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hawischer

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Sicherlich. Im bierseligen Festzelt in Passau johlen sie ja auch, wenn Söder von Verbotsparteien schwadroniert.
Dabei ist es die CSU, die Cannabis verbieten will. Und Bier zum Kulturgut erklärt.
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WürzburgerAdler schrieb:

Sicherlich. Im bierseligen Festzelt in Passau johlen sie ja auch, wenn Söder von Verbotsparteien schwadroniert.
Dabei ist es die CSU, die Cannabis verbieten will. Und Bier zum Kulturgut erklärt.


Ich lebe seit über 40 Jahren im Freistaat. Mein Bild von Bayern, den Menschen, dem Leben hierzulande ist ein völlig anderes.
Übrigens, Cannabis ist gesetzlich seit 1929 verboten und von der Regierung 1972 (es war nicht die CSU) im Betäubungsmttelgesetz festgeschrieben. 1994 gab es mal ein Bundesverfasungsgerichtsurteil zum Umgang mit geringfügigigen Besitz zum Eigenverbrauch. Seit 2017 kann Cannabis bei Schwerkranken auf Rezept verschrieben werden. Damals war Gröhe (CDU) Gesundheitsminister.
Kinder- und Jugendärzte warnen jetzt vor der Freigabe, die CSU hat sich diesen Bedenken angeschlossen.
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ich bin kein ausgewiesener "Bayern Experte", zumindest nicht politisch, aber der aggressive Ton und das "Wendehals Verhalten" von Markus Söder widert mich an.
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Die Bayern sehen mehrheitlich Söders Arbeit anders. 56% Zufriedenheit 41% Unzufriedenheit ist im Ländervergleich ein ordentliches Ergebnis, gegenüber den Bundespolitikern der Ampel überdurchschnittlich gut.
Mitentscheidend für das Wahlverhalten werden aber auch die durchweg mehrheitlich negativen Wertungen über die Oppositionspolitiker sein.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/921059/umfrage/zufriedenheit-mit-verschiedenen-politikern-in-bayern/
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Am Ende wählt man immer das geringste Übel, FA.

Es ist immer die Wahl zwischen einem Rieseneinlauf und einer Kotstulle, denn nur die können tief genug hinten drin...

Um mal South Park zu zitieren.
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Ich schlage vor, man macht es, wie wir es vom Werner gewohnt sind.
Man lässt Zahlen, Daten, Fakten sprechen, nimmt Vergleichsdaten dazu, setzt je nach persönlicher Überzeugung bei dem einen oder anderen Politikfeld ( z.B. Klimaschutz, Bildung, Wohnungsbau, Wirtschaft usw.) einen Multiplikator, nimmt die jeweiligen Grundsätze und Ziele der Parteien dazu und bewertet die handelnden Persönlickeiten.  
Hoffentlich kommt dabei besseres heraus, als das "geringste Übel".
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42 % aller Kinder in Gelsenkirchen mit Hartz IV.

Nur mal so als Ansatz, falls sich in Bayern jemand wieder bzgl. Länderfinanzausgleich beschwert. Das sind schreckliche Werte.
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SGE_Werner schrieb:

42 % aller Kinder in Gelsenkirchen mit Hartz IV.

Nur mal so als Ansatz, falls sich in Bayern jemand wieder bzgl. Länderfinanzausgleich beschwert. Das sind schreckliche Werte.

