
Xbuerger
4531
brockman schrieb:
Denn wenn es mir (um mal dein Beispiel herauszugreifen) mir bei Wahlen in den letzten 12 Jahren (!) um nichts anderes ging, "denen da oben" eins reinzuwürgen, habe ich a) offensichtlich überhaupt keinen Plan von irgendwas, bin aber auch b) eine ganz arme Socke.
sagt zumindest so ähnlich auch nico semsrott:
AFD-Wähler sind arm dran. Und schlechte Menschen.
Lattenknaller__ schrieb:
ja, scheiss fakten - expertenmäßige schönrednerei, warum nichts mit nichts zu tun hat ist da natürlich viel lässiger, völlig egal, was der spieler selbst dazu zu sagen hat...
Dachte gar nicht, dass du so dumm daherschwätzen kannst. Dass der Torwart das Ding auf seine Kappe nimmt, ehrt ihn. Deshalb ist es noch lange nicht Fakt, dass er den halten muss.
Du Spezialist wärst natürlich auf der Torlinie gestanden, richtig?
Habe aber gar nichts anderes erwartet. Gehe jede Wette, morgen erscheint hier auch wieder Hyundai und erzählt, er habe es gleich gesagt, dass Hradecky mit seinen Gedanken woanders ist.
Gute Güte.
Xbuerger schrieb:
ich hab mir die szenen jetzt auch knapp 20x reingezogen
Den springenden Punkt habe ich mal hervorgehoben.
Lukas hat nur genau eine Chance, alles richtig zu erkennen.
SamuelMumm schrieb:Xbuerger schrieb:
ich hab mir die szenen jetzt auch knapp 20x reingezogen
Den springenden Punkt habe ich mal hervorgehoben.
Lukas hat nur genau eine Chance, alles richtig zu erkennen.
schrub ich ja selbst, wie auch ziemlich viele konjunktive und verständnis für die gesamtsituation.
aber nichts desto trotz segelt der ball halt auch unberührt durch den 5er ins tor...
Habs mir gerade nochmal angeschaut. Hradi geht nicht zurück, sondern zur Seite in Richtung des Augsburgers, der eigentlich an den Ball hätte kommen müssen. Er macht die Torwartecke zu. Hätte ich genauso gemacht.
WuerzburgerAdler schrieb:
Habs mir gerade nochmal angeschaut. Hradi geht nicht zurück, sondern zur Seite in Richtung des Augsburgers, der eigentlich an den Ball hätte kommen müssen. Er macht die Torwartecke zu. Hätte ich genauso gemacht.
doch, zurück und in die TW-ecke
genau gegenläufig zur missglückten parade hin...
Xbuerger schrieb:WuerzburgerAdler schrieb:
Habs mir gerade nochmal angeschaut. Hradi geht nicht zurück, sondern zur Seite in Richtung des Augsburgers, der eigentlich an den Ball hätte kommen müssen. Er macht die Torwartecke zu. Hätte ich genauso gemacht.
doch, zurück und in die TW-ecke
genau gegenläufig zur missglückten parade hin...
Ja, aber das musste er doch, so wie Finnbogasson da hereingeflogen kommt, oder soll er den ignorieren?
Xbuerger schrieb:
nichts desto trotz bin ich als alter pfostensteher geneigt, dem lukas hier schon einen fehler ankreiden zu wollen. ist ja die alte nummer bei derartigen freistößen: gehst du nach dem ursprungsball, siehste doof aus, wenn ein gegner reinspringt. spekulierst du auf einen der reinspringt, siehste doof aus, wenn er unberührt ins tor geht. allerdings haste eh kaum eine chance auf einen wirkungsvollen reflex, wenn da einer 2m vor dir in den ball reinpirscht.
Naja, du beschreibst das Dilemma des Torwarts in einer solchen Szene ja sehr gut. Hinzu kommt, der der Ball genau auf einen der beiden wundesten Torwartpunkte geschlagen wurde, nämlich auf das kurze Fünfmetereck. Zu kurz zum Rauskommen. Wenn solche Bälle auf diese wunden Punkte (der andere ist das lange Fünfmetereck) nicht von den Abwehrspielern geklärt werden, wird es immer brenzlig.
Früher stand genau deshalb und genau da immer Alex Meier.
WuerzburgerAdler schrieb:
Früher stand genau deshalb und genau da immer Alex Meier.
diesmal standen da haller und abraham, weshalb ich schon denke, dass er sich, nachdem haller da nicht dran gekommen ist, ein wenig mehr richtung 5er-grenze hätte orientieren müssen. sicher, abrahams gegenspieler (finnbogarson?) macht das auch sehr gefährlich und verwirrend.
aber gut, ich hab mir die szenen jetzt auch knapp 20x reingezogen und lukas musste das wesentlich schneller entscheiden...
Xbuerger schrieb:
ich hab mir die szenen jetzt auch knapp 20x reingezogen
Den springenden Punkt habe ich mal hervorgehoben.
Lukas hat nur genau eine Chance, alles richtig zu erkennen.
War ja klar, dass sowas kommen würde. Warst du schon mal im Tor gestanden?
Beim ersten Tor muss er abwarten, ob der Augsburger vor ihm zum Kopfball kommt. Macht er das nicht, sieht er noch blöder aus als jetzt. Dass sowohl der Augsburger als auch Abraham unter dem Ball durchsegeln kann er ja schlecht ahnen.
Und beim zweiten Tor zeigst du mir einen Torwart, der in einer solchen Spielsituation auf der Linie steht. Das wäre dann der Oberdepp und deshalb wirst du auch keinen finden. Der Torwart steht immer zwei bis drei Meter vor dem Tor, erstens, um bei einem durchgebrochenen Stürmer schneller draußen zu sein und zweitens, weil er bei einem Fernschuss einen wesentlich besseren Winkel hat.
Das Ding von Caio damals hat der Adler auch nicht gehalten, obwohl der noch einen Meter weiter hinten und Caio noch zehn Meter weiter entfernt war. Solche Tore gibts nun mal. Umgekehrt könnte man sagen, dass Horn vielleicht den Fernschuss von Alexis hätte halten können, wenn er einen bis zwei Meter weiter vorne (also ähnlich wie Hradecky) gestanden hätte.
Was daran jetzt Slapstick oder "beschämend" war, weißt du Torwartexperte allerdings nur alleine.
Beim ersten Tor muss er abwarten, ob der Augsburger vor ihm zum Kopfball kommt. Macht er das nicht, sieht er noch blöder aus als jetzt. Dass sowohl der Augsburger als auch Abraham unter dem Ball durchsegeln kann er ja schlecht ahnen.
Und beim zweiten Tor zeigst du mir einen Torwart, der in einer solchen Spielsituation auf der Linie steht. Das wäre dann der Oberdepp und deshalb wirst du auch keinen finden. Der Torwart steht immer zwei bis drei Meter vor dem Tor, erstens, um bei einem durchgebrochenen Stürmer schneller draußen zu sein und zweitens, weil er bei einem Fernschuss einen wesentlich besseren Winkel hat.
Das Ding von Caio damals hat der Adler auch nicht gehalten, obwohl der noch einen Meter weiter hinten und Caio noch zehn Meter weiter entfernt war. Solche Tore gibts nun mal. Umgekehrt könnte man sagen, dass Horn vielleicht den Fernschuss von Alexis hätte halten können, wenn er einen bis zwei Meter weiter vorne (also ähnlich wie Hradecky) gestanden hätte.
Was daran jetzt Slapstick oder "beschämend" war, weißt du Torwartexperte allerdings nur alleine.
der beitrag, auf den du dich beziehst, ist natürlich indiskutabel.
nichts desto trotz bin ich als alter pfostensteher geneigt, dem lukas hier schon einen fehler ankreiden zu wollen. ist ja die alte nummer bei derartigen freistößen: gehst du nach dem ursprungsball, siehste doof aus, wenn ein gegner reinspringt. spekulierst du auf einen der reinspringt, siehste doof aus, wenn er unberührt ins tor geht. allerdings haste eh kaum eine chance auf einen wirkungsvollen reflex, wenn da einer 2m vor dir in den ball reinpirscht.
klar isses einfach, jetzt mit vollem bauch und beim 2. bier zu sagen, dass er den haben muss. aber er macht ja auch zu allem unglück einen schritt nach hinten, um dann genau wegen diesem schritt nicht mehr an den ball zu kommen. sicherlich ein verdammt ekliges ding, aber da muss er ran.
das 2. tor firmiert unter der kategorie "traumtor". das ist einfach dumm gelaufen, da siehste als goalie immer doof aus, hast aber null chance...
nichts desto trotz bin ich als alter pfostensteher geneigt, dem lukas hier schon einen fehler ankreiden zu wollen. ist ja die alte nummer bei derartigen freistößen: gehst du nach dem ursprungsball, siehste doof aus, wenn ein gegner reinspringt. spekulierst du auf einen der reinspringt, siehste doof aus, wenn er unberührt ins tor geht. allerdings haste eh kaum eine chance auf einen wirkungsvollen reflex, wenn da einer 2m vor dir in den ball reinpirscht.
klar isses einfach, jetzt mit vollem bauch und beim 2. bier zu sagen, dass er den haben muss. aber er macht ja auch zu allem unglück einen schritt nach hinten, um dann genau wegen diesem schritt nicht mehr an den ball zu kommen. sicherlich ein verdammt ekliges ding, aber da muss er ran.
das 2. tor firmiert unter der kategorie "traumtor". das ist einfach dumm gelaufen, da siehste als goalie immer doof aus, hast aber null chance...
Xbuerger schrieb:
nichts desto trotz bin ich als alter pfostensteher geneigt, dem lukas hier schon einen fehler ankreiden zu wollen. ist ja die alte nummer bei derartigen freistößen: gehst du nach dem ursprungsball, siehste doof aus, wenn ein gegner reinspringt. spekulierst du auf einen der reinspringt, siehste doof aus, wenn er unberührt ins tor geht. allerdings haste eh kaum eine chance auf einen wirkungsvollen reflex, wenn da einer 2m vor dir in den ball reinpirscht.
Naja, du beschreibst das Dilemma des Torwarts in einer solchen Szene ja sehr gut. Hinzu kommt, der der Ball genau auf einen der beiden wundesten Torwartpunkte geschlagen wurde, nämlich auf das kurze Fünfmetereck. Zu kurz zum Rauskommen. Wenn solche Bälle auf diese wunden Punkte (der andere ist das lange Fünfmetereck) nicht von den Abwehrspielern geklärt werden, wird es immer brenzlig.
Früher stand genau deshalb und genau da immer Alex Meier.
Xbuerger schrieb:
das 2. tor firmiert unter der kategorie "traumtor". das ist einfach dumm gelaufen, da siehste als goalie immer doof aus, hast aber null chance...
Um es mit arminhos Worten zu sagen: hätten es unsere Jungs erahnt, hätte der Augsburger gar nicht schiessen können
Übermut. Chaos. Seife.
Willkommen zum Spiel Eintracht Frankfurt gegen den FC Augsburg
Während also Brodowin wieder einmal heiß wie Frittenfett seinen wohlverdienten Burger an einer Autobahnraststätte im tiefsten Brandenburg verschlingt, hab ich mal kurz meine schmierigen Finger gegen die Tasten geklopft. Ausnahmsweise. Als Ergänzungsspieler.
Wir sollen also der neue „Fight Club“ sein, orakelt die lokale Fachpresse. Doch wer Kovacs Truppe den Platz beackern sieht, bemerkt vor allem Demut. Ordnung. Grasflecken.
So sind wir also am 4. Spieltag beim Duell Fight Club gegen Augsburger Puppenkiste angekommen.
Der Prince ist nicht der König, kommentierte unlängst die FAZ. Recht hat sie. Denn er ist Kovacs Krieger! Demnach heißt es heute: Tyler Durden gegen Urmel.
Und die erste Regel im neuen Fight Club heißt: „Tore machen!“
Im Vorwort der Neuauflage des Romans erzählt uns Autor Chuck Palahniuk von unzähligen Anfragen investigativer Journalisten, die mit ihm einen Original-Fight-Club besuchen wollen. Bislang wiegelte er alle Anfragen rigoros ab, angeblich weil die Geschichte reine Fiktion sei.
Doch dank unseres sensationellen Brodowins ist es nun erstmals gelungen, den nicen Ghetto-Ursprung des Fight Clubs ausfindig zu machen. Kampf im Käfig, nichts für Kunstrasenpussies. Nicht Bitte. Nicht Danke. Panke!
In Augsburg hingegen musste erst ein Schrein der Bombennacht vom 26.02.44 zum Opfer fallen, bevor auf den Tag genau 4 Jahre später in einer portablen Puppenkiste der gestiefelten Kater an Schnüren zum Leben erweckt wurde. Fun fact am Rande: die erste Figur, die Gründertochter Hannelore Oehmichen aus hartem Holz selber schnitzte, war „der kleine Prince“.
Der große Prince hingegen weiß die Massen zu begeistern. Nach dem Besuch unzähliger Selbsthilfegruppen im In- und Ausland schloss er sich dem geilsten Verein der Welt an, denn ihm wurde klar:"Das ist dein Leben, und es endet mit jeder einzelnen Minute" Filmzitat 1
Kommen wir daher zu den statistischen Erwartungen für die kommenden 90 oder auch 100 Minuten - denn "Die Kämpfe dauern so lange, wie sie dauern müssen. Das sind die anderen Regeln des Fight Clubs" Filmzitat 2
Der letzte Fight im Keller des heimischen Betongewölbes endete 3:1 durch K.O. nach Doppelschlag.
Fun fact2: Direkt im Anschluss gab es Pferdelasagne nach weit über 120min. Diesmal also umgekehrte Vorzeichen: Nach dem Rheinischen Sauerbraten von letzter Woche steht heute 3:0 für. die. Bärte. auf dem Spielplan.
Gewonnen hat die wilde 13 jedenfalls bislang nur einmal in der Heimatstadt ihres TV-Produzenten. Und das auch nur, weil der Vorläufer des Videobeweises kaputt war.
Ansonsten gab es neben zwei routiniert eingefahren Siegen noch drei Unentschieden, wobei das erste noch gegen den BC Augsburg aus der Oberliga 1962 resultierte. Man erzählt sich, es war nicht der größte Tag im Leben von Erwin Stein.
Mein Fazit:
"Wir sind nur die Zweitgeborenen dieser Geschichte, Leute. Männer ohne Zweck, ohne Ziel. Wir haben keinen großen Krieg, keine große Depression. Unser großer Krieg ist ein spiritueller. Unsere große Depression ist unser Leben. Wir wurden durch das Fernsehen in dem Glauben aufgezogen, dass wir alle mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars. Werden wir aber nicht, und das wird uns langsam klar! Und wir sind kurz, ganz kurz vorm Ausrasten." Filmzitat 3
Denn: "Du bist nicht dein Job! Du bist nicht das Geld auf deinem Konto! Nicht das Auto, das du fährst! Nicht der Inhalt deiner Brieftasche! Und nicht deine blöde Cargo-Hose! Du bist der singende, tanzende Ab.schaum der Welt." Filmzitat 4
Deshalb zieht euch noch schnell ein Taschenbier, denn am Samstag kommt das Sams.
AUF GEHTS EINTRACHT - KÄMPFEN UND SIEGEN!
Willkommen zum Spiel Eintracht Frankfurt gegen den FC Augsburg
Während also Brodowin wieder einmal heiß wie Frittenfett seinen wohlverdienten Burger an einer Autobahnraststätte im tiefsten Brandenburg verschlingt, hab ich mal kurz meine schmierigen Finger gegen die Tasten geklopft. Ausnahmsweise. Als Ergänzungsspieler.
Wir sollen also der neue „Fight Club“ sein, orakelt die lokale Fachpresse. Doch wer Kovacs Truppe den Platz beackern sieht, bemerkt vor allem Demut. Ordnung. Grasflecken.
So sind wir also am 4. Spieltag beim Duell Fight Club gegen Augsburger Puppenkiste angekommen.
Der Prince ist nicht der König, kommentierte unlängst die FAZ. Recht hat sie. Denn er ist Kovacs Krieger! Demnach heißt es heute: Tyler Durden gegen Urmel.
