzentration. Sehr schön in dem Diagram hier zu sehen:
http://krugman.blogs.nytimes.com/2007/09/18/introducing-this-blog/
Man sieht deutlich, wie eng Vermögenskonzentration und Wirtschaftskrisen zusammenhängen.
#
S-G-Eintracht schrieb:
Ein Steuererleichterung sorgt dagegen für Gesundungsmöglichkeit eines jeden solchen Unternehmens
Ich will auch gesunden. Gebt mir Steuererleichterungen!  
#
womeninblack schrieb:
Ich bin der Meinung, dass von "grüner" Politik nur die umgesetzt wird, die dem Kapital nutzt.
Alles woran verdient wird, wird umgesetzt, von "Idealismus" keine Spur (mehr).

Genau so isses.
#
°o° schrieb:
Ich persönlich habe das Gefühl, dass, seitdem der Begriff Globale Erderwärmung aufgetreten ist, wir keinen einzigen richtigen Sommer mehr hatten.

Dein Gefühl trügt nicht. Die Klimaerwärmung und der von ihr verursachte Rückgang des Arktiseises führen bei uns zu kälteren, schneereicheren Wintern und ungemütlichen Sommern:
http://meteoklima.wordpress.com/2012/04/16/kaltere-winter-durch-weniger-meereseis-in-der-arktis/
#
vonNachtmahr1982 schrieb:

Mein Ortsansässiger Getränkehändler hatte auch mal gesagt das gerade bei Pilssorten der Trend immer mehr zum Einheits-Pils geht. Gerade Becks mus massiv abgebaut haben. Er hatte das früher, in den 70er und 80er Jahren, hier viel im Ort vertrieben und da muss das noch viel herber geschmeckt haben als heute.
Das stimmt definitiv. Ich habe aus gesundheitlichen Gründen zwischen 2000 und 2010 keinen Alkohol getrunken. Als ich dann wieder Bier und Äppler getrunken habe, war der Geschmack bei einigen Marken völlig anders als vor 2000, insb. beim Becks und beim Licher.
Aber auch der Äppler hat sich deutlich verändert. Ich habe bei einer Kelterei-Führung den Martin Heil auf das Thema angesprochen und er hat mir bestätigt, dass sie den Geschmack ihres Äpplers ständig an die sich änderten Kundenwünsche anpassen. Und der Kundenwunsch sei ein leichter und spritziger Geschmack, der eher schwere Äppler von vor 20 Jahren wäre heute unverkäuflich.  
#
Leopard schrieb:
Naja, man sollte das nicht zu stark verallgemeinern. Ich habe z.B. vor kurzem im Urlaub die Störtebeker Braumanufaktur in Stralsund besichtigt. Die machen zum Beispiel ein richtig, richtig gutes Weizen-Bier (Bernstein-Weizen). Die haben unter anderem auch bei dem im ZDF-Beitrag zitierten Bier-World-Cup für ihr Roggen-Weizen und ihr Keller-Bier "1402" Gold gewonnen.
Zustimmung. Gerade das roggen-Weizen schmeckt überragend!