Wir hatten das Thema schon mal. Solche Werte sind auch (nicht allein) ein Ausdruck nicht funktionierender Integration (Bildungsverlierer), speziell in den Ballungsgebieten und Großstädten.
Bemerkenswert auch, dass sich das Problem quer durch die Republik zieht. Das sonst gerne bemühte Bild des abgehängten Ostens stimmt hier nicht.
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Mal wieder was erfreuliches zum Freistaat Bayern.
Armutsgefährdete Kinder. Die Bertelsmann-Stiftung hat eine Deutschlandkarte erstellt.
Es zeigt sich, da wo die Arbeitslosigkeit gering ist, gibt's auch die am wenigsten armutsgefährdete Kinder. Sicher keine Überraschung.
Die ersten 26 Regionen im bundesweiten Ranking liegen alle in Bayern. Gratulation.


https://focus.de/191360474
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hawischer schrieb:

Rein klimatechnisch seien wir mit unserer Politik schmutziger als die Kohleverbrennerländer Polen und Tschechien, hat am Sonntagabend jemand bei Anne Will gesagt.


Nein, da lügst Du mal wieder. Die Aussage war von Dorothea Siems (Welt) und lautete:
"Wir sind so dreckig wie sonst nur Polen oder Tschechien.“

Also kein Wort von wir seien "schmutziger" als Polen.
Schon deren Behauptung kann man anzweifeln, Polen als Beispiel in 2022:
63,4% aus Kohle verglichen mit
33% in Deutschland.
Selbst wenn man die 6,4% aus Kernkraft (2022) komplett durch Kohle ersetzt würde man "nur" bei 39,4%, also 24 Prozentpunkte unterhalb von Polen. Es ist völlig absurd hier zu behaupten unsere Stromerzeugung ist so dreckig wie sonst nur Polen.
Du treibst diese Lüge noch auf die Spitze, indem Du von "schmutziger als..." schreibst.
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Du hast Recht, ich hatte die Aussage anders in Erinnerung. Siems hat gesagt, so dreckig wie Polen und Tschechien und nicht "schmutziger als ..." Daher bitte ich um Entschuldigung.

Habe nachgeschaut.
Pro Kopf liegt der CO2 -Ausstoss in Deutschland gemeinsam mit Polen auf Rang 31 und Tschechien auf Rand 23.
Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2020 und die Quelle Wikipedia.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_CO2-Emission_pro_Kopf
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hawischer schrieb:

Landroval schrieb:

Es kommt ja eben auch nicht von ungefähr, dass der Söder die Mehrheit "des Volkes" hinter sich zu glauben scheint, wenn er nun die Wiederinbetriebnahme realisieren möchte.

Das ist Wahlkampf.
Söder weiß, dass 60% für eine AKW-Laufzeitverlängerung waren, in Bayern vielleicht noch mehr, deren Meinung will er bedienen und im Wahlkampf sind die Grünen der Hauptgegner. Deren heftigen Reaktionen bringen ihm Presse und er weiß, dass deren Klientel die CSU eh nicht wählen.
Also die ganze Aufregung nutzt ihm und er weiß auch, die Laufzeitverlängerung und dann noch in bayrischer Hoheit ist ein no go.

Ich würde solch einen Wahlkampf unlauter nennen. So jemandem, der wider besseren Wissens den Menschen nach dem Mund redet, anstatt sie aufzuklären, und deshalb alle halbe Jahre seine Richtung ändert, soll man vertrauen?
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WürzburgerAdler schrieb:

hawischer schrieb:

Landroval schrieb:

Es kommt ja eben auch nicht von ungefähr, dass der Söder die Mehrheit "des Volkes" hinter sich zu glauben scheint, wenn er nun die Wiederinbetriebnahme realisieren möchte.

Das ist Wahlkampf.
Söder weiß, dass 60% für eine AKW-Laufzeitverlängerung waren, in Bayern vielleicht noch mehr, deren Meinung will er bedienen und im Wahlkampf sind die Grünen der Hauptgegner. Deren heftigen Reaktionen bringen ihm Presse und er weiß, dass deren Klientel die CSU eh nicht wählen.
Also die ganze Aufregung nutzt ihm und er weiß auch, die Laufzeitverlängerung und dann noch in bayrischer Hoheit ist ein no go.