Und die erste Regel im neuen Fight Club heißt: „Tore machen!“
Im Vorwort der Neuauflage des Romans erzählt uns Autor Chuck Palahniuk von unzähligen Anfragen investigativer Journalisten, die mit ihm einen Original-Fight-Club besuchen wollen. Bislang wiegelte er alle Anfragen rigoros ab, angeblich weil die Geschichte reine Fiktion sei.
Doch dank unseres sensationellen Brodowins ist es nun erstmals gelungen, den nicen Ghetto-Ursprung des Fight Clubs ausfindig zu machen. Kampf im Käfig, nichts für Kunstrasenpussies. Nicht Bitte. Nicht Danke. Panke!
In Augsburg hingegen musste erst ein Schrein der Bombennacht vom 26.02.44 zum Opfer fallen, bevor auf den Tag genau 4 Jahre später in einer portablen Puppenkiste der gestiefelten Kater an Schnüren zum Leben erweckt wurde. Fun fact am Rande: die erste Figur, die Gründertochter Hannelore Oehmichen aus hartem Holz selber schnitzte, war „der kleine Prince“.
Der große Prince hingegen weiß die Massen zu begeistern. Nach dem Besuch unzähliger Selbsthilfegruppen im In- und Ausland schloss er sich dem geilsten Verein der Welt an, denn ihm wurde klar:"Das ist dein Leben, und es endet mit jeder einzelnen Minute" Filmzitat 1
Kommen wir daher zu den statistischen Erwartungen für die kommenden 90 oder auch 100 Minuten - denn "Die Kämpfe dauern so lange, wie sie dauern müssen. Das sind die anderen Regeln des Fight Clubs" Filmzitat 2
Der letzte Fight im Keller des heimischen Betongewölbes endete 3:1 durch K.O. nach Doppelschlag.
Fun fact2: Direkt im Anschluss gab es Pferdelasagne nach weit über 120min. Diesmal also umgekehrte Vorzeichen: Nach dem Rheinischen Sauerbraten von letzter Woche steht heute 3:0 für. die. Bärte. auf dem Spielplan.
Gewonnen hat die wilde 13 jedenfalls bislang nur einmal in der Heimatstadt ihres TV-Produzenten. Und das auch nur, weil der Vorläufer des Videobeweises kaputt war.
Ansonsten gab es neben zwei routiniert eingefahren Siegen noch drei Unentschieden, wobei das erste noch gegen den BC Augsburg aus der Oberliga 1962 resultierte. Man erzählt sich, es war nicht der größte Tag im Leben von Erwin Stein.
Mein Fazit:
"Wir sind nur die Zweitgeborenen dieser Geschichte, Leute. Männer ohne Zweck, ohne Ziel. Wir haben keinen großen Krieg, keine große Depression. Unser großer Krieg ist ein spiritueller. Unsere große Depression ist unser Leben. Wir wurden durch das Fernsehen in dem Glauben aufgezogen, dass wir alle mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars. Werden wir aber nicht, und das wird uns langsam klar! Und wir sind kurz, ganz kurz vorm Ausrasten." Filmzitat 3
Denn: "Du bist nicht dein Job! Du bist nicht das Geld auf deinem Konto! Nicht das Auto, das du fährst! Nicht der Inhalt deiner Brieftasche! Und nicht deine blöde Cargo-Hose! Du bist der singende, tanzende Ab.schaum der Welt." Filmzitat 4
Deshalb zieht euch noch schnell ein Taschenbier, denn am Samstag kommt das Sams.
AUF GEHTS EINTRACHT - KÄMPFEN UND SIEGEN!
Ich denke, die Afd ist auf jeden Fall zweistellig. Evtl auch Linke und FDP.
Der selbe Effekt wie 2009 nach vier Jahren GroKo.
Kein Wunder, wenn die GroKo sich innerhalb der Parteien kaum unterscheidet und die Wähler zu dem jeweiligen Rand wandern oder wie viele junge Menschen dann einfach FDP wählen...
Ich bin gespannt, ob Union und SPD noch zusammen genommen unter die 56,8 Prozent von 2009 rutschen.
Der selbe Effekt wie 2009 nach vier Jahren GroKo.
Kein Wunder, wenn die GroKo sich innerhalb der Parteien kaum unterscheidet und die Wähler zu dem jeweiligen Rand wandern oder wie viele junge Menschen dann einfach FDP wählen...
Ich bin gespannt, ob Union und SPD noch zusammen genommen unter die 56,8 Prozent von 2009 rutschen.
Gelöschter Benutzer
- Fortsetzung -
Da wir nun schon einmal wegen dem Prince im Wedding unterwegs sind, biegen wir logischerweise auch noch mal in die Prinzenallee ein. Auch hier wieder zahlreiche Grill-Imbisse. Dazwischen Wettbüros. Besonders beliebt scheint die Kombination aus Sportwetten-Bar und Shisha-Bar zu sein. Zudem gibt es vereinzelt noch bulgarische Supermärkte und algerische Fleischereien, wo man Delikatessen wie Lammköpfe, Hammelhoden oder ganze Schafhälften erwerben kann. An vielen Ecken riecht es hier schon morgens um diese Uhrzeit, also so kurz nach 10, nach Gras. Viel öfter riecht es jedoch nach Hundekacke. Überall stehen geschäftige junge Männer auf der Straße und telefonieren angeregt mit ihrem Mobiltelefon. Man hört alle möglichen Sprachen, Deutsch ist eher selten darunter. Wenn sich bekannte junge Männer auf der Straße begegnen, begrüßen sie sich mit aufwendigen Abklatsch-Ritualen. Baseball-Caps, Eastpack-Bauchtasche und sportliche Hosen sind bei den männlichen Leuten beliebt. Frauen tragen vermehrt Kopftuch. Zwischen all den Spielhallen und Spätkäufen trifft man dann tatsächlich auch noch auf das „Café Prince“, welches man natürlich sofort als sicheren Hinweis auf unseren Prince deutet. Und immer wieder donnern die startenden Maschinen von TXL über die Köpfe. Man geht die Prinz(c)enallee also einmal in nördlicher Richtung rauf bis zur Stephanuskirche und kehrt dann auf der anderen Straßenseite in südlicher Richtung zurück und lässt die Eindrücke auf sich wirken.
Vor einem Friseur-Laden, der Coiffeur Ziya heißt, bleibt man stehen. Man beobachtet zunächst von außen, was dort so vor sich geht. Vor allem sind es angeregte Unterhaltungen unter Männern, die da drinnen und auch vor dem Laden vor sich gehen. Man versteht zwar kein Wort aber ist trotzdem fasziniert von der Intensität, in der sich die Leute unterhalten. Einige scheinen es hinzubekommen, gleichzeitig mit Leuten in dem Laden zu reden und nebenbei noch zu telefonieren. Vor dem Laden sitzen ein paar ältere Männer und kauen auf Sonnenblumenkernen. Und während man dieses angeregte Setting beobachtet studiert man das Angebot, welches in unterschiedlichen Sprachen an der Wand vor dem Laden angebracht ist. Haarschnitt 8 €, Rasur 5€, Modellrasur 7€, Rasur und Gesichtspflege 15€. Ein sehr verlockendes Angebot, vor allem, wenn man sich gerade etwas stoppelig im Gesicht anfühlt. Und doch zögert man, den Laden zu betreten. Man überlegt kurz, ob die Leute drinnen das in Ordnung fänden, wenn man da einfach rein kommt und sie auf Deutsch anquatscht, da man der Sprachen nicht mächtig ist, die dort gerade gesprochen werden. Man wäre jedenfalls der einzige, ohne Migrationshintergrund in dem Laden. Man zögert kurz und sagt sich dann aber: „Warum eigentlich nicht? Prince würde sich schließlich auch in den Laden trauen.“ Ein bisschen Nervenkitzel ist schon dabei. Man betritt den Friseurladen also und fragt fast etwas schüchtern, ob die Leute Zeit für eine Rasur mit Gesichtspflege haben. Die sehr freundliche Begrüßung lässt die Unsicherheit schwinden und man bekommt den einzigen freien Platz zugewiesen. Wie selbstverständlich bekommt man einen türkischen Tee hingestellt. Dieser Brauch ist einem noch vom letzten Wedding-Ausflug im November in Erinnerung. Dieser türkische Schwarztee scheint so eine Art Lebenselixier des Weddings zu sein. Überall, wo die Leute einen willkommen heißen und wo sie es gut mit einem meinen, bekommt man diesen Tee hingestellt. Ein schöner Brauch.
Und dann muss man in Mitten dieses Stimmengewirrs aus Sprachen die man nicht kennt und einer akustischen Beschallung aus den Boxen mit türkischer Musik erst einmal warten. Man kommt sich vor wie in einer anderen, aufregenden Welt. Und dann schweifen die Gedanken während des Wartens doch wieder zu unserem Prince aus dem Wedding.
Wenn man sich mit Kevin-Prince Boateng ein bisschen näher befasst, dann fällt eines sehr schnell auf: Alle Menschen, die ihn persönlich gut kennen, zeichnen in ihren Erzählungen ein Bild von ihm, dass so gar nicht mit diesem rüpelhaften Ghetto-Treter-Image zusammenpasst, welches vor allem die deutschen Medien ihm verpasst haben. Sei es sein ehemaliger Grundschullehrer, seine Jugendtrainer oder auch spätere Bezugspersonen, Mannschaftskollegen und Trainer; Jürgen Klopp sei hier mal stellvertretend aufgeführt. Und nicht zuletzt unser Cheftrainer Niko Kovac. Klopp sagte z.B. über Prince während seiner Dortmunder Zeit Sachen wie diese: „Ich finde es lächerlich und es nervt mich, wenn Kevin unterstellt wird, dass er absichtlich Foul spielt. Der Junge will Zweikämpfe gewinnen, mehr nicht.“ Zudem wehrte sich Klopp schon damals vehement gegen das Image, welches die Medien Prince anhängen wollten: „Wir alle wissen, dass er derzeit kein besonders gutes Image hat. Doch das reicht offenbar aus, um ihn aufgrund seiner aggressiven Spielweise zum Treter abzustempeln (…) Er ist sicherlich ab und zu übermotiviert, aber deswegen ist er noch lange kein schlechter Mensch.“ Alle, die näher mit Kevin-Prince zu tun hatten beschreiben ihn als freundlichen, angenehmen und sehr umgänglichen Menschen. Da hört man nix von einem schwierigen Egomanen, der sich nicht unterordnen kann und eine Bedrohung für das Binnenklima einer Mannschaft sein soll. Sein Grundschullehrer, zu dem Prince übrigens immer noch Kontakt hält, beschreibt ihn als „höflich, zuvorkommend, respektvoll und hilfsbereit“ und er soll stets „gute Laune ausgestrahlt“ haben. Zudem war er demnach nie in Schlägereien verwickelt und es gab von ihm „kein Macho-Gehabe, keine Gangsterposen, keine Ghettosprüche“. Auch sein ehemaliger Jugendtrainer Frank Friedrichs, zudem Prince ebenfalls bis heute Kontakt hält, beschreibt ihn als „zuverlässig und pünktlich“ ebenso sei er schon früh „ein helles Köpfchen“ und dazu auch sonst sehr liebenswert gewesen. Prince kam immerhin bereits mit 9 Jahren selbstständig mit der U-Bahn alleine zum Training und zu den Spielen. Er musste schon viel früher alles für sich selber organisieren, zu Zeiten, wo Mannschaftskollegen noch von ihren Eltern mit dem Auto zum Training gebracht und wieder abgeholt wurden und am Wochenende zu den Spielen begleitet wurden.
Aber natürlich verlief auch die Entwicklung von Prince nicht immer stromlinienförmig. Schwierigkeiten sollen sich ergeben haben, als Prince in der Pubertät altersbedingt einige männliche Bezugspersonen, wie sein Grundschullehrer oder sein langjähriger Jugendtrainer Frank Friedrichs wegfielen. Auch sein Bruder George sagt über diese Zeit, dass er Prince damals das ein oder andere Mal ins Gewissen reden musste, dass dieser sein Talent nicht weg schmeißen soll, wie er (George) es selber zuvor gemacht hatte. Der starke Wille von Prince führte aber dazu, dass er auch diese Zeit überstand und weiter an seiner Fußball-Laufbahn arbeitet.
Und ein trauriger Fakt, der sich von der Jugend an durch seine Fußball-Karriere zieht, ist die Tatsache, dass er auf dem Fußballplatz rassistisch beschimpft wird. Nicht nur von Gegenspielern sondern auch von deren Eltern. Es fällt ihm nicht immer leicht, dass alles hin zu nehmen und sich nicht provozieren zu lassen. Vor allem hat er am Spielfeldrand, beispielsweis auf den Sportplätzen in Weißensee, Marzahn oder Hellersdorf keinen Vater, der ihm zuschaut und ihn auch mal beruhigen kann. Prince sagte damals: „Im Osten ist es manchmal schon krass.“ Er hat niemand, der ihn in solchen Momenten die Wut nimmt, beruhigend auf ihn einwirkt und ihn tröstet. Und vor allem hat er noch nicht die Lobby und die Aufmerksamkeit wie er sie am 3. Januar 2013 in Busto Arsizio hatte, als er nach wiederholten rassistischen Anfeindungen den Ball in Richtung Tribüne ballerte und die Milan-Mannschaft mit ihm geschlossen das Spielfeld verließ. Nein, Prince spielt zu dieser Zeit noch in der Jugendmannschaft von Hertha und muss das alles irgendwie über sich ergehen lassen, ohne selber durchzudrehen.
Und er spielt mit hochbegabten Fußballern zusammen, die sein Bruder Jérôme einmal als „die Verrückten“ bezeichnet hat. Spieler wie Ashkan Dejagah, Sejad Salhiovic oder Patrick Ebert. Allesamt hochveranlagte Kicker aber allesamt auch keine stromlinienförmigen Nachwuchstalente vom Schlage eines Fipsi Lahms. Durchaus herausfordernde Charaktere. Es gibt die Legende, dass sie damals eine Oberliga-Mannschaft (also 1. Herren) in einer Soccer-Hall herausforderten. Diese Oberliga-Mannschaft soll voller Siegesgewissheit gegen die jungen Hüpfer eingewilligt haben – es wurde wohl um die Platzmiete gespielt – jedenfalls wurde anschließend die gestandene Oberliga-Mannschaft von Prince und seinen „Verrückten“ nach Strich und Faden auseinandergenommen und deutlich besiegt. Und auch in dieser Truppe war Prince natürlich der herausragende Spieler. Er durchläuft daher folgerichtig alle Jugendnationalmannschaften des DFB. Insgesamt trägt er in den Nachwuchsmannschaften 41 mal das Trikot von Deutschland. Und er macht Erfahrungen, die viele deutsche Nachwuchsnationalspieler mit Migrationshintergrund zu dieser Zeit machen. Sie werden missverstanden und nicht vollumfänglich akzeptiert. Eine Anekdote, die ebenfalls von Michael Horeni stammt: Vor einem U15 Länderspiel Deutschland gegen Österreich fragt ein Reporter Prince, was er fühlt vor dem Spiel. Prince antwortet: „Stolz, aber ein bisschen bin ich ja auch Ghanaer.“ Der Reporter findet, dass er sich nicht sicher ist ob er Deutscher ist. Der Trainer von Prince entgegnet aber, man müsse sich nicht wundern über diese Zweifel. Der Reporter fragt „Warum?“ und der Trainer antwortet: „Weil er auf dem Platz als Neger beschimpft wird und Sachen wie ‚Geh dahin wo du her kommst‘ hört“.
Im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft der B-Jugend im Jahre 2003 treffen die verrückten Hertha-Jungs um Prince, Ebert und Dejagah auf die B-Jugend des VFB Stuttgart, der u.a. mit Sami Khedira und Andreas Beck antritt. Hertha fertigt Stuttgart mit 4:1 ab, überragender Spieler auf dem Platz ist Kevin-Prince Boateng. Und wieder bewundert Jérôme seinen großen Bruder. Es ist zur damaligen Zeit der Traum von Kevin-Prince und Jérôme Boateng, einmal gemeinsam in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen. Niemand ahnt damals, dass Prince der einzige Spieler sein wird, der zweimal die Fritz-Walter-Medaille des DFB erhält und doch niemals deutscher A-Nationalspieler werden wird. 2005 erhält Prince diese Fritz-Walter-Medaille bei der U18 in Bronze und ein Jahr später bei der U19 die gleiche Ehrung in Gold. Zudem wird sein Treffer im U19-Länderspiel gegen Griechenland zum Tor des Monats im Juli 2005 gewählt.
Somit steht Prince natürlich 2009 in der Vorbereitung auf die EM im Aufgebot der Deutschen U21, die in Schweden einige Wochen später den Titel gewinnen sollte. Jene U21, die mit ihren Spielern Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil Jahre später das Grundgerüst der Weltmeistermannschaft von 2014 bilden wird. Außerdem standen damals 2009 neben Prince auch noch die talentierten Wedding-Kicker Ashkan Djagah, Änis Ben-Hatira und Chinedu Ede im DFB-Aufgebot. Kurz vor dem Turnier kommt es im Trainingslager zu einem Zwischenfall, in dessen Folge Prince aus der Mannschaft fliegt. Was wirklich passierte, ist unklar. Einige Spieler sollen sich aus dem Trainingslager entfernt haben und in einer Kneipe getrunken haben. Es kommt offenbar zu einem Streit mit anderen Gästen, Prince – der im Wedding gelernt hat, mit heiklen Situationen umzugehen - vermittelt im Streit und bestellt Taxis, mit denen er seine Mannschaftskollegen ins Trainingscamp zurück schickt. Dann steht aber kein Taxi mehr zur Verfügung, mit dem er selber zurückfahren kann. Er muss ewig auf ein freies Taxi warten und kommt somit über eine Stunde nach seinen Mannschaftskollegen zurück ins Team-Hotel. Nachdem Horst Hrubesch, der Prince eigentlich wertschätzt, am nächsten Tag den Rauswurf vor der Presse verkündet sagt er: „Ich habe bei vielen Sachen im Leben immer ein lachendes und ein weinendes Auge. Aber bei dieser Sache habe ich nur zwei weinende Augen.“ Bis heute halten sich Gerüchte, dass einige Mitspieler den Trainer zu dem Rauswurf gedrängt haben sollen, da sie in Prince einen Konkurrenten sahen, an dem sie nicht vorbei kamen. Es ist das Ende, einer von zahlreichen Missverständnissen geprägten Beziehung zwischen dem DFB und Kevin-Prince Boateng. Der DFB hatte die Tür für einen der talentiertesten Spieler seines Jahrgangs für immer zugeschlagen und für Prince platzte endgültig der Traum, gemeinsam mit seinem Bruder für Deutschland spielen zu dürfen.
Kurze Zeit später erklärte er, dass er künftig für das Land seines Vaters, Ghana, antreten werde. Die Medien nahmen dies zum Anlass, um ihre Geschichte vom „guten“ und vom „bösen“ Boateng weiter zu spinnen. Auf der einen Seite der fleißige, disziplinierte und ruhige Jérôme, der für Deutschland spielt und auf der anderen Seite, der Treter, der Durchgeknallte aus dem Wedding, der künftig für Ghana auflaufen wird. Befeuert wurde das Ganze von Aussagen, verschiedener Fußballfunktionäre, die sich nicht zu schade waren, vernichtende Urteile zu fällen. Ein Matthias Sammer lässt sich – ohne dass er Prince persönlich kennt(!) – zu folgender Aussage hinreißen: „Die wesentliche Aussage bei der Leistungsvoraussetzung ist die Persönlichkeit. Ich sehe Jérôme als leistungsorientierten, konzentrierten, disziplinierten Spieler. Er erfüllt die Leistungsvoraussetzungen. Sein Bruder eben nicht. Gerade beim wesentlichen Punkt Persönlichkeit, da kann seine Entwicklung nicht mit der von Jérôme mithalten.“ Bam! Dieses Zitat muss Prince wie ein Faustschlag getroffen haben. Und zusätzlich das Gefühl befeuert haben, der DFB wolle einen Keil zwischen ihn und seinen Bruder, der sich immer an ihm orientiert hatte, treiben. Und auch andere viel gefragte, aber wenig intelligente Fußballprominenz fühlt sich bemüßigt, ein Mainstream-Bild von Prince zu zeichnen, was ihm nicht gerecht wird. Alle waren sich einig, dass dieser Prince „absichtlich foulte“ (Olaf Thon), „der Fiesling der Bundesliga“ sei (Lothar Matthäus), oder dass „dieser Fußballer nicht sozialisierbar“ (Marcel Reif) sei. Und Beckenbauer äußerte: „Ich weiß nicht was in dem Kopf eines solchen Spielers vor sich geht.“ Wieder ist es Jürgen Klopp – einer der wenigen, der Prince persönlich kennt – der sich gegen die Kampagne stellt und für Prince in den Ring steigt: „Kevin-Prince wird zwar nie ein Mönch, aber er ist vernünftig und hat das Recht vernünftig behandelt zu werden. Nur weil er zwei Stunden länger als Kind auf der Straße verbracht hat, ist er jetzt nicht schlimmer als seine Kritiker.“ Aber diese Worte von Klopp verhallen ungehört. Fußball-Deutschland ist sich einig, das Bild vom „RAMBOateng“ (Bild-Zeitung) ist längst in Stein gemeißelt.
Aus diesen Gedanken zur Vergangenheit von Prince wird man im Wedding schlagartig gerissen, da einer der Mitarbeiter des Coiffeur Ziya in der Princenallee signalisiert, nun bereit für die Rasur zu sein. Er klopft einem auf die Schulter und fragt: „Na mein Freund, vertraust du mir?“ während er im nächsten Moment eine lange Klinge auf den Tisch legt und lächelt. Man fragt sich noch kurz gegenseitig, wie man heißt und schon legt Mustafa, der Barbier von der Princenallee los. Es wäre sicher ein leichtes, mit Mustafa in ein Gespräch über Fußball zu kommen. Eine aufgehängte grün-gelbe Fahne von Şanlıurfaspor, einem türkischen Fußballverein aus der 3. Liga, bezeugt zumindest ein gemeinsames Interesse. Aber da man heute nicht wieder, wie auf dem letzten Wedding-Trip, als "Groupie" bezeichnet werden will, vermeidet man ein Gespräch über Fußball und erst recht über Kevin-Prince Boateng. Mit einem angenehm weichen Pinsel trägt Mustafa einen sehr feinporigen Schaum auf das Gesicht und den Hals auf. Und dann geht es wieder los mit dem Nervenkitzel. Mustafa übergießt seine Rasierklinge mit einer Flüssigkeit und fackelt mit einem großen Feuerzeug an ihr entlang. Man fragt sich, warum er das macht, traut sich aber nicht zu fragen - jetzt besser kein falsches Wort - erklärt es sich selbst kurzerhand mit einer Desinfektion der Klinge. Und dann geht es los. Routiniert setzt Mustafa die Klinge an, er beginnt unter der Nase, vermutlich so als Warm-Up. Die geschickten Bewegungen lassen einen dann doch Vertrauen schöpfen. Heikel wird es aber wieder, als Mustafa sich den Hals vornimmt. Als man im wahrsten Sinne des Wortes die große Klinge an der Kehle spürt. Nun schießen einem dann doch Gedanken durch den Kopf wie: „Jetzt bloß die Fresse halten“ oder „Hoffentlich findet Mustafa einen einigermaßen ok“. Und trotz all dem Nervenkitzel fühlt es sich angenehm an, was er da mit der scharfen Klinge macht. Nachdem man nun diesen Nervenkitzel tatsächlich wohlbehalten überstanden hat, und Mustafa alle Barthaare gekonnt entfernt hat, legt er einem ein warmes, nasses Tuch auf das Gesicht, welches angenehm nach Minze oder irgend so was ähnlichem riecht. In jedem Falle sehr wohltuend. In der Zwischenzeit verknotet Mustafa mit seinen Zähnen und seinen Fingern in einer aufwendigen Prozedur einen sehr langen, dünnen Faden. Und während man sich noch fragt, was Mustafa nun vor hat, beginnt er auch schon, mit dem zwischen den Händen verwickelten Faden, Haare aus dem Gesicht zu entfernen, an Stellen, von denen man bislang gar nicht wusste, dass dort Haare wachsen. Das leichte Ziepen im Gesicht ist aber ein unweigerlicher Beweis, dass es dort sowas wie Haare geben muss. Und dann folgt auch schon der nächste Nervenkitzel. Nachdem Mustafa den Faden aus den Fingern entknotet hat, taucht er ein überdimensionales Wattestäbchen in eine Flüssigkeit und zündet es mit einem Feuerzeug an. Kurzzeitig überlegt man, ob Mustafa einem nun doch übel mitspielen will, denn er macht sich daran, dieses brennende Wattestäbchen mit schnellen Bewegungen am Ohr entlang zu führen. Widererwartend verspürt man aber keinen Schmerz und Mustafa erklärt, dass durch diesen Vorgang alle Haare auf und im Ohr entfernt werden. Nun spült er einem noch routiniert das Gesicht mit lauwarmem Wasser ab und dann ist die Rasur mit Gesichtspflege auch schon beendet. Man bedankt sich herzlich, zahlt mit ordentlichem Trinkgeld und als man zurück auf die Pricenallee tritt, fühlt man sich wie neu geboren. Selten fühlte man sich sauberer und gepflegter im Gesicht. Und man fragt sich in diesem Moment, warum die ganzen gestressten Berliner dauernd in irgendwelche Wellnesstempel im Spreewald, am Scharmützelsee oder in der Ruppiner Seenplatte fahren, wenn sie doch die beste Wellness direkt vor der Haustür haben.
Bislang ist dieser Tag im Wedding jedenfalls wiedererwartend ein Urlaubstag wie er im Buche steht: Gutes Wetter, entspanntes Verweilen im Grünen an einem wilden Gewässer, Abenteuer, ein bisschen Nervenkitzel und dazu auch noch Wellness-Behandlung vom feinsten. Kurzzeitig überlegt man gar, ob es sich lohnen würde, auf professioneller Ebene Wellness-Trips in den Wedding zu vermarkten. Und doch ist man sich auch im Überschwang dieser Gefühle schnell bewusst, dass man sowas vielleicht besser nicht machen sollte, da es vermutlich irgendwie respektlos den Leuten im Wedding gegenüber wäre, die hier täglich ums Überleben oder zumindest aber um ihr Auskommen und ein bisschen Glück kämpfen müssen. Das ist hier ja schließlich nicht Disney-World.
Was zu essen wäre jedenfalls gut, denn die Zeit ist wie im Fluge vergangen und die Uhrzeiger peilen inzwischen Highnoon an. Und was zum Essen sollte doch zwischen den ganzen Grills hier nun wirklich zu finden sein. Es fällt einem richtig schwer, eine Wahl zu treffen. Mit dem veganen Berlin, wo diese ganzen Projekteltern ihre Soja-Latte schlürfen, und sich dabei über Lotus-Geburten, diverse Globuli und gesunde Kita-Ernährung unterhalten, hat der Wedding hier jedenfalls nicht so viel Gemeinsamkeiten, zum Glück. Und so läuft man die ganze Princenallee noch mal bis zu dem großen Boateng-Wandbild am U-Bahnhof Pankstraße runter und da man sich immer noch nicht entscheiden kann biegt man noch mal in die Badstraße ein. Und vor einem libanesischen Imbiss weiß man plötzlich, dass man richtig ist. Die Jungs hinter der Theke versuchen sich gerade in einer interessanten Behandlung mit Fäusten und Ellenbogen gegenseitig Verspannungen aus dem Rücken zu vertreiben. Als man den Laden betritt, unterbrechen sie diesen Vorgang und begrüßen einen freundlich. Da man sich nicht zwischen Falafel und Shawarma entscheiden kann und man ja schließlich Urlaub hat, bestellt man kurzerhand einfach beides. Und da hier nix vorfrittiert ist und alles frisch zubereitet wird, beginnen die Jungs hinter der Theke mit einer langen Zubereitung. Dies gibt einem Zeit, bei arabischen Klängen aus den kleinen Boxen an der Decke, einen Sitzplatz aufzusuchen und die Gedanken zu ordnen. Auch hier bekommt man wieder ein Glas mit heißem, schwarzem Tee hingestellt. Man kann sich nur wiederholen: Ein toller Brauch! Und so kann man die Gedanken noch mal schweifen lassen.
Man denkt zunächst über den Wedding nach, wie er sich hier draußen vor der Fensterscheibe in der Badstraße präsentiert. Man fragt sich noch mal, ob es nicht irgendwie respektlos den Leuten im Wedding gegenüber ist, dass man sich hier heute so sau-wohl fühlt. Natürlich ist einem bewusst, dass das Leben hier für die aller meisten Leute nicht einfach ist, sondern eher ein permanenter Kampf. Und den Leuten, die hier diesen täglichen Kampf immer wieder aufs Neue annehmen, um ihr Auskommen zu sichern, mit was auch immer, gebührt Respekt. Dass es für einen außenstehenden hier so viel Schönes zu entdecken gibt, soll nicht in Abrede stellen, dass die Menschen es hier schwer haben. Und dass dieser Wedding kein Hort der Glückseligkeit ist, wird hier an vielen Stellen sogar noch offensichtlicher als drüben in der Turiner Straße, dort wo die Kovac-Jungs groß geworden sind. Das ist ein Kiez mit Ecken und Kanten. Einer der seine großen und kleinen Dramen schreibt, bei denen es nichts zu beschönigen gibt. Und doch sieht man an diesem Tag eben auch viel Schönes. Mag sein, dass die Leute die hier leben, den Blick für das Schöne oft verlieren. Später, auf der Heimfahrt mit dem Kopfhörer am Ohr löst George Boateng diesen Wiederspruch schließlich auf, als er einem vor rappt:
„Und ich sag dir, der Scheiß hat auch schöne Seiten,
doch du kannst sie erst sehen durch getönte Scheiben“
Und während man noch mal einen Schluck von diesem warmen Tee nimmt, denkt man wieder an die Geschichte von Prince. Und natürlich gehört zu dieser Geschichte das Foul, das die Nation erhitzte.
Das Bild von Prince war in der deutschen Öffentlichkeit wie weiter oben beschrieben, also bereits vor 2010 gezeichnet. Und alle fühlten sich bestätigt, an dem Tag, als der vermeintliche Verrückte aus dem Ghetto den vermeintlichen Saubermann des deutschen Fußballs (Ballack) im FA-Cup-Finale 2010 foulte und dieser Ballack in Folge dessen die Fußball-WM in Südafrika verpasst. Da entlädt sich plötzlich der ganze Zorn einer Nation. Und es wurde hässlich. Nun war die Treibjagd endgültig eröffnet. Die ARD sendete einen „Brennpunkt“, das ZDF ein „Spezial“. Die Boulevard-Blätter überschlagen sich und das Internet schien vor Verunglimpfungen und Gewaltaufrufen gegen Prince zu explodieren. Hier im Eintracht-Forum war auch einiges los, wenngleich auch differenzierte Sachen geschireben wurden, so überwog doch der Zorn und die Moderation musste umfänglisch löschen. George Boateng sagte einmal, dass sein Bruder in diesen Tagen der „Staatsfeind Nr. 1“ in Deutschland war. Besonders übertrieben hat er damit sicher nicht. Viele waren sich einig: Der aus dem Wedding hat den deutschen Saubermann-Kapitän aus Görlitz mit voller Absicht verletzt, damit dieser für die WM ausfällt. Unter all diese hasserfüllte Stimmung mischt sich schnell auch ein rassistischer Ton. Im Internet kursieren übelste rassistische Beschimpfungen gegen Prince. Aufrufe zur Gewalt und Morddrohungen sind in diesen Tagen keine Seltenheit. Und auch das Mittel der Sippenhaft soll nach dem Willen einiger deutschen „Fußball-Fans“ wieder Anwendung finden. Jedenfalls richtet sich ein Teil des Hasses auch gegen den Bruder Jérôme und es wird mancher Orts die Forderung laut, man solle aufgrund des Fouls von Prince den Bruder Jérôme aus der deutschen Nationalmannschaft ausschließen. Und tatsächlich schafft es die deutsche Öffentlichkeit in diesen Tagen einen Keil zwischen die Boateng-Brüder zu treiben. Denn auch wenn sich Jérôme aller größte Mühe gibt, auf der einen Seite loyal gegenüber seinem Bruder zu bleiben und auf der anderen Seite auch den Erwartungen der deutschen Öffentlichkeit gerecht zu werden, die natürlich möchten, dass er das Foul seines Bruders verurteilt, so sind es einige Äußerungen zu denen Jérôme mit seinen gerade mal 20 Jahren gedrängt wird , die Kevin so verärgern, dass er den Kontakt zu seinem Bruder vorrübergehend abbricht.