Ich würde solch einen Wahlkampf unlauter nennen. So jemandem, der wider besseren Wissens den Menschen nach dem Mund redet, anstatt sie aufzuklären, und deshalb alle halbe Jahre seine Richtung ändert, soll man vertrauen?

In welcher Welt der Parteienauseinandersetzung lebst Du?
Verstehe es, weil ich Deine Einstellung zu Söder und der CSU kenne. Wenn Du wirklich mal Gelegenheit hättest, in den Wahlkampfzentralen der Parteien hinter die Kulissen zu schauen, könntest Du fast ein Anhänger propain'scher Totalablehnung werden.
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Es kommt ja eben auch nicht von ungefähr, dass der Söder die Mehrheit "des Volkes" hinter sich zu glauben scheint, wenn er nun die Wiederinbetriebnahme realisieren möchte.

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Landroval schrieb:

Es kommt ja eben auch nicht von ungefähr, dass der Söder die Mehrheit "des Volkes" hinter sich zu glauben scheint, wenn er nun die Wiederinbetriebnahme realisieren möchte.

Das ist Wahlkampf.
Söder weiß, dass 60% für eine AKW-Laufzeitverlängerung waren, in Bayern vielleicht noch mehr, deren Meinung will er bedienen und im Wahlkampf sind die Grünen der Hauptgegner. Deren heftigen Reaktionen bringen ihm Presse und er weiß, dass deren Klientel die CSU eh nicht wählen.
Also die ganze Aufregung nutzt ihm und er weiß auch, die Laufzeitverlängerung und dann noch in bayrischer Hoheit ist ein no go.
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Heute vor 80 Jahren begann der Aufstand im Warschauer Ghetto.
Knapp vier Wochen dauerte der verzweifelte, letztlich erfolglose Kampf der polnischen Juden, ihr Inferno ging danach immer weiter.
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zu 1.
Ja, natürlich wäre es sinnvoll gewesen, zuerst die Kohlekraftwerke abzuschalten. Umwelttechnisch gesehen. Bei der Abschaltung der AKWs ging es aber zuvorderst nicht um Umweltgesichtspunkte, sondern um die Gefahren, die von AKWs und dem ungelösten Müllproblem ausging. Nicht umsonst erfolgte der erste Ausstiegsbeschluss unmittelbar nach Fukushima. Zu diesem Zeitpunkt spielte der Klimawandel ja auch noch eine untergeordnete Rolle, es gab ja sogar noch Zweifel, ob das mit dem Klimawandel überhaupt so stimmt. Aber im Prinzip hast du da vollkommen recht, insbesondere auch beim Punkt "Massive Schaffung von regenerativen Energieerzeugern".

zu 2.
Das Problem der Grundlast soll ja zuvorderst mit Gaskraftwerken gelöst werden, die mittelfristig mit grünem Wasserstoff betrieben werden können. Warum man Garzweiler II genehmigt hat, ist mir vor diesem Hintergrund ein vollkommenes Rätsel, aber auch, warum das Thema "Stromspeicher" nicht mehr Beachtung findet. Inzwischen haben Privatinvestoren (Hausbesitzer) ihren eigenen Stromspeicher im Keller, aber die Energieversorger haben keinen? Ebenso die Frage, warum Windräder angehalten und Kohlekraftwerke angeworfen werden oder die Frage, warum man das Einspeisen privat erzeugten Ökostroms ins Netz gedeckelt hatte. Gut, den letzten Punkt hat die Ampel inzwischen korrigiert.

zu 3:
Vollkommen richtig: CO2-freie Energie wird nicht zu haben sein. Auch Windräder, Sonnenkollektoren, Wasserkraftwerke oder der Bau von Elektroautos verursachen einen CO2-Ausstoß. Nur ist das eben nur ein Bruchteil von dem, was die "alten" Energien ausstoßen. Und bei AKWs hat FA ja schon auf die Problematik des Uranabbaus hingewiesen. Trotzdem ist natürlich - aus Umweltgesichtspunkten - der CO2-Anteil bei AKWs deutlich geringer als bei Gas- und vor allem bei Kohlekraftwerken. CO2-neutral aber ist der AKW-Betrieb jedoch nicht. Die Gefahren jedoch 1000-fach höher. Wenn das überhaupt reicht.

Schlussendlich gibt es dann auch noch den Kostengesichtspunkt. Der - auch das ist wenig überraschend - so gar keine Rolle bei der öffentlichen Diskussion spielt. Aus gutem Grund: die Kosten der Energiegewinnung durch erneuerbare Energien belaufen sich auf einen Bruchteil der Kosten aus Atomstromerzeugung. Wäre es umgekehrt, wären Lindner und Kubicki im Zusammenschluss mit Söder & Hubsi Aiwanger diejenigen, die am lautesten über die Verschwendung von Steuergeldern lamentieren würden. So hält man das Thema Kosten lieber unter dem Tisch.
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Ich verstehe ja den Ansatz, die Gebäudeenergie möglichst weit CO2 neutral zu machen und verstehe auch die Einschränkung bei fossilien Heizungen, aber dem Bürger die Gasheizung zu verbieten, gleichzeitig aber Kohlekraftwerke hoch zu fahren und Gaskraftwerke neu zu bauen hat schon ein Geschmäckle. Wasserstoff verbrennen die in diesem Jahrzehnt nicht. Und ausreichend Speicherkapazitäten für Windkraft-/Sonnenstrom werden auch nicht so bald zur Verfügung stehen.

Verstehe, es ist die notwendige Antwort auf die fehlende Grundlastfähigkeit der Erneuerbaren. Also Weiterführen der Merkelschen Brückentechnologie, nun nicht mit Russengas, sondern mit US-Frackinggas und LNG und immer noch mit sehr viel Kohle.

Alles wie gehabt, nur ein bisschen schneller im Ausbau Erneuerbarer und viel teurer - für die Verbraucher, wie jeder an seinen Rechnungen sehen kann. Und das wird sich nicht ändern.

Rein klimatechnisch seien wir mit unserer Politik schmutziger als die Kohleverbrennerländer Polen und Tschechien, hat am Sonntagabend jemand bei Anne Will gesagt.

Aber was anderes fällt mir auch nicht ein. Und Energiesicherung ist für das viertgrößte Industrieland der Welt und die Menschen und ihr Wohlergehen hierzulande essentiell.
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hawischer schrieb:

es gibt Vorteile, wie Grundlastfähigkeit, Co2-Neutralität und jedes Land entscheidet nach der jeweiligen Interessenlage und Risikoabwägung für oder gegen AKWs.

Die alte Mär der Co2-Neutralität. Als würde bei Abbau und Transport nichts erzeugt. Immer mal das Gesamte betrachten und nicht nur die Stücke raus picken die man gerade braucht.
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propain schrieb:

hawischer schrieb:

es gibt Vorteile, wie Grundlastfähigkeit, Co2-Neutralität und jedes Land entscheidet nach der jeweiligen Interessenlage und Risikoabwägung für oder gegen AKWs.

Die alte Mär der Co2-Neutralität. Als würde bei Abbau und Transport nichts erzeugt. Immer mal das Gesamte betrachten und nicht nur die Stücke raus picken die man gerade braucht.