Kein Mensch fragt in den Tagen der Treibjagd nach der Vorgeschichte. Keiner will wissen, dass sich Ballack bereits 2006 in einem Spiel zwischen Hertha BSC und dem FC Bayern respektlos gegenüber Prince verhalten hat. Kaum einer geht darauf ein, dass dieser Ballack dem Prince auch im FA-Cup-Endspiel wenige Minuten vor dem Foul eine Ohrfeige verpasst hatte. Und auch dass sich Prince bereist auf dem Platz bei Ballack entschuldigt hatte, will in Deutschland niemand hören. Gut und Böse waren im Zusammenhang mit diesem Foul aus dem FA-Cup-Finale 2010 klar verteilt. Keiner will zu diesem Zeitpunkt hören, dass der Saubermann Ballack vielleicht doch nicht so ein lupenreiner Sportsmann ist – nein – sein Berater erhält sogar reichlich Beifall, als er ankündigt, dass er eine Klage gegen Prince prüfe. Man denkt bei dieser ganzen Geschichte rückblickend an ein Musikstück einer deutschen Sprechgesangsgruppe aus den späten 1990er Jahren:
Wenn der Vorhang fällt, sieh hinter die Kulissen,
die Bösen sind oft gut und die guten sind gerissen.
Prince muss eine Lawine (neudeutsch vermutlich einen Shitstorm genannt) über sich ergehen lassen, wie es selten ein Fußballer in Deutschland ertragen musste. Er hält sich mit öffentlichen Aussagen in diesen Tagen zurück. Und selbst wenn er dann mal reflektierte Dinge, nach den ganzen Gewaltaufrufen und den Morddrohungen gegen ihn sagt, verhallen diese ungeachtet:
„Menschen werden umgebracht und vergewaltigt und niemand kümmert sich darum. Aber wenn jemand ein Foul im Fußball macht, werden die Leute verrückt. Und die gleichen Menschen fragen sich später, wie es passieren kann, dass Menschen angegriffen und verletzt werden.“
Das Land, für das Prince ursprünglich einmal Fußball spielen wollte, erklärt ihn zum Feind. Dringend angebrachte Differenzierungen sind in der Öffentlichkeit nicht vorgesehen. Leute, die sich für Prince stark machen werden bestenfalls belächelt, schlimmstenfalls verunglimpft und bedroht. Und auch im Rückblick wird wohl niemand beim DFB öffentlich einräumen, dass man in Wirklichkeit sogar ganz froh war, dass Ballack nicht dabei war und Fipsi zum Kapitän wurde. Denn auch als Ballack wieder fit war, durfte er nicht mehr mittun und die deutsche Mannschaft spielte mit Özil und Khedira und ohne Ballack plötzlich feinsten Fußball, der die Welt verzückte. Dies veranlasste den Ballack-Berater wiederum zu erneut kruden Äußerungen.
Jedenfalls kam es dann 2010 zum ersten Bruder-Duell bei einer Fußball-WM. Erst in den folgenden Jahren konnte die Profi-Karriere von Prince nach all den Turbulenzen in stabileres Fahrwasser gelangen. Er wechselte zum AC Mailand nach Italien. Dort bekam er das Umfeld und die Anerkennung, die er benötigte, um sein ganzes Potential zu entfalten. Und es ist sicher keine Übertreibung, wenn man Prince über weite Strecken seiner Milan-Zeit als Weltklasse-Fußballer bezeichnet. Zunächst verdrängte er den Weltmeister und Milan-Star Gattuso. Aber er entwickelte sich auch zu einem Spielmacher, einem klassischen 10er, sodass auch bald ein gewisser Andrea Pirlo in Richtung Juve flüchtete, da er den Konkurrenzkampf mit Prince um den Stammplatz fürchtete. Prince erhielt dann auch folgerichtig die Rückennummer 10. Er wuchs bei Milan zum zentralen Spielmacher heran und das immerhin in einem Star-Ensemble, welches aus Leuten wie Ronaldinho, Ibrahimovic, Seedorf oder Alessandro Nesta bestand. Bezeichnenderweise war sein Trikot zwischen all den Stars das meist verkaufte Trikot bei den Milan-Fans. Und nicht nur auf dem Fußballplatz konnte er in diesen Jahren seine Weltklasse nachweisen. Er war auch abseits des Fußballplatzes gefragt. Der Junge aus dem Wedding bewegt sich sicher auf einem ganz anderen Paket, abseits des Fußballplatzes, wenn er z.B. vor den Vereinten Nationen zum Thema Rassismus referierte oder wenn er eloquente Interviews in fünf verschiedenen Sprachen gab. Und auch bei der Einladung von Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter machte er eine gute Figur. Vermutlich half ihm da dann wieder seiner Herkunft aus dem Wedding, denn dort lernt man früh, mit Leuten mit krimineller Energie umzugehen.
Und bis heute wollen die Journalisten aus aller Welt mit Prince reden. Eben genau aus dem Grund, weil er was zu sagen hat. Weil er einem keine Floskeln um die Ohren haut. Weil das was er sagt, Hand und Fuß hat. Er hat einiges erlebt, was seinen Charakter gefestigt hat. Wer hat eigentlich mal behauptet, es gäbe im Fußball keine Typen mehr? Er ist zudem einfühlsam und charmant. Und genau dies passt wiederum überhaupt nicht mit dem Bild überein, dass die deutsche Öffentlichkeit von ihm spätestens nach dem Ballack-Foul zeichnete und welches noch heute in den Köpfen vieler Fußball-Fans verhaftet ist. Natürlich soll an dieser Stelle kein verklärtes Bild gemalt werden. Prince ist ein Fußballer, der Ecken und Kanten hat, der vielleicht auch stur und schwierig sein kann. Er hat sicher Fehler gemacht in seiner Laufbahn. In frühen Jahren hat er bewusst mit diesem Ghetto-Image kokettiert und dadurch vermutlich auch selber ein Stück weit Anteil an dem Bild, was die Medien über ihn zeichneten und auch bis heute zeichnen. In wie weit dieses Ghetto-Image aber tatsächlich auf Prince jemals zutraf, lässt sich nur schwer einschätzen. Dazu vielleicht noch diese Anekdote: Als Prince 2007 für immerhin 7,5 Millionen Euro zu Tottenham wechselte (also für eine Summe, die bereits zu dieser Zeit die Rekordablöse von Eintracht Frankfurt rund 10 Jahren später für Sebastien Haller überstieg), spielte der junge Prince mit der Erfahrung seiner 20 Lebensjahren bei seiner Vorstellung ebenfalls auf dieses Ghetto-Image an. Einige eingefleischte Tottenham-Anhänger haben sich daraufhin schon damals auf eine neugierige Reise in den Wedding gemacht. Und vermutlich muss man an dieser Stelle nicht extra erklären, dass Leute, die aus Tottenham stammen, sich mit Brennpunkt, kultureller Vielfalt und dem was man im Volksmund als "Ghetto" bezeichnet, auskennen. Jedenfalls kehrten die Tottenham-Fans nach England zurück und urteilten über den Berliner Wedding: „What a nice Ghetto!“
Im Endeffekt ist es aber auch völlig egal, wie viel Ghetto in Kevin-Prince Boateng steckt. Das in der Öffentlichkeit bestehende Bild von ihm, hat ohnehin nie gestimmt. Daher wäre es vielleicht auch mal an der Zeit, dass die deutsche Öffentlichkeit ein wenig Abbitte leistet, bei einem Mann, den sie viel zu lange viel zu einseitig dargestellt hat. Bei einem Mann, der in diesem Land zeitweise von den Medien zum Abschuss frei gegeben wurde, obwohl ihm damit Unrecht getan wurde. Dieser Kevin-Prince Boateng hat es verdient, dass man ihm endlich vorbehaltlos entgegen tritt. Und man darf in Zukunft auch gerne mal über die Eigenschaften berichten, die ihm die Leute zuschreiben, die ihn wirklich kennen. Eigenschaften wie Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Empathie, Führungsstärke, Charme, Humor und Lebensfreude. Wenn man dann noch hinzurechnet, dass er sich auch durchsetzen kann, dass er über Rückgrat verfügt und Charakter besitzt, dass er einen durchtrainierten Körper hat und auch sonst ein ganz okayes Aussehen hat (sofern man das als männliche Hete beurteilen kann), dann möchte man den Männern im Rhein-Main-Gebiet zurufen: „Jungs, haltet eure Mädels fest!“ Aber zum Glück ist der Prince ja vom Markt. Er ist glücklich verheiratet und ein liebevoller Familienvater, was nicht zuletzt dazu führte, dass er den Weg zur Frankfurter Eintracht fand, da er dort die Familie zusammenführen kann. Man wird jedenfalls das Gefühl einfach nicht los, dass in diesem Fußballer viel mehr „Prince-Charming“ steckt als „Ghetto-Fighter“.
An dieser Stelle möchte man sich fast entschuldigen, dass die letzten Zeilen etwas in den Glamour-Gala-Yellow-Press-Style abgeschweift sind, aber man hat ja auch nicht alle Tage einen so schillernden Spieler in den Reihen der Eintracht. Daher sei um Nachsicht gebeten.
Und dann gleich noch ein subjektiver Eindruck hinterher geschoben: Prince macht ja optisch praktisch immer eine ziemlich gute Figur. Aber wenn man sich Bilder seiner Fußball-Laufbahn anschaut, dann muss man sagen, dass ihm genau drei Trikots besonders gut standen. Das eine war das Trikot der ghanaischen Nationalmannschaft. Das zweite war das Milan-Trikot. Und das dritte ist das Trikot von Eintracht Frankfurt. Darin sieht er einfach viel besser aus, als z.B. im Hertha- oder Schalke-Trikot. Jedenfalls wird das nun einfach mal als sehr schlüssiger ( )Beleg gewertet, dass die Verbindung zwischen Kevin-Prince Boateng und Eintracht Frankfurt einfach passt.
Nicht zuletzt teilen der Prince und die Eintracht-Fans viele Eigenschaften: Der Kampfgeist, der Stolz, die Ecken und Kanten, der Charakter, das Rückgrat, das Mit-Rückschlägen-Umgehen-Können, die Empathie, den Charme und nicht zuletzt den Fakt, dass man in der Öffentlichkeit schon so manches Mal zu Unrecht verurteilt wurde und ein öffentliches Image entstanden ist, was nicht der Realität entspricht.
Und während man es an diesem Spätsommertag im Wedding nun tatsächlich geschafft hat die regionalen Spezialitäten des Weddings Falafel und Shawarma vollständig zu verspeisen, denkt man, dass diese Prince- und Eintracht-Eigenschaften auch gut und gerne auf den Wedding übertragen werden können. Denn der Wedding hat auch Ecken und Kanten, Charakter, Rückgrat, ein viel zu schlechtes Image, Stolz, Kampfgeist und auch diese ganzen gefühlvollen Sachen. Genau, wie man den Wedding in unseren Kovac-Brüdern erkennt, so scheint der Wedding auch den Prince tief geprägt zu haben. Sein großer Bruder würde es rappend so ausdrücken:
„Du kriegst mich aus dem Wedding, doch den Wedding nicht aus mir.“
Und natürlich möchte man es dem Prince wünschen, dass er als Fußballer und als Mensch endlich ohne Vorbehalte in Deutschland bewertet und angenommen wird. Auf der anderen Seite präsentiert der Wedding seine liebenswerte Seite auch nicht jedem auf dem Silbertablett. Von daher ist man fast geneigt zu sagen: Sollen die, die nicht bereit sind hinter die Kulissen zu blicken und das eingefahrenen Bild zu hinterfragen doch in ihrer falschen Sichtweise versauern. Das gilt für die Betrachter des Weddings wie für die Betrachter des Prince. Wer nicht bereit ist, die Ebene der Oberflächlichkeit zu verlassen, dem werden völlig zu Recht die vielen aufregenden, spannenden und geradezu hinreißende Perspektiven verwehrt bleiben.
Und mit diesem Gefühl des anmutigen Trotzes wird der Wedding dann nach unserer zweiten Wedding-Exkursion verlassen. Und dieser Wedding hat es auch diesmal wieder geschafft, schwer zu beeindrucken. Beseelt von den vielen Eindrücken, versucht man es sich auf einem Sitzplatz der Straßenbahn bequem zu machen. Nachdem die Kopfhörer mit dem Mobiltelefon verbunden und aufs Ohr geklemmt sind, wird diese Abspann-Musik für die heutige Wedding-Exkursion ausgewählt:
BTNG – Hier!
Und während man den Reimen von George Boateng lauscht und die Straßenbahn allmählich wieder in diese andere Welt - den Prenzlauer Berg - vordringt, denkt man vor sich hin: Wie Recht sie doch damals hatten, die Tottenham-Fans.
What a nice Ghetto!
Da wir nun schon einmal wegen dem Prince im Wedding unterwegs sind, biegen wir logischerweise auch noch mal in die Prinzenallee ein. Auch hier wieder zahlreiche Grill-Imbisse. Dazwischen Wettbüros. Besonders beliebt scheint die Kombination aus Sportwetten-Bar und Shisha-Bar zu sein. Zudem gibt es vereinzelt noch bulgarische Supermärkte und algerische Fleischereien, wo man Delikatessen wie Lammköpfe, Hammelhoden oder ganze Schafhälften erwerben kann. An vielen Ecken riecht es hier schon morgens um diese Uhrzeit, also so kurz nach 10, nach Gras. Viel öfter riecht es jedoch nach Hundekacke. Überall stehen geschäftige junge Männer auf der Straße und telefonieren angeregt mit ihrem Mobiltelefon. Man hört alle möglichen Sprachen, Deutsch ist eher selten darunter. Wenn sich bekannte junge Männer auf der Straße begegnen, begrüßen sie sich mit aufwendigen Abklatsch-Ritualen. Baseball-Caps, Eastpack-Bauchtasche und sportliche Hosen sind bei den männlichen Leuten beliebt. Frauen tragen vermehrt Kopftuch. Zwischen all den Spielhallen und Spätkäufen trifft man dann tatsächlich auch noch auf das „Café Prince“, welches man natürlich sofort als sicheren Hinweis auf unseren Prince deutet. Und immer wieder donnern die startenden Maschinen von TXL über die Köpfe. Man geht die Prinz(c)enallee also einmal in nördlicher Richtung rauf bis zur Stephanuskirche und kehrt dann auf der anderen Straßenseite in südlicher Richtung zurück und lässt die Eindrücke auf sich wirken.
Vor einem Friseur-Laden, der Coiffeur Ziya heißt, bleibt man stehen. Man beobachtet zunächst von außen, was dort so vor sich geht. Vor allem sind es angeregte Unterhaltungen unter Männern, die da drinnen und auch vor dem Laden vor sich gehen. Man versteht zwar kein Wort aber ist trotzdem fasziniert von der Intensität, in der sich die Leute unterhalten. Einige scheinen es hinzubekommen, gleichzeitig mit Leuten in dem Laden zu reden und nebenbei noch zu telefonieren. Vor dem Laden sitzen ein paar ältere Männer und kauen auf Sonnenblumenkernen. Und während man dieses angeregte Setting beobachtet studiert man das Angebot, welches in unterschiedlichen Sprachen an der Wand vor dem Laden angebracht ist. Haarschnitt 8 €, Rasur 5€, Modellrasur 7€, Rasur und Gesichtspflege 15€. Ein sehr verlockendes Angebot, vor allem, wenn man sich gerade etwas stoppelig im Gesicht anfühlt. Und doch zögert man, den Laden zu betreten. Man überlegt kurz, ob die Leute drinnen das in Ordnung fänden, wenn man da einfach rein kommt und sie auf Deutsch anquatscht, da man der Sprachen nicht mächtig ist, die dort gerade gesprochen werden. Man wäre jedenfalls der einzige, ohne Migrationshintergrund in dem Laden. Man zögert kurz und sagt sich dann aber: „Warum eigentlich nicht? Prince würde sich schließlich auch in den Laden trauen.“ Ein bisschen Nervenkitzel ist schon dabei. Man betritt den Friseurladen also und fragt fast etwas schüchtern, ob die Leute Zeit für eine Rasur mit Gesichtspflege haben. Die sehr freundliche Begrüßung lässt die Unsicherheit schwinden und man bekommt den einzigen freien Platz zugewiesen. Wie selbstverständlich bekommt man einen türkischen Tee hingestellt. Dieser Brauch ist einem noch vom letzten Wedding-Ausflug im November in Erinnerung. Dieser türkische Schwarztee scheint so eine Art Lebenselixier des Weddings zu sein. Überall, wo die Leute einen willkommen heißen und wo sie es gut mit einem meinen, bekommt man diesen Tee hingestellt. Ein schöner Brauch.