Vorschlag zur Güte.
https://static.dw.com/image/59710960_7.png
Wir einigen uns auf die Aussage, dass erneuerbare Energie die klimafreundlichste ever ist. Wir einigen uns weiter darauf, dass Kohleverstromung die klimaunfreundlichste Energie ist. Atomkraft liegt am unteren Rand dazwischen. Siehe Grafik des Umweltbundesamtes.
Solange wir nicht genug erneuerbare Energien haben, um.das Land bei steigenden Strombedarf sicher auszustatten, solange nehmen wir in Kauf mit klimaschädlicher Kohle und Gas das Klima vergleichsweise stärker zu belasten. Zumindest für die noch rund sechs Prozent des Atomstromanteils. 2021 war der Anteil noch knapp 12%.
Unsere Regierung nimmt das in Kauf, weil ihr der Atomausstieg wichtiger ist.
Das ist nun entschieden.
Die Energieindustrie hat sich darauf eingestellt und ich habe es schon erwähnt, um die Energiesicherung zu gewährleisten, wird auch in den Bau neuer (künftig wasserstoffähiger) Gaskraftwerke investiert.





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Die AKWs sollten zum 31.12.22 abgeschaltet werden. Und dann hat unser Kanzler aus Angst vor einem Blackout der Laufzeit bis zum heutigen Tag verlängert. Und da wir einen bedächtigen Kanzler haben, der stets abwägt und nicht aus der Hüfte schießt, war das Personal da und die Brennstäbe auch, die angeblich vorher beschafft werden müssten, alles war da und klappte reibungslos. Das Personal für eine Verlängerung wäre immer noch da, weil es für das Runterfahren etc gebraucht wird. Das wird noch Jahre dauern.

Aber sei's drum. Der Keks ist gegessen. Auch wenn der bayrische Wirtschaftsminister sich ein Türchen aufhalten will.
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/bayern-2-am-samstagvormittag/aiwanger-atomkraftwerke-im-stand-by-modus-einmoten100.html

Es war richtig, dass Söder 2011 für eine Abschaltung war. Das war zum damaligen Zeitpunkt gesellschaftlicher Konsens. Inzwischen ist aber einiges passiert und die putinsche Energiekrise hat etliches auf den Kopf gestellt. Ich halte es aus Gründen der Energiesicherung für nachvollziehbar für eine Verlängerung der Laufzeiten einzutreten.
Angeblich stehen die französischen AKWs vor einem technischen Blackout, jetzt aber müasen wir uns bei Dunkelflaute auf die Freunde mit ihrem Atomstrom verlassen. Logisch.
EnBW baut gerade drei große Gaskraftwerke, die irgendwann mit Wasserstoff betrieben werden können, jetzt aber brauchen wir diese, weil bei steigenden Strombedarf der Industrie, der E-Mobiltät, der Energiebilanz der Wohnungen der Strom aus erneuerbaren Quellen nicht reicht.
Wir können jetzt beklagen, dass es nicht schon genug davon gibt, aber die Lage ist wie sie ist und nicht wie wir sie gerne hätten.

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Man kann natürlich trotzdem auch jemandem entgegnen ohne persönliche Seitenhiebe, sonst zeigt der Gegenüber am Ende darauf und hat die Möglichkeit vom Inhaltlichen abzulenken.

Trotzdem mal ne Rückfrage an Hawischer... Du meintest ja mal, dass Du gar kein Befürworter der Atomkraft bist und Du nur hinweisen möchtest, dass andere Länder es anders handhaben. Nun dürfte die Anzahl der Beiträge, in denen Du darauf hinweist, dass andere Länder es anders handhaben, schon weit im zweistelligen Bereich sein über die letzten Monate und Jahre. Wenn Du also gegen die Atomkraft bist, warum dann dieses Sendungsbewusstsein bzgl. der anderen Länder?

Natürlich werden andere Länder auch weiter auf Kernkraft setzen, der Anteil von Kernkraft an der weltweiten Stromerzeugung sinkt aber kontinuierlich und der absolute Wert an erzeugtem Strom stagniert seit 2 Jahrzehnten.
https://www.grs.de/sites/default/files/styles/lightbox/public/2023-01/Bild1_0.png
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Ich bleibe dabei, dass ich persönlich den Atomausstieg für richtig halte, bin aber aus Gründen des Klimaschutzes und der Versorgungssicherheit für eine befristete Verlängerung der Laufzeiten

Und ich nehme nicht für mich in Anspruch mich im Besitz der Wahrheit zu wähnen, darum interessiert mich der Blick über den deutschen Gartenzaun in die Welt um zu sehen, wie andere Länder die Frage bewerten und entscheiden. Diese Ansichten zu negieren halte ich für falsch.