Und dann muss man in Mitten dieses Stimmengewirrs aus Sprachen die man nicht kennt und einer akustischen Beschallung aus den Boxen mit türkischer Musik erst einmal warten. Man kommt sich vor wie in einer anderen, aufregenden Welt. Und dann schweifen die Gedanken während des Wartens doch wieder zu unserem Prince aus dem Wedding.
Wenn man sich mit Kevin-Prince Boateng ein bisschen näher befasst, dann fällt eines sehr schnell auf: Alle Menschen, die ihn persönlich gut kennen, zeichnen in ihren Erzählungen ein Bild von ihm, dass so gar nicht mit diesem rüpelhaften Ghetto-Treter-Image zusammenpasst, welches vor allem die deutschen Medien ihm verpasst haben. Sei es sein ehemaliger Grundschullehrer, seine Jugendtrainer oder auch spätere Bezugspersonen, Mannschaftskollegen und Trainer; Jürgen Klopp sei hier mal stellvertretend aufgeführt. Und nicht zuletzt unser Cheftrainer Niko Kovac. Klopp sagte z.B. über Prince während seiner Dortmunder Zeit Sachen wie diese: „Ich finde es lächerlich und es nervt mich, wenn Kevin unterstellt wird, dass er absichtlich Foul spielt. Der Junge will Zweikämpfe gewinnen, mehr nicht.“ Zudem wehrte sich Klopp schon damals vehement gegen das Image, welches die Medien Prince anhängen wollten: „Wir alle wissen, dass er derzeit kein besonders gutes Image hat. Doch das reicht offenbar aus, um ihn aufgrund seiner aggressiven Spielweise zum Treter abzustempeln (…) Er ist sicherlich ab und zu übermotiviert, aber deswegen ist er noch lange kein schlechter Mensch.“ Alle, die näher mit Kevin-Prince zu tun hatten beschreiben ihn als freundlichen, angenehmen und sehr umgänglichen Menschen. Da hört man nix von einem schwierigen Egomanen, der sich nicht unterordnen kann und eine Bedrohung für das Binnenklima einer Mannschaft sein soll. Sein Grundschullehrer, zu dem Prince übrigens immer noch Kontakt hält, beschreibt ihn als „höflich, zuvorkommend, respektvoll und hilfsbereit“ und er soll stets „gute Laune ausgestrahlt“ haben. Zudem war er demnach nie in Schlägereien verwickelt und es gab von ihm „kein Macho-Gehabe, keine Gangsterposen, keine Ghettosprüche“. Auch sein ehemaliger Jugendtrainer Frank Friedrichs, zudem Prince ebenfalls bis heute Kontakt hält, beschreibt ihn als „zuverlässig und pünktlich“ ebenso sei er schon früh „ein helles Köpfchen“ und dazu auch sonst sehr liebenswert gewesen. Prince kam immerhin bereits mit 9 Jahren selbstständig mit der U-Bahn alleine zum Training und zu den Spielen. Er musste schon viel früher alles für sich selber organisieren, zu Zeiten, wo Mannschaftskollegen noch von ihren Eltern mit dem Auto zum Training gebracht und wieder abgeholt wurden und am Wochenende zu den Spielen begleitet wurden.
Aber natürlich verlief auch die Entwicklung von Prince nicht immer stromlinienförmig. Schwierigkeiten sollen sich ergeben haben, als Prince in der Pubertät altersbedingt einige männliche Bezugspersonen, wie sein Grundschullehrer oder sein langjähriger Jugendtrainer Frank Friedrichs wegfielen. Auch sein Bruder George sagt über diese Zeit, dass er Prince damals das ein oder andere Mal ins Gewissen reden musste, dass dieser sein Talent nicht weg schmeißen soll, wie er (George) es selber zuvor gemacht hatte. Der starke Wille von Prince führte aber dazu, dass er auch diese Zeit überstand und weiter an seiner Fußball-Laufbahn arbeitet.
Und ein trauriger Fakt, der sich von der Jugend an durch seine Fußball-Karriere zieht, ist die Tatsache, dass er auf dem Fußballplatz rassistisch beschimpft wird. Nicht nur von Gegenspielern sondern auch von deren Eltern. Es fällt ihm nicht immer leicht, dass alles hin zu nehmen und sich nicht provozieren zu lassen. Vor allem hat er am Spielfeldrand, beispielsweis auf den Sportplätzen in Weißensee, Marzahn oder Hellersdorf keinen Vater, der ihm zuschaut und ihn auch mal beruhigen kann. Prince sagte damals: „Im Osten ist es manchmal schon krass.“ Er hat niemand, der ihn in solchen Momenten die Wut nimmt, beruhigend auf ihn einwirkt und ihn tröstet. Und vor allem hat er noch nicht die Lobby und die Aufmerksamkeit wie er sie am 3. Januar 2013 in Busto Arsizio hatte, als er nach wiederholten rassistischen Anfeindungen den Ball in Richtung Tribüne ballerte und die Milan-Mannschaft mit ihm geschlossen das Spielfeld verließ. Nein, Prince spielt zu dieser Zeit noch in der Jugendmannschaft von Hertha und muss das alles irgendwie über sich ergehen lassen, ohne selber durchzudrehen.
Und er spielt mit hochbegabten Fußballern zusammen, die sein Bruder Jérôme einmal als „die Verrückten“ bezeichnet hat. Spieler wie Ashkan Dejagah, Sejad Salhiovic oder Patrick Ebert. Allesamt hochveranlagte Kicker aber allesamt auch keine stromlinienförmigen Nachwuchstalente vom Schlage eines Fipsi Lahms. Durchaus herausfordernde Charaktere. Es gibt die Legende, dass sie damals eine Oberliga-Mannschaft (also 1. Herren) in einer Soccer-Hall herausforderten. Diese Oberliga-Mannschaft soll voller Siegesgewissheit gegen die jungen Hüpfer eingewilligt haben – es wurde wohl um die Platzmiete gespielt – jedenfalls wurde anschließend die gestandene Oberliga-Mannschaft von Prince und seinen „Verrückten“ nach Strich und Faden auseinandergenommen und deutlich besiegt. Und auch in dieser Truppe war Prince natürlich der herausragende Spieler. Er durchläuft daher folgerichtig alle Jugendnationalmannschaften des DFB. Insgesamt trägt er in den Nachwuchsmannschaften 41 mal das Trikot von Deutschland. Und er macht Erfahrungen, die viele deutsche Nachwuchsnationalspieler mit Migrationshintergrund zu dieser Zeit machen. Sie werden missverstanden und nicht vollumfänglich akzeptiert. Eine Anekdote, die ebenfalls von Michael Horeni stammt: Vor einem U15 Länderspiel Deutschland gegen Österreich fragt ein Reporter Prince, was er fühlt vor dem Spiel. Prince antwortet: „Stolz, aber ein bisschen bin ich ja auch Ghanaer.“ Der Reporter findet, dass er sich nicht sicher ist ob er Deutscher ist. Der Trainer von Prince entgegnet aber, man müsse sich nicht wundern über diese Zweifel. Der Reporter fragt „Warum?“ und der Trainer antwortet: „Weil er auf dem Platz als Neger beschimpft wird und Sachen wie ‚Geh dahin wo du her kommst‘ hört“.
Im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft der B-Jugend im Jahre 2003 treffen die verrückten Hertha-Jungs um Prince, Ebert und Dejagah auf die B-Jugend des VFB Stuttgart, der u.a. mit Sami Khedira und Andreas Beck antritt. Hertha fertigt Stuttgart mit 4:1 ab, überragender Spieler auf dem Platz ist Kevin-Prince Boateng. Und wieder bewundert Jérôme seinen großen Bruder. Es ist zur damaligen Zeit der Traum von Kevin-Prince und Jérôme Boateng, einmal gemeinsam in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen. Niemand ahnt damals, dass Prince der einzige Spieler sein wird, der zweimal die Fritz-Walter-Medaille des DFB erhält und doch niemals deutscher A-Nationalspieler werden wird. 2005 erhält Prince diese Fritz-Walter-Medaille bei der U18 in Bronze und ein Jahr später bei der U19 die gleiche Ehrung in Gold. Zudem wird sein Treffer im U19-Länderspiel gegen Griechenland zum Tor des Monats im Juli 2005 gewählt.
Somit steht Prince natürlich 2009 in der Vorbereitung auf die EM im Aufgebot der Deutschen U21, die in Schweden einige Wochen später den Titel gewinnen sollte. Jene U21, die mit ihren Spielern Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil Jahre später das Grundgerüst der Weltmeistermannschaft von 2014 bilden wird. Außerdem standen damals 2009 neben Prince auch noch die talentierten Wedding-Kicker Ashkan Djagah, Änis Ben-Hatira und Chinedu Ede im DFB-Aufgebot. Kurz vor dem Turnier kommt es im Trainingslager zu einem Zwischenfall, in dessen Folge Prince aus der Mannschaft fliegt. Was wirklich passierte, ist unklar. Einige Spieler sollen sich aus dem Trainingslager entfernt haben und in einer Kneipe getrunken haben. Es kommt offenbar zu einem Streit mit anderen Gästen, Prince – der im Wedding gelernt hat, mit heiklen Situationen umzugehen - vermittelt im Streit und bestellt Taxis, mit denen er seine Mannschaftskollegen ins Trainingscamp zurück schickt. Dann steht aber kein Taxi mehr zur Verfügung, mit dem er selber zurückfahren kann. Er muss ewig auf ein freies Taxi warten und kommt somit über eine Stunde nach seinen Mannschaftskollegen zurück ins Team-Hotel. Nachdem Horst Hrubesch, der Prince eigentlich wertschätzt, am nächsten Tag den Rauswurf vor der Presse verkündet sagt er: „Ich habe bei vielen Sachen im Leben immer ein lachendes und ein weinendes Auge. Aber bei dieser Sache habe ich nur zwei weinende Augen.“ Bis heute halten sich Gerüchte, dass einige Mitspieler den Trainer zu dem Rauswurf gedrängt haben sollen, da sie in Prince einen Konkurrenten sahen, an dem sie nicht vorbei kamen. Es ist das Ende, einer von zahlreichen Missverständnissen geprägten Beziehung zwischen dem DFB und Kevin-Prince Boateng. Der DFB hatte die Tür für einen der talentiertesten Spieler seines Jahrgangs für immer zugeschlagen und für Prince platzte endgültig der Traum, gemeinsam mit seinem Bruder für Deutschland spielen zu dürfen.
Kurze Zeit später erklärte er, dass er künftig für das Land seines Vaters, Ghana, antreten werde. Die Medien nahmen dies zum Anlass, um ihre Geschichte vom „guten“ und vom „bösen“ Boateng weiter zu spinnen. Auf der einen Seite der fleißige, disziplinierte und ruhige Jérôme, der für Deutschland spielt und auf der anderen Seite, der Treter, der Durchgeknallte aus dem Wedding, der künftig für Ghana auflaufen wird. Befeuert wurde das Ganze von Aussagen, verschiedener Fußballfunktionäre, die sich nicht zu schade waren, vernichtende Urteile zu fällen. Ein Matthias Sammer lässt sich – ohne dass er Prince persönlich kennt(!) – zu folgender Aussage hinreißen: „Die wesentliche Aussage bei der Leistungsvoraussetzung ist die Persönlichkeit. Ich sehe Jérôme als leistungsorientierten, konzentrierten, disziplinierten Spieler. Er erfüllt die Leistungsvoraussetzungen. Sein Bruder eben nicht. Gerade beim wesentlichen Punkt Persönlichkeit, da kann seine Entwicklung nicht mit der von Jérôme mithalten.“ Bam! Dieses Zitat muss Prince wie ein Faustschlag getroffen haben. Und zusätzlich das Gefühl befeuert haben, der DFB wolle einen Keil zwischen ihn und seinen Bruder, der sich immer an ihm orientiert hatte, treiben. Und auch andere viel gefragte, aber wenig intelligente Fußballprominenz fühlt sich bemüßigt, ein Mainstream-Bild von Prince zu zeichnen, was ihm nicht gerecht wird. Alle waren sich einig, dass dieser Prince „absichtlich foulte“ (Olaf Thon), „der Fiesling der Bundesliga“ sei (Lothar Matthäus), oder dass „dieser Fußballer nicht sozialisierbar“ (Marcel Reif) sei. Und Beckenbauer äußerte: „Ich weiß nicht was in dem Kopf eines solchen Spielers vor sich geht.“ Wieder ist es Jürgen Klopp – einer der wenigen, der Prince persönlich kennt – der sich gegen die Kampagne stellt und für Prince in den Ring steigt: „Kevin-Prince wird zwar nie ein Mönch, aber er ist vernünftig und hat das Recht vernünftig behandelt zu werden. Nur weil er zwei Stunden länger als Kind auf der Straße verbracht hat, ist er jetzt nicht schlimmer als seine Kritiker.“ Aber diese Worte von Klopp verhallen ungehört. Fußball-Deutschland ist sich einig, das Bild vom „RAMBOateng“ (Bild-Zeitung) ist längst in Stein gemeißelt.
Aus diesen Gedanken zur Vergangenheit von Prince wird man im Wedding schlagartig gerissen, da einer der Mitarbeiter des Coiffeur Ziya in der Princenallee signalisiert, nun bereit für die Rasur zu sein. Er klopft einem auf die Schulter und fragt: „Na mein Freund, vertraust du mir?“ während er im nächsten Moment eine lange Klinge auf den Tisch legt und lächelt. Man fragt sich noch kurz gegenseitig, wie man heißt und schon legt Mustafa, der Barbier von der Princenallee los. Es wäre sicher ein leichtes, mit Mustafa in ein Gespräch über Fußball zu kommen. Eine aufgehängte grün-gelbe Fahne von Şanlıurfaspor, einem türkischen Fußballverein aus der 3. Liga, bezeugt zumindest ein gemeinsames Interesse. Aber da man heute nicht wieder, wie auf dem letzten Wedding-Trip, als "Groupie" bezeichnet werden will, vermeidet man ein Gespräch über Fußball und erst recht über Kevin-Prince Boateng. Mit einem angenehm weichen Pinsel trägt Mustafa einen sehr feinporigen Schaum auf das Gesicht und den Hals auf. Und dann geht es wieder los mit dem Nervenkitzel. Mustafa übergießt seine Rasierklinge mit einer Flüssigkeit und fackelt mit einem großen Feuerzeug an ihr entlang. Man fragt sich, warum er das macht, traut sich aber nicht zu fragen - jetzt besser kein falsches Wort - erklärt es sich selbst kurzerhand mit einer Desinfektion der Klinge. Und dann geht es los. Routiniert setzt Mustafa die Klinge an, er beginnt unter der Nase, vermutlich so als Warm-Up. Die geschickten Bewegungen lassen einen dann doch Vertrauen schöpfen. Heikel wird es aber wieder, als Mustafa sich den Hals vornimmt. Als man im wahrsten Sinne des Wortes die große Klinge an der Kehle spürt. Nun schießen einem dann doch Gedanken durch den Kopf wie: „Jetzt bloß die Fresse halten“ oder „Hoffentlich findet Mustafa einen einigermaßen ok“. Und trotz all dem Nervenkitzel fühlt es sich angenehm an, was er da mit der scharfen Klinge macht. Nachdem man nun diesen Nervenkitzel tatsächlich wohlbehalten überstanden hat, und Mustafa alle Barthaare gekonnt entfernt hat, legt er einem ein warmes, nasses Tuch auf das Gesicht, welches angenehm nach Minze oder irgend so was ähnlichem riecht. In jedem Falle sehr wohltuend. In der Zwischenzeit verknotet Mustafa mit seinen Zähnen und seinen Fingern in einer aufwendigen Prozedur einen sehr langen, dünnen Faden. Und während man sich noch fragt, was Mustafa nun vor hat, beginnt er auch schon, mit dem zwischen den Händen verwickelten Faden, Haare aus dem Gesicht zu entfernen, an Stellen, von denen man bislang gar nicht wusste, dass dort Haare wachsen. Das leichte Ziepen im Gesicht ist aber ein unweigerlicher Beweis, dass es dort sowas wie Haare geben muss. Und dann folgt auch schon der nächste Nervenkitzel. Nachdem Mustafa den Faden aus den Fingern entknotet hat, taucht er ein überdimensionales Wattestäbchen in eine Flüssigkeit und zündet es mit einem Feuerzeug an. Kurzzeitig überlegt man, ob Mustafa einem nun doch übel mitspielen will, denn er macht sich daran, dieses brennende Wattestäbchen mit schnellen Bewegungen am Ohr entlang zu führen. Widererwartend verspürt man aber keinen Schmerz und Mustafa erklärt, dass durch diesen Vorgang alle Haare auf und im Ohr entfernt werden. Nun spült er einem noch routiniert das Gesicht mit lauwarmem Wasser ab und dann ist die Rasur mit Gesichtspflege auch schon beendet. Man bedankt sich herzlich, zahlt mit ordentlichem Trinkgeld und als man zurück auf die Pricenallee tritt, fühlt man sich wie neu geboren. Selten fühlte man sich sauberer und gepflegter im Gesicht. Und man fragt sich in diesem Moment, warum die ganzen gestressten Berliner dauernd in irgendwelche Wellnesstempel im Spreewald, am Scharmützelsee oder in der Ruppiner Seenplatte fahren, wenn sie doch die beste Wellness direkt vor der Haustür haben.
Bislang ist dieser Tag im Wedding jedenfalls wiedererwartend ein Urlaubstag wie er im Buche steht: Gutes Wetter, entspanntes Verweilen im Grünen an einem wilden Gewässer, Abenteuer, ein bisschen Nervenkitzel und dazu auch noch Wellness-Behandlung vom feinsten. Kurzzeitig überlegt man gar, ob es sich lohnen würde, auf professioneller Ebene Wellness-Trips in den Wedding zu vermarkten. Und doch ist man sich auch im Überschwang dieser Gefühle schnell bewusst, dass man sowas vielleicht besser nicht machen sollte, da es vermutlich irgendwie respektlos den Leuten im Wedding gegenüber wäre, die hier täglich ums Überleben oder zumindest aber um ihr Auskommen und ein bisschen Glück kämpfen müssen. Das ist hier ja schließlich nicht Disney-World.
Was zu essen wäre jedenfalls gut, denn die Zeit ist wie im Fluge vergangen und die Uhrzeiger peilen inzwischen Highnoon an. Und was zum Essen sollte doch zwischen den ganzen Grills hier nun wirklich zu finden sein. Es fällt einem richtig schwer, eine Wahl zu treffen. Mit dem veganen Berlin, wo diese ganzen Projekteltern ihre Soja-Latte schlürfen, und sich dabei über Lotus-Geburten, diverse Globuli und gesunde Kita-Ernährung unterhalten, hat der Wedding hier jedenfalls nicht so viel Gemeinsamkeiten, zum Glück. Und so läuft man die ganze Princenallee noch mal bis zu dem großen Boateng-Wandbild am U-Bahnhof Pankstraße runter und da man sich immer noch nicht entscheiden kann biegt man noch mal in die Badstraße ein. Und vor einem libanesischen Imbiss weiß man plötzlich, dass man richtig ist. Die Jungs hinter der Theke versuchen sich gerade in einer interessanten Behandlung mit Fäusten und Ellenbogen gegenseitig Verspannungen aus dem Rücken zu vertreiben. Als man den Laden betritt, unterbrechen sie diesen Vorgang und begrüßen einen freundlich. Da man sich nicht zwischen Falafel und Shawarma entscheiden kann und man ja schließlich Urlaub hat, bestellt man kurzerhand einfach beides. Und da hier nix vorfrittiert ist und alles frisch zubereitet wird, beginnen die Jungs hinter der Theke mit einer langen Zubereitung. Dies gibt einem Zeit, bei arabischen Klängen aus den kleinen Boxen an der Decke, einen Sitzplatz aufzusuchen und die Gedanken zu ordnen. Auch hier bekommt man wieder ein Glas mit heißem, schwarzem Tee hingestellt. Man kann sich nur wiederholen: Ein toller Brauch! Und so kann man die Gedanken noch mal schweifen lassen.
Man denkt zunächst über den Wedding nach, wie er sich hier draußen vor der Fensterscheibe in der Badstraße präsentiert. Man fragt sich noch mal, ob es nicht irgendwie respektlos den Leuten im Wedding gegenüber ist, dass man sich hier heute so sau-wohl fühlt. Natürlich ist einem bewusst, dass das Leben hier für die aller meisten Leute nicht einfach ist, sondern eher ein permanenter Kampf. Und den Leuten, die hier diesen täglichen Kampf immer wieder aufs Neue annehmen, um ihr Auskommen zu sichern, mit was auch immer, gebührt Respekt. Dass es für einen außenstehenden hier so viel Schönes zu entdecken gibt, soll nicht in Abrede stellen, dass die Menschen es hier schwer haben. Und dass dieser Wedding kein Hort der Glückseligkeit ist, wird hier an vielen Stellen sogar noch offensichtlicher als drüben in der Turiner Straße, dort wo die Kovac-Jungs groß geworden sind. Das ist ein Kiez mit Ecken und Kanten. Einer der seine großen und kleinen Dramen schreibt, bei denen es nichts zu beschönigen gibt. Und doch sieht man an diesem Tag eben auch viel Schönes. Mag sein, dass die Leute die hier leben, den Blick für das Schöne oft verlieren. Später, auf der Heimfahrt mit dem Kopfhörer am Ohr löst George Boateng diesen Wiederspruch schließlich auf, als er einem vor rappt:
„Und ich sag dir, der Scheiß hat auch schöne Seiten,
doch du kannst sie erst sehen durch getönte Scheiben“
Und während man noch mal einen Schluck von diesem warmen Tee nimmt, denkt man wieder an die Geschichte von Prince. Und natürlich gehört zu dieser Geschichte das Foul, das die Nation erhitzte.
Das Bild von Prince war in der deutschen Öffentlichkeit wie weiter oben beschrieben, also bereits vor 2010 gezeichnet. Und alle fühlten sich bestätigt, an dem Tag, als der vermeintliche Verrückte aus dem Ghetto den vermeintlichen Saubermann des deutschen Fußballs (Ballack) im FA-Cup-Finale 2010 foulte und dieser Ballack in Folge dessen die Fußball-WM in Südafrika verpasst. Da entlädt sich plötzlich der ganze Zorn einer Nation. Und es wurde hässlich. Nun war die Treibjagd endgültig eröffnet. Die ARD sendete einen „Brennpunkt“, das ZDF ein „Spezial“. Die Boulevard-Blätter überschlagen sich und das Internet schien vor Verunglimpfungen und Gewaltaufrufen gegen Prince zu explodieren. Hier im Eintracht-Forum war auch einiges los, wenngleich auch differenzierte Sachen geschireben wurden, so überwog doch der Zorn und die Moderation musste umfänglisch löschen. George Boateng sagte einmal, dass sein Bruder in diesen Tagen der „Staatsfeind Nr. 1“ in Deutschland war. Besonders übertrieben hat er damit sicher nicht. Viele waren sich einig: Der aus dem Wedding hat den deutschen Saubermann-Kapitän aus Görlitz mit voller Absicht verletzt, damit dieser für die WM ausfällt. Unter all diese hasserfüllte Stimmung mischt sich schnell auch ein rassistischer Ton. Im Internet kursieren übelste rassistische Beschimpfungen gegen Prince. Aufrufe zur Gewalt und Morddrohungen sind in diesen Tagen keine Seltenheit. Und auch das Mittel der Sippenhaft soll nach dem Willen einiger deutschen „Fußball-Fans“ wieder Anwendung finden. Jedenfalls richtet sich ein Teil des Hasses auch gegen den Bruder Jérôme und es wird mancher Orts die Forderung laut, man solle aufgrund des Fouls von Prince den Bruder Jérôme aus der deutschen Nationalmannschaft ausschließen. Und tatsächlich schafft es die deutsche Öffentlichkeit in diesen Tagen einen Keil zwischen die Boateng-Brüder zu treiben. Denn auch wenn sich Jérôme aller größte Mühe gibt, auf der einen Seite loyal gegenüber seinem Bruder zu bleiben und auf der anderen Seite auch den Erwartungen der deutschen Öffentlichkeit gerecht zu werden, die natürlich möchten, dass er das Foul seines Bruders verurteilt, so sind es einige Äußerungen zu denen Jérôme mit seinen gerade mal 20 Jahren gedrängt wird , die Kevin so verärgern, dass er den Kontakt zu seinem Bruder vorrübergehend abbricht.
Kein Mensch fragt in den Tagen der Treibjagd nach der Vorgeschichte. Keiner will wissen, dass sich Ballack bereits 2006 in einem Spiel zwischen Hertha BSC und dem FC Bayern respektlos gegenüber Prince verhalten hat. Kaum einer geht darauf ein, dass dieser Ballack dem Prince auch im FA-Cup-Endspiel wenige Minuten vor dem Foul eine Ohrfeige verpasst hatte. Und auch dass sich Prince bereist auf dem Platz bei Ballack entschuldigt hatte, will in Deutschland niemand hören. Gut und Böse waren im Zusammenhang mit diesem Foul aus dem FA-Cup-Finale 2010 klar verteilt. Keiner will zu diesem Zeitpunkt hören, dass der Saubermann Ballack vielleicht doch nicht so ein lupenreiner Sportsmann ist – nein – sein Berater erhält sogar reichlich Beifall, als er ankündigt, dass er eine Klage gegen Prince prüfe. Man denkt bei dieser ganzen Geschichte rückblickend an ein Musikstück einer deutschen Sprechgesangsgruppe aus den späten 1990er Jahren:
Wenn der Vorhang fällt, sieh hinter die Kulissen,
die Bösen sind oft gut und die guten sind gerissen.
Prince muss eine Lawine (neudeutsch vermutlich einen Shitstorm genannt) über sich ergehen lassen, wie es selten ein Fußballer in Deutschland ertragen musste. Er hält sich mit öffentlichen Aussagen in diesen Tagen zurück. Und selbst wenn er dann mal reflektierte Dinge, nach den ganzen Gewaltaufrufen und den Morddrohungen gegen ihn sagt, verhallen diese ungeachtet:
„Menschen werden umgebracht und vergewaltigt und niemand kümmert sich darum. Aber wenn jemand ein Foul im Fußball macht, werden die Leute verrückt. Und die gleichen Menschen fragen sich später, wie es passieren kann, dass Menschen angegriffen und verletzt werden.“
Das Land, für das Prince ursprünglich einmal Fußball spielen wollte, erklärt ihn zum Feind. Dringend angebrachte Differenzierungen sind in der Öffentlichkeit nicht vorgesehen. Leute, die sich für Prince stark machen werden bestenfalls belächelt, schlimmstenfalls verunglimpft und bedroht. Und auch im Rückblick wird wohl niemand beim DFB öffentlich einräumen, dass man in Wirklichkeit sogar ganz froh war, dass Ballack nicht dabei war und Fipsi zum Kapitän wurde. Denn auch als Ballack wieder fit war, durfte er nicht mehr mittun und die deutsche Mannschaft spielte mit Özil und Khedira und ohne Ballack plötzlich feinsten Fußball, der die Welt verzückte. Dies veranlasste den Ballack-Berater wiederum zu erneut kruden Äußerungen.
Jedenfalls kam es dann 2010 zum ersten Bruder-Duell bei einer Fußball-WM. Erst in den folgenden Jahren konnte die Profi-Karriere von Prince nach all den Turbulenzen in stabileres Fahrwasser gelangen. Er wechselte zum AC Mailand nach Italien. Dort bekam er das Umfeld und die Anerkennung, die er benötigte, um sein ganzes Potential zu entfalten. Und es ist sicher keine Übertreibung, wenn man Prince über weite Strecken seiner Milan-Zeit als Weltklasse-Fußballer bezeichnet. Zunächst verdrängte er den Weltmeister und Milan-Star Gattuso. Aber er entwickelte sich auch zu einem Spielmacher, einem klassischen 10er, sodass auch bald ein gewisser Andrea Pirlo in Richtung Juve flüchtete, da er den Konkurrenzkampf mit Prince um den Stammplatz fürchtete. Prince erhielt dann auch folgerichtig die Rückennummer 10. Er wuchs bei Milan zum zentralen Spielmacher heran und das immerhin in einem Star-Ensemble, welches aus Leuten wie Ronaldinho, Ibrahimovic, Seedorf oder Alessandro Nesta bestand. Bezeichnenderweise war sein Trikot zwischen all den Stars das meist verkaufte Trikot bei den Milan-Fans. Und nicht nur auf dem Fußballplatz konnte er in diesen Jahren seine Weltklasse nachweisen. Er war auch abseits des Fußballplatzes gefragt. Der Junge aus dem Wedding bewegt sich sicher auf einem ganz anderen Paket, abseits des Fußballplatzes, wenn er z.B. vor den Vereinten Nationen zum Thema Rassismus referierte oder wenn er eloquente Interviews in fünf verschiedenen Sprachen gab. Und auch bei der Einladung von Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter machte er eine gute Figur. Vermutlich half ihm da dann wieder seiner Herkunft aus dem Wedding, denn dort lernt man früh, mit Leuten mit krimineller Energie umzugehen.