Im Forum hier vertrete ich eine Mindermeinung, daher fällt das sicher mehr auf. Auf persönliche Angriffe reagiere ich nicht mehr.
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Hier der Kommentar von Greenpeace zum heutigen Atomausstieg:

• Atomkraft war nie günstig, im Vergleich zu den immer billiger werden erneuerbaren Energien ist sie geradezu unerschwinglich.
• Sie ist hochriskant: Die Unfälle von Tschornobyl und Fukushima haben gezeigt, wie unbeherrschbar die Technologie im Katastrophenfall ist.
• Und das vielfach angebrachte Argument der Verlässlichkeit? Hinfällig, schaut man hinüber zum Nachbarn Frankreich: Das Land, das seine Energieversorgung stark von der Atomkraft abhängig gemacht hat, erlebt jeden Sommer Versorgungskrisen, weil die Flüsse zu warm sind oder zu wenig Wasser führen, um die Reaktoren zu kühlen. Seit Jahren ist Frankreich auf deutsche Stromimporte angewiesen.

Eine aktuelle Studie, die Greenpeace gemeinsam mit dem Energieversorger Green Planet Energy in Auftrag gegeben hat, zeigt, was der Streckbetrieb der Atomkraftwerke über den Winter tatsächlich gebracht hat: kaum Entlastung für den Gasmarkt und wenig bis gar keine Auswirkungen auf den Strompreis. Zudem wäre die deutschlandweite Versorgungssicherheit mit Strom auch ohne die AKW zu keiner Zeit gefährdet gewesen. Trotz der faktenfreien und rein ideologischen Kampagne von FDP und Union.

Der Atomausstieg ist auch in anderer Hinsicht eine gute Nachricht. Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet jetzt endlich schneller voran, ohne fehlgeleitete Investitionen in eine Technik von gestern. Wir sind am Ende eines Irrwegs – und schauen optimistisch in eine versorgungssichere Zukunft ohne Atomstrom.

Hier der Link zur Studie:
https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/atomausstieg/ende-atomkraft?ct=YTo1OntzOjY6InNvdXJjZSI7YToyOntpOjA7czo1OiJlbWFpbCI7aToxO2k6NzE3O31zOjU6ImVtYWlsIjtpOjcxNztzOjQ6InN0YXQiO3M6MjI6IjY0M2E1MjI3OGE1Njk5ODU1MzUzNDMiO3M6NDoibGVhZCI7czo2OiI2NzE2NDMiO3M6NzoiY2hhbm5lbCI7YToxOntzOjU6ImVtYWlsIjtpOjcxNzt9fQ%3D%3D
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Die einen sagen so, die anderen anders.
Kommt darauf an , wen man fragt und wem dann glauben will. Jeder hat wohl ein gut Stück recht und die Frage ist, wie gewichtet man die Argumente.
Wenn man aktuell (!) mehr für das Klima tun will, ist es wohl sinnvoll, die AKWs noch eine Weile am Netz zu lassen. Wenn man die Risiken wie Greenpeace es sieht, mehr gewuchtet, dann eben nicht.

„15 Millionen Tonnen mehr CO2 durch Abschaltung der AKWs“
„Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Wegfall der Kernenergie kurzfristig durch stärkere Kohleverstromung und mehr Strom aus Gaskraftwerken kompensiert wird.“
https://www.deutschlandfunk.de/15-millionen-tonnen-mehr-co2-durch-abschaltung-der-akws-100.html


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Landroval schrieb:

Stellt sich mir die Frage, ob Deutschland ein Geisterfahrer ist, der - entgegen der Fahrtrichtung jeder anderen Wirtschaftsnation - in die falsche Richtung fährt.