Und bis heute wollen die Journalisten aus aller Welt mit Prince reden. Eben genau aus dem Grund, weil er was zu sagen hat. Weil er einem keine Floskeln um die Ohren haut. Weil das was er sagt, Hand und Fuß hat. Er hat einiges erlebt, was seinen Charakter gefestigt hat. Wer hat eigentlich mal behauptet, es gäbe im Fußball keine Typen mehr? Er ist zudem einfühlsam und charmant. Und genau dies passt wiederum überhaupt nicht mit dem Bild überein, dass die deutsche Öffentlichkeit von ihm spätestens nach dem Ballack-Foul zeichnete und welches noch heute in den Köpfen vieler Fußball-Fans verhaftet ist. Natürlich soll an dieser Stelle kein verklärtes Bild gemalt werden. Prince ist ein Fußballer, der Ecken und Kanten hat, der vielleicht auch stur und schwierig sein kann. Er hat sicher Fehler gemacht in seiner Laufbahn. In frühen Jahren hat er bewusst mit diesem Ghetto-Image kokettiert und dadurch vermutlich auch selber ein Stück weit Anteil an dem Bild, was die Medien über ihn zeichneten und auch bis heute zeichnen. In wie weit dieses Ghetto-Image aber tatsächlich auf Prince jemals zutraf, lässt sich nur schwer einschätzen. Dazu vielleicht noch diese Anekdote: Als Prince 2007 für immerhin 7,5 Millionen Euro zu Tottenham wechselte (also für eine Summe, die bereits zu dieser Zeit die Rekordablöse von Eintracht Frankfurt rund 10 Jahren später für Sebastien Haller überstieg), spielte der junge Prince mit der Erfahrung seiner 20 Lebensjahren bei seiner Vorstellung ebenfalls auf dieses Ghetto-Image an. Einige eingefleischte Tottenham-Anhänger haben sich daraufhin schon damals auf eine neugierige Reise in den Wedding gemacht. Und vermutlich muss man an dieser Stelle nicht extra erklären, dass Leute, die aus Tottenham stammen, sich mit Brennpunkt, kultureller Vielfalt und dem was man im Volksmund als "Ghetto" bezeichnet, auskennen. Jedenfalls kehrten die Tottenham-Fans nach England zurück und urteilten über den Berliner Wedding: „What a nice Ghetto!“
Im Endeffekt ist es aber auch völlig egal, wie viel Ghetto in Kevin-Prince Boateng steckt. Das in der Öffentlichkeit bestehende Bild von ihm, hat ohnehin nie gestimmt. Daher wäre es vielleicht auch mal an der Zeit, dass die deutsche Öffentlichkeit ein wenig Abbitte leistet, bei einem Mann, den sie viel zu lange viel zu einseitig dargestellt hat. Bei einem Mann, der in diesem Land zeitweise von den Medien zum Abschuss frei gegeben wurde, obwohl ihm damit Unrecht getan wurde. Dieser Kevin-Prince Boateng hat es verdient, dass man ihm endlich vorbehaltlos entgegen tritt. Und man darf in Zukunft auch gerne mal über die Eigenschaften berichten, die ihm die Leute zuschreiben, die ihn wirklich kennen. Eigenschaften wie Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Empathie, Führungsstärke, Charme, Humor und Lebensfreude. Wenn man dann noch hinzurechnet, dass er sich auch durchsetzen kann, dass er über Rückgrat verfügt und Charakter besitzt, dass er einen durchtrainierten Körper hat und auch sonst ein ganz okayes Aussehen hat (sofern man das als männliche Hete beurteilen kann), dann möchte man den Männern im Rhein-Main-Gebiet zurufen: „Jungs, haltet eure Mädels fest!“ Aber zum Glück ist der Prince ja vom Markt. Er ist glücklich verheiratet und ein liebevoller Familienvater, was nicht zuletzt dazu führte, dass er den Weg zur Frankfurter Eintracht fand, da er dort die Familie zusammenführen kann. Man wird jedenfalls das Gefühl einfach nicht los, dass in diesem Fußballer viel mehr „Prince-Charming“ steckt als „Ghetto-Fighter“.
An dieser Stelle möchte man sich fast entschuldigen, dass die letzten Zeilen etwas in den Glamour-Gala-Yellow-Press-Style abgeschweift sind, aber man hat ja auch nicht alle Tage einen so schillernden Spieler in den Reihen der Eintracht. Daher sei um Nachsicht gebeten.
Und dann gleich noch ein subjektiver Eindruck hinterher geschoben: Prince macht ja optisch praktisch immer eine ziemlich gute Figur. Aber wenn man sich Bilder seiner Fußball-Laufbahn anschaut, dann muss man sagen, dass ihm genau drei Trikots besonders gut standen. Das eine war das Trikot der ghanaischen Nationalmannschaft. Das zweite war das Milan-Trikot. Und das dritte ist das Trikot von Eintracht Frankfurt. Darin sieht er einfach viel besser aus, als z.B. im Hertha- oder Schalke-Trikot. Jedenfalls wird das nun einfach mal als sehr schlüssiger ( )Beleg gewertet, dass die Verbindung zwischen Kevin-Prince Boateng und Eintracht Frankfurt einfach passt.
Nicht zuletzt teilen der Prince und die Eintracht-Fans viele Eigenschaften: Der Kampfgeist, der Stolz, die Ecken und Kanten, der Charakter, das Rückgrat, das Mit-Rückschlägen-Umgehen-Können, die Empathie, den Charme und nicht zuletzt den Fakt, dass man in der Öffentlichkeit schon so manches Mal zu Unrecht verurteilt wurde und ein öffentliches Image entstanden ist, was nicht der Realität entspricht.
Und während man es an diesem Spätsommertag im Wedding nun tatsächlich geschafft hat die regionalen Spezialitäten des Weddings Falafel und Shawarma vollständig zu verspeisen, denkt man, dass diese Prince- und Eintracht-Eigenschaften auch gut und gerne auf den Wedding übertragen werden können. Denn der Wedding hat auch Ecken und Kanten, Charakter, Rückgrat, ein viel zu schlechtes Image, Stolz, Kampfgeist und auch diese ganzen gefühlvollen Sachen. Genau, wie man den Wedding in unseren Kovac-Brüdern erkennt, so scheint der Wedding auch den Prince tief geprägt zu haben. Sein großer Bruder würde es rappend so ausdrücken:
„Du kriegst mich aus dem Wedding, doch den Wedding nicht aus mir.“
Und natürlich möchte man es dem Prince wünschen, dass er als Fußballer und als Mensch endlich ohne Vorbehalte in Deutschland bewertet und angenommen wird. Auf der anderen Seite präsentiert der Wedding seine liebenswerte Seite auch nicht jedem auf dem Silbertablett. Von daher ist man fast geneigt zu sagen: Sollen die, die nicht bereit sind hinter die Kulissen zu blicken und das eingefahrenen Bild zu hinterfragen doch in ihrer falschen Sichtweise versauern. Das gilt für die Betrachter des Weddings wie für die Betrachter des Prince. Wer nicht bereit ist, die Ebene der Oberflächlichkeit zu verlassen, dem werden völlig zu Recht die vielen aufregenden, spannenden und geradezu hinreißende Perspektiven verwehrt bleiben.
Und mit diesem Gefühl des anmutigen Trotzes wird der Wedding dann nach unserer zweiten Wedding-Exkursion verlassen. Und dieser Wedding hat es auch diesmal wieder geschafft, schwer zu beeindrucken. Beseelt von den vielen Eindrücken, versucht man es sich auf einem Sitzplatz der Straßenbahn bequem zu machen. Nachdem die Kopfhörer mit dem Mobiltelefon verbunden und aufs Ohr geklemmt sind, wird diese Abspann-Musik für die heutige Wedding-Exkursion ausgewählt:
BTNG – Hier!
Und während man den Reimen von George Boateng lauscht und die Straßenbahn allmählich wieder in diese andere Welt - den Prenzlauer Berg - vordringt, denkt man vor sich hin: Wie Recht sie doch damals hatten, die Tottenham-Fans.
What a nice Ghetto!
Ich will die Bibi
So, ich häng ein bissi hinterher,
aber nichtsdestotrotz: Plan ist Plan!
09.09. / 3.Spieltag Auswärtsspiel
Borussia Mönchengladbach 0:1 Eintracht Frankfurt
Tabellenplatz 11
Nach der üblichen Länderspielpause
Startet heute die große Sause
Im sogenannten Borussia Park
Daheim sind die Fohlen ja angeblich stark
Doch wir erinnern uns zu gern zurück
April-Pokalspiel: Elfmeterglück!
Wir hatten sie an jenem Tage
Schon am Rande einer Niederlage
In der regulären Zeit
Sind heute aller guten Dinge zwei?
Also die erste Minute
Ist schon mal ’ne gute
Es geht direkt mit Schwung nach vorn
Mijat verwechselt Kimme und Korn
Und die Pille kullert an allen vorbei
Der wird doch nicht? Der geht doch nicht rein?
Der Weg ist lang. Die Gasse ist eng.
Doch kurz vor der Linie kommt Boateng
Und der gibt dem Kullerball noch einen Schubs
Den man der Kugel nicht geben muss
Nach vierzig Sekunden: das Einsnull bereits?
Aber nein! Der gute Prince steht abseits
Ah, das gibt’s nicht. Ich kann es nicht fassen
Da muss er doch nur die Socke weglassen
Aber gut, das ist halt des Stürmers Instinkt
Der hier den Borussen die Rettung bringt
Heidenei, das wär was gewesen
Von dem Schlag wären die nie mehr genesen
Aber gut, weiter geht’s. Das war halt ein Zeichen
Die Eintracht will hier und heut was erreichen
Das ganze Team ist auf Sturm getrimmt
Was mich doch sehr optimistisch stimmt
Haller wird mal wieder zurückgepfiffen
Aber Vestergaard hatte deutlich zuerst zugegriffen
Aber gut, das kennen wir schon
Unser Sturmriese aus der Grande Nation
Lässt gern und leicht Ball und Gegner prallen
Und da lässt sich der Gegner gerne mal fallen
Und tut sich was zuleide
Jetzt Willems an der Einwurfkreide
Er wirft den Ball an den ersten Pfosten
Da ist Haller wie gewohnt auf dem Posten
Der lässt den Ball vom Knie abtropfen
Und der rollt genau Boateng vor den Schlappen
Der wiederum nagelt das Ding aus knappen
Fünf Metern durch sämtliche Beine ins Netz
Die Fohlenabwehr schaut ziemlich entsetzt
Jetzt ist also dann doch noch passiert
Unser erstes Saisontor! Die Eintracht führt!
Nun sind die Fohlen doch leicht von der Rolle
Sie sind vom Angriffsschwung irritiert
Boateng hat gleich die nächste tolle
Chance, doch sein Kopfball ist nicht so platziert
Die Fohlen brauchen jetzt kleine Geschenke
Schiedsrichter Kampka scheint, wie ich denke,
Sich dafür heute zuständig zu fühlen
Handfreistoß? Wofür? Doch die Gladbacher wühlen
Sich jedes Mal in unsere Abwehr rein
Und kommen einfach nicht entscheidend vorbei
Mit unsren Verteidigern ist heut nicht spaßen
Sie jagen die Fohlen übers Gras wie die Hasen
Und jagen ihnen auch fast alle Bälle ab
Nach vorne sieht’s gut aus, doch es bleibt knapp
Denn beim letzten Pass fehlt die Präzision
Jetzt Haller schon wieder mit toller Kombination
Da kommt Fernandes und haut aus vollem Lauf
Die Kugel voll Mut und voll Pulle drauf
Zentimeter zu hoch, aber was ’ne Granate
Ein Zwischenfazit: die Borussia kann sich grade
Glücklich schätzen, dass es nur Einsnull steht
Und sie nicht noch weiter in Rückstand gerät.
Zwar überlässt man ihr oft den Ball
Denn die Eintracht probt heut den Überfall
Und wieder kommt es, wie es wohl kommen muss
Vestergaard verteilt Kopfnuss um Kopfnuss
Er fährt wie gewohnt den Ellnbogen aus
Und haut bei der Gelegenheit mal einen raus
Der eine ist leider unser Torschütze Prince
Ja, tut mir leid, genau diese Fouls, die sind’s,
Die dieses Gemütsloch von Fohlenprügel
So unsympathisch machen. Echt übel ...
Aber wieder hat der Schietrichter nix gesehen
Der Prince muss erst mal nach draußen gehen
Um sich dort behandeln zu lassen.
Es gibt nicht mal Gelb. Man kann es nicht fassen ...
Gacinovic pflegt seinen Stürmerdrang
Und fegt linksaußen die Linie entlang
Die Fohlen lahmen nur dumm hinterher
Wenn nur nicht der Pass noch zu spielen wär
Haller könnte den Angriff vollenden
Aber Sommer kommt mit seinen Händen
Grad noch so an die Reingabe dran
Aber die Adler hadern nicht lang
Da fliegt schon die nächste Flanke rein
Boateng köpft zurück und Haller schweißt ein
Aber wieder haben die Gladbacher Glück
Denn der Schiedsrichter pfeift auch dies’ Tor zurück
Ja, das war Abseits von Boateng
Aber diesmal war es ganz schön eng
Das war’n vielleicht zehn Zentimeter am Schuh
Schade. Denn unser Haller hätte im Nu
Auf Zweinull gestellt und endlich getroffen
Aber so bleibt die Partie erstmal noch offen
Es gibt zwei Minuten Nachspielzeit
In der Kabine steht hoffentlich Zieltee bereit ...
Das Halbzeitfazit ist recht leicht zu ziehen
Das Tor hat den Adlern Flügel verliehen
Sie haben die Borussen gut kontrolliert
Und sehr gute Angriffe durchgeführt
Mit ein bissi mehr Schussglück ständ’s vielleicht
Schon Zwei- oder Dreinull – wenn’s reicht.
Die Defensive steht erstaunlich sicher
Und so mancher Konter wirkt wie ein abendlicher
Spaziergang durch die Reihen der Fohlen
Kurz: Wir müssten hier heute drei Punkte holen
Zweite Halbzeit beginnt leicht gedämpft
Zwar wird nach wie vor um jeden Meter gekämpft
Doch es konzentriert sich aufs Mittelfeld
Weil sich die Eintracht jetzt tiefer stellt
Und die Borussen mal kommen lässt
Keule Hecking ist von den seinen gestresst
Die passen quer, die passen zurück
Aber sie nähern sich dadurch kein Stück
Dem Frankfurter Tor. Da geht nicht viel
Denn auch defensiv kontrollier’n wir das Spiel
Der erste Wechsel betrifft Boateng
Kovac ist mit dem Prinzen nicht etwa streng
Oder unzufrieden, nein, dem brummt die Rübe
Immer noch von Vestergaards Hiebe
Soviel zu Kampka „Ich hab nix geseh’n!“
Draußen seh’ ich Freund Rebic steh’n
Das wird jetzt wohl ein 5-2-2-1
Es steht nach wie vor: Adler Tor, Fohlen keins!
Die aber holen jetzt einige Ecken
Doch gegen unsere Abwehrrecken
Kommen die Gladbacher nicht recht zum Zuge
Jede Kopfballchance vergeht wie im Fluge
Also versucht es Stindl mal aus zweiter Reihe
Ne rechte Klebe gen linken Winkel
Ja, so ein Sonntagsschuss, das kann der Stindl
Aber Hradecky hat halt die Adlerweihe
Der nimmt sich Maß, der springt, der fliegt
Bis er waagrecht vorm Kreuzeck liegt
Und die Granate einhändig entschärft
Die Gladbacher sind jetzt eindeutig genervt
Noch nicht mal ein solches Ding geht heute rein
Besser wär’s wohl, sie sähen es ein
Heute gibt es kein Happy End
Sogar diese Osramkopie Hecking erkennt
Dass alle Versuche in den Frankfurter Beinen
Versanden, verenden, ja jämmerlich scheitern
Man könnte fast meinen
Das Schicksal will uns heute erheitern
Auswärtssieg! Skandieren die Fans
Und klar, das wär schon ein Feiertag, wenn’s
Heute so gegen die Fohlen kommt
Die wiederum greifen jetzt prompt
Zum letzten aller dummen Mittel
Raffael dribbelt sich ins letzte Drittel
Und dann in den Strafraum und wirft sich dort hin
Macht den sterbenden Schwan und schreit: „Ich bin
Doch gefoult. Ich sterbe doch grad!“
Aber diese Schwalbe war sogar für Kampka zu fad
Das kann er nicht pfeifen; das weiß sogar er
Jetzt machen’s die Fohlen dem Schiedsrichter schwer
Sie zu verschonen, denn sie starten
In den letzten Minuten den überharten
Einsatz, um noch was zu erzwingen
Sie betteln geradezu um gelbe Karten
Und das soll nun auch dreimal gelingen
Trotzdem, die Schiris wollen mal nicht so sein
Und räumen den Fohlen noch Chancen ein
Es gibt sechs Minuten Nachspiel oder so
Das ist ja fast schon auf Bayernniveau
Aber es nützt nichts. Selbst Bobadillas Versuch
Zu einem erneuten Elfmeterbetrug
Bringt sie nicht mehr zum Ausgleichtor
Die letzten Ecken. Sommer kommt vor
Abgewehrt! Jetzt freie Bahn zum leeren Kasten
Rebic zieht los und flucht dann der verpassten
Chance zum Zweinull lautstark hinterher
Den Freund Schiri hat nach acht(!) Minuten, bittesehr,
Jetzt plötzlich vom Nachspiel des Nachspiels genug
Ja, verrückt, die Zeit vergeht wie im Flug
Wenn Gladbach keine Chance mehr hat.
Aber auch so: sie sind jetzt schachmatt!
Großartig! Der erste Sieg der Saison
Den Fohlen fliegen die Punkte davon
Zwei Tore abseits und eins das zählt
Und nebenbei ein bisschen den Hecking gequält
Kovac weiß jetzt: Auch ohne den alten
Hasebe hat der Abwehrriegel gehalten
Salcedo hat in der Dreier/Fünfer debutiert
Auch Rückkehrer Rebic hat sich gut eingeführt
Nach vorn wird es auch langsam effektiv
Die Eintracht läuft und kämpft intensiv
Und ist wie vor Jahresfrist schwer zu bespielen
Wie Fans dürfen hoffen, das war der erste von vielen
Schönen Siegen, die folgen werden
Und das ist für uns das Glück auf Erden!
aber nichtsdestotrotz: Plan ist Plan!