Wir haben die letzten AKWs 1989 ans Netz gebracht, das heißt nur jene unter uns über 34 haben das zu ihren Lebzeiten erlebt.

Es wurde nach dem Fall der Mauer nicht ein einziges AKW gebaut.

Wenn wir also falsch fahren, machen wir das seit knapp 35 Jahren. Oder anders ausgedrückt, das vereinigte Deutschland seit Tag 1.
Und bis 1998 waren wir schwarz-gelb.
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Es gibt Nachteile der Atomkraft, wie Risiken von Unfällen, Kosten für Neuanlagen, Endlager, es gibt Vorteile, wie Grundlastfähigkeit, Co2-Neutralität und jedes Land entscheidet nach der jeweiligen Interessenlage und Risikoabwägung für oder gegen AKWs.
Deutschland hat sich dagegen entschieden, im Hinblick auf die bekannten Risiken.
Andere Länder entscheiden sich anders.
Solange wir zusätzlich Kohle verstromen und damit dem Klimaschutz einen Bärendienst erweisen, wäre eine Verlängerung der Laufzeiten eine bessere Alternative gewesen.
Nach Fukushima wurde der Atomausstieg besiegelt und russisches Gas als billige Übergangslösung eingesetzt.
Im Nachhinein war das ein Fehler aus zweierlei Gründen. Der Ausbau der Erneuerbaren wurde nicht mit dem nötigen Engagement vorangebracht und die einseitige Fokussierung auf russisches Gas hat die politische Abhängigkeit im gefährlichen Maße erhöht. Das Ergebnis hat uns Putin präsentiert. Die Preise gingen durch die Decke und die Versorgungssicherheit war/ist gefährdet.
Jetzt bauen wir neue Gaskraftwerke und befeuern es mit amerikanischem Frackinggas und schippern das Gas rund um die Erde hierher und der Anteil der Kohleverstromung ist gestiegen.
Und heute wird von Vielen die Stilllegung der letzten AKWs gefeiert. Wer's versteht?
Über 60% der Menschen hierzulande verstehen es nicht.

https://www.zfk.de/energie/strom/mehrheit-laut-umfrage-fuer-weiterbetrieb-akws
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Für mich ist übrigens ganz klar, in10-20 Jahren wird der deutsche Atomausstieg ein Musterbeispiel für den Rest der Welt sein.

denn so wie im klasse Kommentar von Jürgen Flauger im Herbst 2021 Handelsblatt getextet:
Eine Revision des Atomausstiegs in Deutschland wird es nicht geben – aus guten Gründen.

"Die Kernkraft ist bei all den Transformationen nur noch eine Last. Und für ein paar Jahre längere Laufzeiten werden die Konzerne mit Sicherheit nicht neue Proteste und Klagen riskieren."

https://app.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-eine-revision-des-atomausstiegs-in-deutschland-wird-es-nicht-geben-aus-guten-gruenden/27748422.html

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franzzufuss schrieb:

Für mich ist übrigens ganz klar, in10-20 Jahren wird der deutsche Atomausstieg ein Musterbeispiel für den Rest der Welt sein.


Ich denke, da irrst Du Dich. Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Insbesondere was die kleinen Reaktoren angeht ist das Interesse in Europa vorhanden. Das neue Zauberwort der Nuklearindustrie heißt „Small Modular Reactor“ (SMR).

Die Auseinandersetzung Pro und Contra Atomenergie wird weitergehen. Deutschland ist raus. Das juckt aber den Rest der Welt nur peripher.  

Ein Überblich was sich in Europa und der Welt an Planungen so tut:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157767/umfrage/anzahl-der-geplanten-atomkraftwerke-in-verschiedenen-laendern/
https://www.morgenpost.de/politik/article237794939/eu-laender-atomkraft-neubau-meiler-druck-deutschland.html
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Hm, ist jetzt FFF auch böse, weil ihre Sprecherin praktisch 1:1 das sagt, was ich über LG gesagt habe?

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/klima-fridays-for-future-kritik-letzte-generation-100.html

Von Blockaden in Hamburg seien insbesondere Pendler und Pendlerinnen betroffen gewesen, "die es sich weder leisten können, in der Hamburger Innenstadt zu wohnen, noch durch den mangelnden Ausbau den ÖPNV nehmen können. Ähnliches ist in Berlin zu befürchten."

Ist jetzt keine neue Diskussionsgrundlage im Besonderen, aber ich wollte mal damit aufzeigen, dass es auch innerhalb der Klima-Aktivisten-Bewegung durchaus kritische Worte zu LG gibt und genau die Punkte kritisch genannt werden, die meine Wenigkeit und ein paar andere hier genannt haben.
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Und der immer hilfloser wirkende Blödsinn der Aktionen stimmt die Leute mit Sicherheit nicht auf eine Beschäftigung mit dem Klimawandel ein. Der im wording der Durchblicker längst zu einer Klimakrise mutiert ist.
Nun triffst die FDP, Coca-Cola und Bayer.
Und der FDP-Sprecher in Berlin bezeichnet die Täter als "kriminelle Gruppe".

https://www.tagesspiegel.de/berlin/schwarzer-schwall-und-plakate-klimaaktivisten-attackieren-die-fdp-parteizentrale-9649577.html
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Und Meister sind die Bayern auch noch nicht.
Unter Nagelsmann hätte es auch nicht schlechter laufen können.
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hawischer schrieb:

sind marktwirtschaftliche Mechanismen angemessen dem Klimawandel Paroli zu bieten.


Diese Frage wurde schon vor Jahrzehnten ziemlich deutlich beantwortet.
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SemperFi schrieb:

hawischer schrieb:

sind marktwirtschaftliche Mechanismen angemessen dem Klimawandel Paroli zu bieten.


Diese Frage wurde schon vor Jahrzehnten ziemlich deutlich beantwortet.

Sie wird aber immer wieder neu gestellt. Warum auch immer?
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Noch viel spannender der Lesetipp hier aus der ZEIT

https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-04/klimadebatte-klimaschutz-ideologie-moralisierung

Es geht darum, dass auch die, die angeblich "pragmatisch" sind (ich gehöre ja wohl auch dazu, aber aus anderen Motiven, die hier genannt werden im Artikel), auch ideologisiert agieren. Dazu ein spannender Mittelteil bzgl. Homo Faber, der 1:1 auch in diesem Thread hätte stehen können.

Grundsätzlich merkt man einfach, dass diese ganze Debatte unfassbar ideologisiert und moralisiert geführt wird. Es gibt entsprechende Fakten bzw. "Faktenbereiche" und an denen hat man sich zu orientieren. Was dann politisch umsetzbar ist aufgrund Mehrheitsverhältnisse steht wieder auf einem anderen Blatt.
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Es geht eben in der Diskussion nicht nur um die Frage, sind Wärmepumpen das non plus ultra, ist e-fuel sinnvoll oder Quatsch, es wird vermengt mit einer Systemfrage, des Umgangs mit Verzicht, mit Einschränkungen persönlicher Rechte, z.B bei der Mobilität, mit der Frage, sind marktwirtschaftliche Mechanismen angemessen dem Klimawandel Paroli zu bieten. Oder braucht's andere Antworten einer anderen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen und politischen Ordnung? Die Forderung nach Einrichtung von Bürgerräten mit gesetzgeberischen Vollmachten ist ein Beispiel anderer verfassungsrechtlicher Ordnungskriterien.
Wen wundert's, dass solche Debatten hochemotional und moralisierend geführt werden. Insbesondere dann, wenn sich Diskutanten im Besitz der Wahrheit wähnen.