09.09. / 3.Spieltag Auswärtsspiel
Borussia Mönchengladbach 0:1 Eintracht Frankfurt
Tabellenplatz 11
Nach der üblichen Länderspielpause
Startet heute die große Sause
Im sogenannten Borussia Park
Daheim sind die Fohlen ja angeblich stark
Doch wir erinnern uns zu gern zurück
April-Pokalspiel: Elfmeterglück!
Wir hatten sie an jenem Tage
Schon am Rande einer Niederlage
In der regulären Zeit
Sind heute aller guten Dinge zwei?
Also die erste Minute
Ist schon mal ’ne gute
Es geht direkt mit Schwung nach vorn
Mijat verwechselt Kimme und Korn
Und die Pille kullert an allen vorbei
Der wird doch nicht? Der geht doch nicht rein?
Der Weg ist lang. Die Gasse ist eng.
Doch kurz vor der Linie kommt Boateng
Und der gibt dem Kullerball noch einen Schubs
Den man der Kugel nicht geben muss
Nach vierzig Sekunden: das Einsnull bereits?
Aber nein! Der gute Prince steht abseits
Ah, das gibt’s nicht. Ich kann es nicht fassen
Da muss er doch nur die Socke weglassen
Aber gut, das ist halt des Stürmers Instinkt
Der hier den Borussen die Rettung bringt
Heidenei, das wär was gewesen
Von dem Schlag wären die nie mehr genesen
Aber gut, weiter geht’s. Das war halt ein Zeichen
Die Eintracht will hier und heut was erreichen
Das ganze Team ist auf Sturm getrimmt
Was mich doch sehr optimistisch stimmt
Haller wird mal wieder zurückgepfiffen
Aber Vestergaard hatte deutlich zuerst zugegriffen
Aber gut, das kennen wir schon
Unser Sturmriese aus der Grande Nation
Lässt gern und leicht Ball und Gegner prallen
Und da lässt sich der Gegner gerne mal fallen
Und tut sich was zuleide
Jetzt Willems an der Einwurfkreide
Er wirft den Ball an den ersten Pfosten
Da ist Haller wie gewohnt auf dem Posten
Der lässt den Ball vom Knie abtropfen
Und der rollt genau Boateng vor den Schlappen
Der wiederum nagelt das Ding aus knappen
Fünf Metern durch sämtliche Beine ins Netz
Die Fohlenabwehr schaut ziemlich entsetzt
Jetzt ist also dann doch noch passiert
Unser erstes Saisontor! Die Eintracht führt!
Nun sind die Fohlen doch leicht von der Rolle
Sie sind vom Angriffsschwung irritiert
Boateng hat gleich die nächste tolle
Chance, doch sein Kopfball ist nicht so platziert
Die Fohlen brauchen jetzt kleine Geschenke
Schiedsrichter Kampka scheint, wie ich denke,
Sich dafür heute zuständig zu fühlen
Handfreistoß? Wofür? Doch die Gladbacher wühlen
Sich jedes Mal in unsere Abwehr rein
Und kommen einfach nicht entscheidend vorbei
Mit unsren Verteidigern ist heut nicht spaßen
Sie jagen die Fohlen übers Gras wie die Hasen
Und jagen ihnen auch fast alle Bälle ab
Nach vorne sieht’s gut aus, doch es bleibt knapp
Denn beim letzten Pass fehlt die Präzision
Jetzt Haller schon wieder mit toller Kombination
Da kommt Fernandes und haut aus vollem Lauf
Die Kugel voll Mut und voll Pulle drauf
Zentimeter zu hoch, aber was ’ne Granate
Ein Zwischenfazit: die Borussia kann sich grade
Glücklich schätzen, dass es nur Einsnull steht
Und sie nicht noch weiter in Rückstand gerät.
Zwar überlässt man ihr oft den Ball
Denn die Eintracht probt heut den Überfall
Und wieder kommt es, wie es wohl kommen muss
Vestergaard verteilt Kopfnuss um Kopfnuss
Er fährt wie gewohnt den Ellnbogen aus
Und haut bei der Gelegenheit mal einen raus
Der eine ist leider unser Torschütze Prince
Ja, tut mir leid, genau diese Fouls, die sind’s,
Die dieses Gemütsloch von Fohlenprügel
So unsympathisch machen. Echt übel ...
Aber wieder hat der Schietrichter nix gesehen
Der Prince muss erst mal nach draußen gehen
Um sich dort behandeln zu lassen.
Es gibt nicht mal Gelb. Man kann es nicht fassen ...
Gacinovic pflegt seinen Stürmerdrang
Und fegt linksaußen die Linie entlang
Die Fohlen lahmen nur dumm hinterher
Wenn nur nicht der Pass noch zu spielen wär
Haller könnte den Angriff vollenden
Aber Sommer kommt mit seinen Händen
Grad noch so an die Reingabe dran
Aber die Adler hadern nicht lang
Da fliegt schon die nächste Flanke rein
Boateng köpft zurück und Haller schweißt ein
Aber wieder haben die Gladbacher Glück
Denn der Schiedsrichter pfeift auch dies’ Tor zurück
Ja, das war Abseits von Boateng
Aber diesmal war es ganz schön eng
Das war’n vielleicht zehn Zentimeter am Schuh
Schade. Denn unser Haller hätte im Nu
Auf Zweinull gestellt und endlich getroffen
Aber so bleibt die Partie erstmal noch offen
Es gibt zwei Minuten Nachspielzeit
In der Kabine steht hoffentlich Zieltee bereit ...
Das Halbzeitfazit ist recht leicht zu ziehen
Das Tor hat den Adlern Flügel verliehen
Sie haben die Borussen gut kontrolliert
Und sehr gute Angriffe durchgeführt
Mit ein bissi mehr Schussglück ständ’s vielleicht
Schon Zwei- oder Dreinull – wenn’s reicht.
Die Defensive steht erstaunlich sicher
Und so mancher Konter wirkt wie ein abendlicher
Spaziergang durch die Reihen der Fohlen
Kurz: Wir müssten hier heute drei Punkte holen
Zweite Halbzeit beginnt leicht gedämpft
Zwar wird nach wie vor um jeden Meter gekämpft
Doch es konzentriert sich aufs Mittelfeld
Weil sich die Eintracht jetzt tiefer stellt
Und die Borussen mal kommen lässt
Keule Hecking ist von den seinen gestresst
Die passen quer, die passen zurück
Aber sie nähern sich dadurch kein Stück
Dem Frankfurter Tor. Da geht nicht viel
Denn auch defensiv kontrollier’n wir das Spiel
Der erste Wechsel betrifft Boateng
Kovac ist mit dem Prinzen nicht etwa streng
Oder unzufrieden, nein, dem brummt die Rübe
Immer noch von Vestergaards Hiebe
Soviel zu Kampka „Ich hab nix geseh’n!“
Draußen seh’ ich Freund Rebic steh’n
Das wird jetzt wohl ein 5-2-2-1
Es steht nach wie vor: Adler Tor, Fohlen keins!
Die aber holen jetzt einige Ecken
Doch gegen unsere Abwehrrecken
Kommen die Gladbacher nicht recht zum Zuge
Jede Kopfballchance vergeht wie im Fluge
Also versucht es Stindl mal aus zweiter Reihe
Ne rechte Klebe gen linken Winkel
Ja, so ein Sonntagsschuss, das kann der Stindl
Aber Hradecky hat halt die Adlerweihe
Der nimmt sich Maß, der springt, der fliegt
Bis er waagrecht vorm Kreuzeck liegt
Und die Granate einhändig entschärft
Die Gladbacher sind jetzt eindeutig genervt
Noch nicht mal ein solches Ding geht heute rein
Besser wär’s wohl, sie sähen es ein
Heute gibt es kein Happy End
Sogar diese Osramkopie Hecking erkennt
Dass alle Versuche in den Frankfurter Beinen
Versanden, verenden, ja jämmerlich scheitern
Man könnte fast meinen
Das Schicksal will uns heute erheitern
Auswärtssieg! Skandieren die Fans
Und klar, das wär schon ein Feiertag, wenn’s
Heute so gegen die Fohlen kommt
Die wiederum greifen jetzt prompt
Zum letzten aller dummen Mittel
Raffael dribbelt sich ins letzte Drittel
Und dann in den Strafraum und wirft sich dort hin
Macht den sterbenden Schwan und schreit: „Ich bin
Doch gefoult. Ich sterbe doch grad!“
Aber diese Schwalbe war sogar für Kampka zu fad
Das kann er nicht pfeifen; das weiß sogar er
Jetzt machen’s die Fohlen dem Schiedsrichter schwer
Sie zu verschonen, denn sie starten
In den letzten Minuten den überharten
Einsatz, um noch was zu erzwingen
Sie betteln geradezu um gelbe Karten
Und das soll nun auch dreimal gelingen
Trotzdem, die Schiris wollen mal nicht so sein
Und räumen den Fohlen noch Chancen ein
Es gibt sechs Minuten Nachspiel oder so
Das ist ja fast schon auf Bayernniveau
Aber es nützt nichts. Selbst Bobadillas Versuch
Zu einem erneuten Elfmeterbetrug
Bringt sie nicht mehr zum Ausgleichtor
Die letzten Ecken. Sommer kommt vor
Abgewehrt! Jetzt freie Bahn zum leeren Kasten
Rebic zieht los und flucht dann der verpassten
Chance zum Zweinull lautstark hinterher
Den Freund Schiri hat nach acht(!) Minuten, bittesehr,
Jetzt plötzlich vom Nachspiel des Nachspiels genug
Ja, verrückt, die Zeit vergeht wie im Flug
Wenn Gladbach keine Chance mehr hat.
Aber auch so: sie sind jetzt schachmatt!
Großartig! Der erste Sieg der Saison
Den Fohlen fliegen die Punkte davon
Zwei Tore abseits und eins das zählt
Und nebenbei ein bisschen den Hecking gequält
Kovac weiß jetzt: Auch ohne den alten
Hasebe hat der Abwehrriegel gehalten
Salcedo hat in der Dreier/Fünfer debutiert
Auch Rückkehrer Rebic hat sich gut eingeführt
Nach vorn wird es auch langsam effektiv
Die Eintracht läuft und kämpft intensiv
Und ist wie vor Jahresfrist schwer zu bespielen
Wie Fans dürfen hoffen, das war der erste von vielen
Schönen Siegen, die folgen werden
Und das ist für uns das Glück auf Erden!
foo fighters - run (live @lollapalooza)
hatte das große vergnügen, herrn grohl und seine männer gestern abend mal wieder live zu erleben. diese unfassbare bühnenpräsenz ist schon unglaublich...
...und was freu ick mir auf die neue scheibe...
hatte das große vergnügen, herrn grohl und seine männer gestern abend mal wieder live zu erleben. diese unfassbare bühnenpräsenz ist schon unglaublich...
...und was freu ick mir auf die neue scheibe...
Gelöschter Benutzer
Ich finde die Artikel in der Frankfurter Rundschau heute ganz gut. Ausgewogen und ohne vernichtende Urteile. So geht es doch auch.
während ich noch am formulieren war, hast du schon ein gebabbel-punch gelandet...
die FR gefällt mir heute auch gut. im sinne aller beteiligten sollte die eintracht zukünftig alle spiele gewinnen. darüber freuen sich dann schreiben wie leser.
wir sind also ein fight club mit teamspirit. und unser tyler durden hat die 1. regel modifiziert. sie lautet nun "tor gemacht"!
die FR gefällt mir heute auch gut. im sinne aller beteiligten sollte die eintracht zukünftig alle spiele gewinnen. darüber freuen sich dann schreiben wie leser.
wir sind also ein fight club mit teamspirit. und unser tyler durden hat die 1. regel modifiziert. sie lautet nun "tor gemacht"!
Dagegen spricht die journalistische Prämisse "Only bad news are good news". Irgendwann wird wieder irgendwas hervorgekramt, selbst wenn wir am Ende unangefochten Meister werden sollten. So ist eben das Geschäft.
Bis dahin muss man es allerdings schweigend genießen.
Bis dahin muss man es allerdings schweigend genießen.
reggaetyp schrieb:amsterdam_stranded schrieb:
Würdest Du auch sagen, dass eine französische, italienische, spanische, angelsächsische, russische Kultur jenseits der Sprache schlicht nicht identifizierbar ist?
Bis auf Russland habe ich alle genannten Länder mehrfach besucht.
Meiner Erfahrung nach sind die kulturellen Unterschiede teilweise enorm.
das gilt für mich auch, bis auf russland. aber auch in diesen "ländern" macht es einen riesigen unterschied ob du in brighton oder in glasgow bist, in mailand oder auf sizilien, in marseille oder calais und in welcher gesellschaftlichen schicht du dich bewegst.
es behauptet ja niemand dass es in anderen ländern keine typischen "merkmale" gibt, aber viele davon sind eben auch rein regional und die gibt es auch in deutschland. was davon man als "kultur" bezeichnen kann wäre auch noch so eine frage. burger, cafe´au lit und pizza sind schon lange keine alleinstellungsmerkmale mehr.
und da kommt dann noch der unterschied hinzu ob menschen in ballungszentren leben oder im ländlichen. und ob der landwirt aus niederbayern mit dem bewohner auf sylt so viel gemein hat? oder der krabbenfischer aus friesland mit dem modedesigner aus münchen? oder der banker aus frankfurt mit dem taxifahrer in leipzig?
man kann das natürlich auch alles simplifizieren und frau antje, frere jaques und kate middleton für typische vertreter ihres landes halten. und winnetou für einen indianer und ivan rebroff für einen russen.
Gelöschter Benutzer
stefank schrieb:Xbuerger schrieb:
[edit: beleidigung]
Obwohl ich die Abneigung gegen Weidel wegen ihrer faschopopulistischen Überzeugungen teile, vermag ich nicht zu erkennen, dass sie deshalb wegen ihrer queeren Lebensweise beleidigt werden sollte.
Auch ich hab' nix dagegen, wenn man es der [Frau] ausnahmsweise mal recht macht:
https://www.youtube.com/watch?v=HDNHljUH0OI
[edited by Kadaj] [edit: prothurk, 11.09.17]
wer ne idee hat, wie man diese leute noch irgendwo abholen kann, immer raus damit...
https://www.facebook.com/ShahakShapira/posts/1917961818527188
https://www.facebook.com/ShahakShapira/posts/1917961818527188
Xbuerger schrieb:
wer ne idee hat, wie man diese leute noch irgendwo abholen kann, immer raus damit...
https://www.facebook.com/ShahakShapira/posts/1917961818527188
Ich will die nicht abholen! Ich muss nicht versuchen Deppen davon zu überzeugen, dass sie Deppen sind.
Vor allem aber hoffe ich, dass die Mitte sich nicht bemüßigt fühlt diesen Fratzen auch nur ansatzweise nach dem Mund zu reden oder rassistische Forderungen mit rassistischen Gesetzen zu legitimieren!
Mir reicht es aushalten zu müssen, dass sowas über Konstrukte wie Volk und Nation in Zusammenhang mit mir und denen die mir lieb sind gestellt wird.
Mehr muss man damit wirklich nicht zu tun haben!
Klingt nachvollziehbar. Einerseits hieße das natürlich, dass einige Leute, wenn der nächste Protestdampfer angetuckert kommt, eben auf diesen springen werden. Andererseits hat das Bildungssystem in diesem Land, was das Verständlichmachen von demokratischen Prozessen, aber auch den Sinn von Eigeninitiative oder zivilgesellschaftlichem Engagement angeht, massiv versagt. Denn wenn es mir (um mal dein Beispiel herauszugreifen) mir bei Wahlen in den letzten 12 Jahren (!) um nichts anderes ging, "denen da oben" eins reinzuwürgen, habe ich a) offensichtlich überhaupt keinen Plan von irgendwas, bin aber auch b) eine ganz arme Socke.